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(GZ-1/2-2025 - 16. Januar)
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► Von Pionieren für Pioniere:

 

Die erste Mammutpumpe auf einem Unimog

 

Die Wasserwirtschafts-Experten der Dresdner wks group haben sich die überbordende Kraft eines Unimog U 535 zu Nutze gemacht, um eine bisher einmalige mobile Hydraulik-Pumpe zu bauen. Eine Erfindung von großer Bedeutung, denn Kommunen auf der ganzen Welt können damit der Bedrohung durch Hochwasser voraussichtlich besser Herr werden.

Der U 535 als mobiles Wasserhebewerk. Bild: Daimler Truck AG
Der U 535 als mobiles Wasserhebewerk. Bild: Daimler Truck AG

Meilenstein für den Hochwasserschutz

Wann kommt die Flut...?“ sang Peter Heppner so erfolgreich, dass er mit seinem Song „Flut“ eine Platin-Auszeichnung erhielt. Für Menschen allerdings, die bei Starkregen Angst vor Hochwasser in ihrer Stadt haben müssen, wird dieses Lied sicherlich niemals ein Gassenhauer werden. Für die Frage „Wann geht die Flut?“ ist Axel Marx aus Dresden zuständig.

Marx ist Geschäftsführer der wks group Deutschland, die mit ihren 150 Mitarbeitern wasserwirtschaftliche Anlagen entwickelt und baut. Das sind bspw. Wasserwerke, Kläranlagen und Regenrückhaltebecken. Was Marx mit seinem Tüftlerteam jetzt entwickelt hat, könnte für viele von der Hochwassergefahr bedrohte Kommunen die Lösung sein.

Das Schreckensszenario sieht so aus: Es regnet tagelang wie aus Eimern, die Kanalisation läuft voll, kann aber aus eigener Kraft nicht mehr in den nahegelegenen Fluss abfließen. Die Folge: Die Stadt steht unter Wasser.

Natürlich gibt es längst Systeme, die per fest installierter Pumpen das Mischwasser (Regen- und Abwasser) vom Kanal in den Fluss einpumpen. Doch sind diese Systeme, die vielleicht alle zehn Jahre mal zum Einsatz kommen, sehr wartungsintensiv und teuer. „Und am Ende, wenn die Katastrophe droht, sind sie meistens kaputt“, weiß Marx aus Erfahrung. Nach intensiver Forschung an der TU Dresden hat Marx mit seinem Team eine mobile Pumpanlage entwickelt – auf Basis eines Unimog U 535 in tieforange mit langem Radstand (3900 mm) und 354 PS.

Unimog Hydraulikmotor gibt Vollgas

Der Vorteil der von Marx entwickelten Lösung: Im Fall der Fälle fährt der Unimog, der eine gigantische Gebläseeinheit (2 x 110 kW) auf einer Wechselbrücke huckepack mitführt, an den Deich oder an einen ähnlichen Hochwasserschutz am Fluss. Dort wird ein robuster Luftdruckschlauch an ein fest installiertes Rohr, das aus dem Kanal heraufkommt, angeschlossen. Und dann: Vollgas!

Der Unimog treibt über seine Nebenabtriebe die Hydraulikmotoren in der Hydraulikpumpe an. Ein spezieller 500-l-Öltank ist dafür unter der Fahrerseite verbaut worden. Für den Langzeitbetrieb an der Pumpstelle gab es einen 300-l-Dieseltank dazu.

Spätestens zwei Stunden nach dem Alarm im Einsatz

Das Prinzip ist einfach: Die mobile Mammutpumpe erzeugt einen immensen Luftdruck. Der Schlauch wird am tiefsten Punkt der Kanalisation angeschlossen. Durch die von unten aufsteigenden Luftblasen wird das Wasser aus der Kanalisation hinauf zum Deich und in den Fluss gedrückt. Ein mobiles Wasserhebewerk also, mit einer stündlichen Durchflussmenge zwischen 500 und 3.500 m³. Vorteil dieses Systems: Der Unimog kann im Tagesgeschäft des Wasserzweckverbandes eingesetzt werden und ist im Alarmfall nach spätestens zwei Stunden einsatzbereit. Alternative Lösungen mit Pumpen und Aggregaten auf Anhängern brauchen bis zu 24 Stunden, bis sie einsatzbereit sind, verbrauchen viel Platz und sind wartungsintensiv.

Der erste Kunde ist schon gefunden

Bis zu 80 cm stark ist der Durchlass der mobilen Mammutpumpe. „Da gehen Äste und Ziegel spielend durch“, weiß Marx. „Die Flexibilität des Fahrzeugs hat uns überzeugt, das System auf dem Unimog anzubieten. Der Unimog ist schnell, er benötigt wenig Platz, er hat eine gigantische Wattiefe und in unserem Fall ist er völlig autark, kann das Pumpsystem per Palfinger Ladekran selbst aufnehmen.“

Erster Kunde der wks group Deutschland ist die Stadt Weißenfels im Burgenlandkreis bei Leipzig. Hier ist die Saale, die mitten durch die Stadt fließt, die drohende Hochwassergefahr.

 

 

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