Aus den Kommunenzurück

(GZ-23-2023 - 7. Dezember)
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► Schwäbischer Integrationspreis:

 

Sieben Leuchtturmprojekte

 

Gemeinsam mit Regierungspräsidentin Barbara Schretter verlieh Bayerns Innen- und Integrationsstaatssekretär Sandro Kirchner den diesjährigen Integrationspreis der Regierung von Schwaben an sieben herausragende Integrationsprojekte. Das Preisgeld in Höhe von 6.000 Euro stellte das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration zur Verfügung.

Das „Deutsch-Café“ in der Stadt Augsburg ist ein offenes und kostenloses Lern-Angebot von Freiwilligen der Tür an Tür-Integrationsprojekte gGmbH für Geflüchtete und Zuwanderer ab 16 Jahren. Dort engagieren sich Jung und Alt, Studenten ebenso wie Arbeitssuchende, Alteingesessene oder Menschen mit eigener Migrationsgeschichte. In 1:1-Tandems oder Mini-Gruppen wird das Erlernen der deutschen Sprache unterstützt – in Ergänzung zu klassischen Deutschkursen und individuell angepasst an die Bedürfnisse der Lernenden.

Aktuell bietet das Deutsch-Café für ca. 35 Freiwillige und 100 Lernende einen festen und zugleich flexiblen Rahmen, zwei Stunden pro Woche an einem festen Ort, an einem festen Tag, zu einer festen Zeit, jedoch ohne Verpflichtung zu regelmäßiger Teilnahme für beide Seiten. Im Sommer 2015 starteten die beiden Deutsch-Cafés im Zentrum für interkulturelle Beratung, später kamen jene im „Römerhof“ und im „morizpunkt“ hinzu – jeweils in Kooperation mit unterschiedlichen Partnern. Ende des Jahres wird ein fünftes Café im Bildungshaus Kresslesmühle eröffnen.

Dolmetscherpool

Menschen mit noch geringen Deutschkenntnissen werden seit 2020 vom Dolmetscherpool in Kempten bei der gesellschaftlichen Teilhabe. Die Diakonie Allgäu schult Ehrenamtliche, die als Sprachmittler Sprache und Kultur vermitteln, um ein kultursensibles Miteinander zu schaffen. Kostenfrei werden Klienten zu Terminen bei Behörden, Arztterminen, Beratungsstellen usw. begleitet. Der Dolmetscherpool bildet engagierte Menschen mit Migrationshintergrund zu ehrenamtlichen Dolmetschern aus. Diesen qualifizierteren Sprach- und Kulturmittlern werden Termine von anfragenden Institutionen und Privatpersonen vermittelt. Der Dolmetscherpool ist damit auch eine sehr gefragte Vermittlungszentrale, in der bis Mitte des Jahres bereits über 730 Anfragen bearbeitet wurden. Jedes Jahr werden zwei Kulturdolmetscherkurse sowie ein bis zwei Sprach- und Kulturmittlerkurse organisiert.

Unterstützung für Waisenkinder

Im Jahr 2020 wurde der Verein „Take my hand e.V.“ in München gegründet. Zweck des Vereins ist es, Kinder in postsowjetischen Kinderheimen und nach der Heimentlassung zu unterstützen. Aktuell liegt das Augenmerk vor allem auf den Waisenkindern in der Ukraine und Russland. Eine wichtige Aktivität hat der Verein in Ursberg gestartet: Dort werden seit 2022 geflüchtete Waisenkinder aus einem evakuierten ukrainischen Kinderheim auf ganz persönliche Weise begleitet. In dem Kinderheim lebten mehr als 80 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, die einer besonderen Unterstützung bedürfen.

Der Verein bildet ehrenamtliche Mentoren aus, die den Waisenkindern individuelle Zuwendung schenken und sie bei der Integration in Deutschland unterstützen. Das hilft den Kindern, ihre erlebten Traumata besser zu verarbeiten und ihre sozialen Kompetenzen zu stärken. Die Mentoren besuchen ihre Mentees wöchentlich im Kinderheim in Ursberg und verbringen mit ihnen Zeit – mit Spielen, Vorlesen, Malen oder mit Ausflügen. Zudem erfolgt eine kontinuierliche psychosoziale Begleitung der Tandems. Aktuell sind zehn aktiv, weitere befinden sich im Aufbau. Das Projekt wird in enger Absprache mit dem Kinderheim und dessen Träger, dem Dominikus-Ringeisen-Werk, durchgeführt.

