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(GZ-13-2018)
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► Dokumentation der Hanns-Seidel-Stiftung:

 

Eine bayerische Löwin: Mathilde Berghofer-Weichner

Die erste Politikerin im bayerischen Kabinett

„Zu den wenigen Frauen, die man als eine der ersten auf der politischen Bühne der Bundesrepublik Deutschland bezeichnen kann, gehörte eine Frau aus dem in Sachen Frauenemanzipation landläufig als rückständig geltenden Freistaat Bayern: Dr. Mathilde Berghofer-Weichner. “, schreibt die Biographin Annelies Amberger.

 
GZ 13 2018 Berghofer Weichner

„Mathilde Berghofer-Weichner leistete wesentliche Beiträge zur Verwirklichung der Gleichberechtigung. Aber auch sie musste erfahren, dass es Rückschritte gab, dass jahrhundertalte Vorurteile nur mühsam abzubauen waren, dass eingefahrene Strukturen schwer aufzubrechen sind. Ihre herausgehobene Stellung nutzte sie jedoch, um frauenpolitisch Stellung zu beziehen und etwas zu bewegen“, so Prof. Ursula Männle, Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung (li.). Mit einer umfangreichen Dokumentation würdigte sie die große Politikerin in hervorragender Weise. Bild: Winfried Rabanus/ACSP

Fast überall war Mathilde Berghofer-Weichner die „Erste“. Jung, mit 25 Jahren, kandidierte sie 1956 als erste Frau überhaupt für ihren örtlichen Gemeinderat in Gauting. Sie gewann und man übertrug ihr, da sie sich ja erst einmal bewähren musste, als jüngstes Mitglied das Friedhofsreferat. Mit 37 Jahren wurde sie 1968 die erste stellvertretende CSU-Parteivorsitzende und machte die Frauen nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar.

Die erste Frau im bayerischen Kabinet

Einige Jahre später, 1974, wurde sie als Staatssekretärin im Kultusministerium die erste Frau im bayerischen Kabinett, und als Justizministerin war sie dort dann ab 1986 die erste Ministerin. Auf dem Höhepunkt ihres Weges als Politikerin trat sie 1988 als erste Frau das Amt der ersten stellvertretenden Ministerpräsidentin an.

Wer war diese Frau, die zumindest von außen betrachtet eine für ihre Zeit beachtliche Karriere als Frau in der Politik machte?

„In China gibt es ein Schriftzeichen, das gleichzeitig Mensch und Mann bedeutet. Auch im Englischen, im Französischen und in vielen anderen Sprachen gibt es für beide Begriffe nur ein einheitliches Wort. Unsere deutsche Sprache ist also geradezu fortschrittlich, hier eine Unterscheidung zu machen und zu zeigen, dass „Menschheit“ nicht gleich „Mannheit“ ist.“

Sie war eine Pionierin, die Maßstäbe setzte. Das Leben der gläubigen Katholikin war von einer christlichen Grundhaltung geprägt. Mit klaren Positionen, aufrechter Haltung und einer großen Portion Humor verfolgte sie ihre politischen Ziele. Sie hatte daneben eine Fülle von Ehrenämtern inne. Sie engagierte sich im Landesvorstand des Bayerischen Roten Kreuzes, sie war als stellvertretende Landesvorsitzende des VdK tätig, sie arbeitete lange im Pfarrgemeinderat ihrer Heimatpfarrei und gehörte von 1994 bis 2002 der Hanns-Seidel-Stiftung als Mitglied an.

Vor zehn Jahren, am 29. Mai 2008 verstarb sie nach langer, schwerer, geduldig ertragener Krankheit in München.

Eine Pionierin mit klaren Positionen

Um ihre beachtlichen Leistungen zu würdigen, gibt die Hanns-Seidel-Stiftung anlässlich ihres 10. Todestages einen Sammelband heraus.

Erstmals wurden eine Reihe bisher unzugänglicher Archivquellen für eine ausführliche Biographie wissenschaftlich ausgewertet. Darüber hinaus berichten mehr als 20 Zeitzeugen und Wegbegleiterinnen über sie als Person und Politikerin. Zahlreiche Fotos illustrieren ihren eindrucksvollen Lebensweg, die privaten Stationen ebenso wie ihre berufliche und politische Karriere.

Eine dieser Wegbegleiterinnen ist die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, Prof. Ursula Männle. Sie präsentierte dieser Tage als Herausgeberin die Publikation „Eine starke Frau in der Politik. Mathilde Berghofer-Weichner (1931-2008). Das überaus lesenswerte Dokumentation kann über die Hanns-Seidel-Stifung bezogen werden. 

RED

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