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(GZ-9-2023)
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► Frühjahrstagung des Bayerischen Heilbäder-Verbands:

 

Ruf nach Gesundheitsreform

 

Für eine grundlegende Gesundheitsreform in Deutschland hat sich der Bayerische Heilbäder-Verband bei seiner Frühjahrstagung in Bad Endorf ausgesprochen. Nach den Worten des BHV-Vorsitzenden und Landrats Peter Berek „reicht eine Krankenhausreform allein nicht aus“. Seit Jahrzehnten werde eine Reparatur-Medizin betrieben und die Prävention sträflich vernachlässigt. Die Aufgabenerfüllung „Gesundheit“ sei wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

Wie die aktuelle DAK-Studie zum Personalmangel drastisch aufgezeigt habe, sei die strategische Neuausrichtung in Richtung Prävention ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, erläuterte Berek. Der Krankenstand in Mangelberufen sei bereits heute mit bis zu 7 Prozent überdurchschnittlich hoch. Der Studie zufolge leidet jeder Vierte, der Personalnot im Arbeitsumfeld erlebt, unter Schmerzen, und ein Drittel unter Schlafstörungen. Mangelnde Prävention gefährde die Wirtschaftskraft in Deutschland. „Schon jetzt erleben wir einen hohen Personalmangel quer über alle Branchen. Das Institut der deutschen Wirtschaft rechnet bis 2030 mit einer Lücke von rund fünf Millionen Fachkräften.“

Kassen müssen ihre Aufgaben erfüllen

Berek rief die Bundesregierung dazu auf, das betriebliche Gesundheitsmanagement stärker zu fördern und dafür zu werben. Außerdem müsse es Anreize für die Bevölkerung geben, selbst mehr für die Gesundheit zu tun. „Das ist auch eine Aufgabe der Krankenkassen. Derzeit erleben wir den entgegengesetzten Trend. Obwohl wir durchgesetzt haben, dass die Kur zur Pflichtleistung wird, lehnen die Krankenkassen die Kuren weiter munter ab. Es kann auch nicht sein, dass eine große deutsche Krankenkasse Tarife mit Beitragsrückerstattungen anbietet, wenn die Versicherten keine Leistungen in Anspruch nehmen. Damit werden wohl viele auf Physiotherapie, Rückentraining und ambulante Vorsorgeleistungen verzichten.“

Medizinisch-therapeutische Kompetenz der Heilbäder

In jüngster Zeit habe der BHV bewusst wissenschaftlich evaluierte und begleitete Präventionsangebote entwickelt. „Beispiele dafür sind unsere Projekte ‚WaldGesundheit‘, Allergikerfreundlicher Urlaub, Long-Covid-Programme oder Burnout-Vorsorge. Unsere Heilbäder und Kurorte sind mit ihrer medizinisch-therapeutischen Kompetenz die richtigen Partner für Prävention. Wir entwickeln auch die Digitalisierung weiter. Daran kann sich die Politik ein Beispiel nehmen.“

Entsprechend bezeichnete Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek Bayerns Kurorte und Heilbäder als „tragende Säule im bayerischen Gesundheitssystem“: „Bayern ist mit 53 hochprädikatisierten Heilbädern und Kurorten Reha- und Bäder-Land Nummer Eins in Deutschland. Menschen aus der ganzen Welt kommen nach Bayern, weil sie hier alles finden, was es braucht, um gesund älter werden zu können. Wir sind das Land der ortsgebundenen natürlichen Heilmittel: Moor, Sole, Heilwasser, Heilklima und Radon sowie die Naturheilverfahren von Kneipp und Schroth – jedes Einzelne hat einen wichtigen Einfluss auf unsere Gesundheit.“

Laut Holetschek sind die heimischen Kur- und Heilbäder mit einem Jahresumsatz von 4,5 Milliarden Euro ein bedeutender Faktor in der Gesundheits- und Pflegewirtschaft. Sie sichern rund 100.000 Arbeitsplätze im ländlichen Raum und setzen mit modernen, medizinischen Kompetenzzentren für Kur, Reha und Prävention Maßstäbe in der deutschen Gesundheitslandschaft.

Gesundheitsbewusstsein, Fitness und Prävention hätten im Freistaat seit jeher einen besonders hohen Stellenwert, betonte der Minister und bekräftigte: „Vorsorge und Nachsorge sind der Schlüssel dafür, dass wir in Zukunft nicht nur älter, sondern vor allem gesünder älter werden können. Der demografische Wandel, der allgemeine Anstieg chronischer Erkrankungen, aber auch die Folgen der Corona-Pandemie zeigen deutlich, dass wir Gesundheitsförderung und Prävention noch stärker als bisher in den Fokus rücken müssen.“

Mit Blick auf die medizinisch-rehabilitative Versorgung von Patienten mit Post- und Long-COVID wies Holetschek darauf hin, Kurorte und Heilbäder hier in eine möglichst flächendeckende, bedarfsgerechte und sektorenübergreifende Behandlung einzubeziehen. Deshalb werde seit 2022 das Modellprojekt ‚Post-/Long-COVID Kurort‘ in Bad Aibling gefördert, in dessen Rahmen ein interdisziplinäres Therapieangebot für Patienten entwickelt wurde. Es umfasst eine Vor-Ort-Behandlung und eine anschließende digitale Weiterbehandlung.

Um die medizinische Qualität weiter zu steigern, unterstützt die Staatsregierung bereits seit 2013 die bayerischen hochprädikatisierten Kurorte und Heilbäder in einem bundesweit nach wie vor einmaligen Förderprogramm. Möglich ist eine Förderung beispielsweise, wenn sich Kurorte auf bestimmte medizinische Zukunftsthemen wie Allergien, Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis oder Osteoporose spezialisieren.

Zum 1. Januar 2023 wurde die Förderrichtlinie neu gefasst. Die Förderhöchstsumme wurde von bisher 200.000 auf jetzt bis zu 500.000 Euro erhöht. Potenzielle Antragsteller werden gezielt vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit informiert und beraten.

DK

 

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