(GZ-18-2024 - 26. September) |
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Neuerungen zum Schulstart in Bayern |
Für rund 1,72 Millionen Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte hat das Schuljahr 2024/2025 begonnen. Damit steigt die Gesamtschülerzahl erneut um rund 31.000 an. Wie Kultusministerin Anna Stolz nach Beratungen des Bayerischen Ministerrats auf einer Pressekonferenz erläuterte, stocke der Freistaat die Personalkapazitäten an den Schulen mit 1.600 neu geschaffenen Stellen für Lehrkräfte sowie 600 Stellen für multiprofessionelle Kräfte deutlich auf. Damit solle die Unterrichtsversorgung gesichert werden. Zum Schulstart würden rund 3.800 Lehrkräfte neu eingestellt, hinzu kämen rund 3.700 Lehramtsabsolventen, die genauso wie 600 Quereinsteiger in den zweijährigen Vorbereitungsdienst starten. Insgesamt, so die Ministerin, sei die Personalversorgung zwar „herausfordernd, aber gut beherrschbar“.
Stolz zufolge sollen Schulen lebendige, positive und inspirierende Orte für die Schüler und attraktive Arbeitsplätze für die Lehrkräfte sein. Dabei stehe stets die Frage im Vordergrund, wie Kinder und Jugendliche stark für ihr weiteres Leben gemacht werden. „Deshalb werde ich den Weg des Dialogs fortsetzen, damit wir gemeinsam unser gutes Bildungssystem kontinuierlich weiter verbessern und zusammen die Schule der Zukunft gestalten“, erklärte die Ministerin.
PISA-Offensive und Verfassungsviertelstunde
Eine der Neuerungen zum Schulstart ist die Umsetzung der PISA-Offensive. Durch die Umgestaltung der Stundentafel (mehr Mathematik und Deutsch in der Grundschule; im Gegenzug weniger Schulstunden in den Fächern Englisch, Musik, Kunst, Werken und Gestalten) sowie die Einführung neuer Instrumente für Diagnose und Monitoring, sollen – begleitet durch entsprechende Förderprogramme – die Basiskompetenzen in den Grundschulen nachhaltig gestärkt werden. Eine kontinuierlich wachsende Aufgabe ist auch die schulische Integration. Im Lauf des Schuljahres setzt der Freistaat daher erstmalig verbindliche Sprachtests eineinhalb Jahre vor Einschulung und – bei festgestelltem Förderbedarf – verpflichtende Sprachförderung um. Die schulische Erstintegration wird zudem durch die Einführung schulartunabhängiger Deutschklassen weiterentwickelt.
Digitalisierung mit Augenmaß
Ebenfalls neue Impulse setzt Stolz bei der politischen Bildung durch die Einführung der Verfassungsviertelstunde oder die Stärkung des Lebensweltbezugs durch die Ausweitung des Konzepts „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“.
Die bayerischen Schüler fit für die Zukunft zu machen, bedeutet auch Digitalisierung mit Augenmaß. Deshalb startet im Freistaat der Roll-out der 1:1-Ausstattung mit digitalen Endgeräten an über 900 staatlichen Schulen – dies entspricht rund zwei Drittel aller teilnahmeberechtigten Schulen. Hinzu kommen ein Medien- und KI-Budget mit einem jährlichen Gesamtvolumen von 14,5 Mio. Euro.
Ein wichtiges Anliegen der Ministerin ist auch die „Zukunftswerkstatt Bildung in Bayern“ – ein Dialogformat, das Stolz im vergangenen Jahr in allen Regierungsbezirken gemeinsam mit der Schulfamilie ins Leben gerufen hatte. Die Ergebnisse und Vorschläge werden aktuell noch ausgewertet, die Ministerin kündigte aber bereits insbesondere drei Maßnahmen für das neue Schuljahr an: „Ich werde in diesem Jahr den Fokus auf die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern, aber auch von Lehrkräften deutlich verstärken.
Resilienz, Achtsamkeit, Stressbewältigung, Zeitmanagement werden immer wichtiger. Zudem werden wir die Lehrpläne in allen Schularten modernisieren, insbesondere entschlacken. Auch die Weiterentwicklung der Prüfungskultur werden wir in diesem Schuljahr grundlegend angehen. Ich will mir im Dialog mit den Schulfamilien ganz genau ansehen, was, wie und wie viel wir zukünftig prüfen sollten.“
Lehrermangel
„Keiner leugnet den Lehrermangel mehr“, hob die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, hervor. Es fehlten definitiv überall Lehrkräfte. Statt Stunden zu streichen, forderte die Präsidentin eine Erweiterung der Stundentafel vor allem in der Grundschule.
Mit Blick auf die Herausforderung Integration meinte Fleischmann: „Wenn dies Sprachstandstests erfordert, dann geht das nur mit mehr Personal und es geht auch nur, wenn man dann auch entsprechende individuelle Förderangebote für die Kinder anbieten kann – was auch wiederum Personal und Ressourcen benötigt.“ Dies abzuwägen sei ganz klar die Aufgabe der Kultusministerin.
Digitalisierung mit klaren pädagogischen Konzepten
Für die Digitalisierung des Unterrichts forderte die BLLV-Präsidentin: „Digitalisierung ja! Aber nicht um der Digitalisierung willen, sondern mit klaren pädagogischen Konzepten.“ Um diese zu erarbeiten, brauche es zunächst einen klaren Fokus auf das Thema und dann die entsprechende Zeit für Lehrerinnen und Lehrer, um diese Konzepte zu entwickeln und zu implementieren. Denn auch das könne nicht schon wieder einfach so nebenbei und „on top“ gemacht werden.
Ähnlich wie bei der Digitalisierung müsse auch bei der Entbürokratisierung der pädagogische Aspekt, nämlich eine klare Linie aus dem Kultusministerium mit maximaler Eigenverantwortung und den entsprechenden Freiheiten für die Schulen, im Vordergrund stehen, betonte Fleischmann. Einer der wichtigsten Punkte bleibe allerdings die Steigerung der Attraktivität des Lehrberufs, eng verbunden mit der Lehrkräftebildung. Eine entsprechende Reform könne aber nur ein Bestandteil sein, um wieder mehr Lehrerinnen und Lehrer an die Schule zu bekommen – „und zwar nicht irgendwen, sondern die Besten“.
Schulen ordentlich ausstatten
„Dafür“, so die Präsidentin, „heißt es jetzt aber auch, die Kernmannschaft an den Schulen gesund zu halten, eine leistungsorientierte Besoldung zu gewährleisten und die Schulen entsprechend auszustatten“. Es gehe um das Kerngeschäft der Kernmannschaft, die mit höchster Qualität beste Bildqualität liefern will und kann. Fleischmanns Fazit: „Der BLLV steht für Innovation, Weiterdenken, eine kritische Reflexion der Schulstruktur und der Bildungsforschung sowie die Steigerung der Bildungsqualität. Wir halten nichts vom blinden Bewahren, sich selbst Beweihräuchern, einer polemischen Politik und Stillstand.“ Resignation könne nicht der Weg sein. Motivation, Innovation und Veränderung benötige starke Lehrkräfte mit starken und überzeugenden Arbeitsbedingungen.
DK
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