Das Ehepaar Waldbrunn, seit 2017 ehrenamtlich im Bereich Asyl und Integration tätig, machte es sich zur Aufgabe, den Menschen im 2022 eingerichteten Übergangswohnheim der Regierung von Schwaben in Dillingen bei der Integration in ihrer neuen Heimat zu unterstützen. Dabei hat sich das Paar stets u.a. an folgenden Leitsätzen und Zielen der Dorferneuerung Binswangen orientiert: „Wir wollen die Integration von Neubürgern in die Dorfgemeinschaft fördern. wir wollen, dass keiner ausgeschlossen wird, und wir einander helfen. Wir fördern Schulbildung, Gesundheit und soziale Kompetenzen.“ Daher war es für die Waldbrunns selbstverständlich, die Geflüchteten in den ersten Tagen nach der Ankunft zu besuchen und in den Austausch zu treten. Zunächst wurden gemeinsam erste behördliche Angelegenheiten erledigt, was durch die gute Zusammenarbeit mit dem Helferkreis Wertingen, der Unterkunftsleitung, der Flüchtlings- und Integrationsberatung sowie ehrenamtlich tätigen Dolmetschern aus dem Landkreis zügig voranging.

Insgesamt engagieren sich zwischenzeitlich viele weitere Personen haupt- und ehrenamtlich, etwa mit der Gartenplanung für die Selbstversorgung mit Obst, Gemüse, Kräutern und Blumen, der Durchführung eines privaten Ferienprogramms oder der Förderung individueller und begleitender Zukunftsplanung für Schule und Beruf. Alle Migranten nehmen am Deutschunterricht teil. Hobbies und kulturelle Teilhabe werden durch Kontakte zu diversen Vereinen unterstützt. Nähmaschinen wurden angeschafft, Fahrräder, Inline-Skates, Sportgeräte, Spielzeug, Kinderwagen u.v.m. wurden an die Bewohner des Übergangswohnheims verschenkt. Für Frauen wird es in einem Therapie- und Trainingszentrum in Wertingen einen Gesundheitspräventionskurs geben.

Als fester Bestandteil der Integrationslandschaft im Ostallgäu hat sich in den vergangenen zehn Jahren der „teapoint Buchloe“, ein regelmäßiger offener Treff im evangelischen Gemeindehaus für alle Flüchtlinge, ehrenamtlichen Helfer und Interessierte, etabliert. Ehrenamtliche kümmern sich um verschiedenste Anliegen der Flüchtlinge. Man kommt bei Kaffee, Tee und Kuchen ins Gespräch, organisiert Hilfen und Unterstützung, sei es beim Ausfüllen von Formularen, Bewerbungen, bei der Nachhilfe für Schüler oder der Wohnungssuche. Darüber hinaus werden auch Weihnachtsfeiern und Ausflüge organisiert. Den „teapoint“ besuchen derzeit regelmäßig Menschen mit etwa zehn verschiedenen Nationalitäten. Viele der ehemaligen Migranten, die schon viele Jahre in Buchloe leben, helfen mittlerweile auch aktiv im Helferkreis mit. Finanziert wird der offene Treff ausschließlich durch Spenden.

Deutschkurse als nachbarschaftliches Projekt

Mit ihrer Initiative „Hilfe von Flüchtlingen für Flüchtlinge“ bietet die Türkin Seval Yürük in der Flüchtlingsunterkunft in Weiler ehrenamtlich Deutschkurse an. Diese finden täglich zwei Stunden statt und werden sehr gut angenommen. Aus dieser Deutschinitiative hat sich auch ein gutes nachbarschaftliches Hilfsprojekt entwickelt. Fahrdienste und andere Hilfeleistungen werden von der Gruppe um Seval Yürük erledigt. Darüber hinaus gestaltet und organisiert sie auch mit den Bewohnern Feste, wie beispielsweise das Zuckerfest zum Ende des Ramadans. Überdies hat sie gemeinsam mit den Bewohnern kleine Pflanzen- und Gemüsebeete vor den Wohnungen der jeweiligen Familien angelegt. Das soziale Miteinander und ein guter Umgang in der Nachbarschaft stehen im Mittelpunkt.

Seit zehn Jahren in der ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuung tätig ist Margot Müller aus Scheidegg-Scheffau. Dort ist die Situation sehr speziell, denn die Unterkunft mit ihren 40 Bewohnern liegt weit entfernt von der nächsten größeren Ortschaft und ist kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Frau Müller wohnt direkt neben der Unterkunft und ist Tag und Nacht als Ansprechpartnerin für die dort untergebrachten Flüchtlinge da und im Einsatz. Sie unterstützt die Menschen mit allen notwendigen Hilfen, von Fahrdiensten bis Behördengängen, und wird deshalb als „Herbergsmutter“ tituliert.

DK

 

 

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