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(GZ-9-2022)
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► Bundesweiter Wettbewerb:

 

Aktiv für Demokratie und Toleranz

BfDT zeichnet ein Dutzend Preisträgerprojekte aus Bayern aus

Im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ fand jüngst die digitale Preisverleihung 2021 für die zwölf Preisträgerprojekte aus Bayern statt. „Wir achten bei der Prämierung vor allem auf übertragbare und nachahmbare Projekte. Es sind die Ideen, die uns begeistern. Alle ausgezeichneten Projekte haben eine Vorbildfunktion“, betonte Dr. Gregor Rosenthal, Leiter der Geschäftsstelle des Bündnisses für Demokratie und Toleranz (BfDT).

Studierende der Uni Regensburg. © Lisa Hindelang
Studierende der Uni Regensburg. © Lisa Hindelang

Zu den prämierten Projekten aus Bayern zählt der „ZEIG DEIN NEIN!-Filmwettbewerb“ des Münchner Vereins Lichterkette (Preisgeld 3.000 Euro). Im Rahmen des Wettbewerbs wurden junge Menschen bis 25 Jahre dazu eingeladen, mit dem Handy aufgenommene Filmclips zu dem Thema „Nein zu Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Diskriminierung“ einzusenden. Ziel des Wettbewerbs war es, jungen Engagierten und Filmschaffenden eine Plattform zu bieten und sichtbar zu machen, was sie erleben, was sie über das Wettbewerbsthema denken und wie sie ihre Haltung ausdrücken. Aus den Einsendungen wurden die besten drei von einer Fachjury ausgewählt und in Zusammenarbeit mit dem „NS-Dokumentationszentrum München“ im Rahmen einer Filmpreisverleihung ausgezeichnet. Der Filmwettbewerb war Teil des Programms „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“.

Futter fürs Hirn

Mit dem Podcast „Wake UP! Futter fürs Hirn“ (3.000 Euro) motiviert der Verein Gemeinsam leben & lernen in Europa aus Passau seit 2020 Jugendliche und junge Erwachsene, sich zu engagieren und über wichtige gesellschaftspolitische Themen wie Demokratie in der Krise, Sexismus, Rassismus, Inklusion oder Europa nachzudenken. Zu jeder Folge wird ein Gast eingeladen und das Thema auf verständliche, prägnante Weise vermittelt. Als Fazit am Ende jeder Folge werden zudem Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen für das jeweilige Podcast-Thema engagieren können, etwa in Form einer Challenge oder im Rahmen einer lokalen Mitmach-Aktion.

Medium von Jugendlichen für Jugendliche

Mit der schulübergreifenden Jugendzeitung „Sowohl als auch“ (1.000 Euro) entwickelte der Stadtjugendring Regensburg 2016 ein Medium von Jugendlichen für Jugendliche, das sich bewusst an alle Schulformen und Schularten wendet. Ziel der Zeitung ist, den Lesern einen niedrigschwelligen Einblick in die Politik zu geben und die Auseinandersetzung mit den Entscheidungsprozessen sowie Abläufen einer Demokratie zu fördern. Geschrieben werden die Artikel von jungen Menschen zwischen 12 und 17 Jahren. Sie setzen sich im Rahmen der Recherchen mit verschiedenen politischen Themen auseinander, interviewen Mandatsträger, entwickeln Meinungen zu örtlichen Themen und begleiten ihre Arbeit auch crossmedial. Dadurch können die jungen Medienmacher nicht nur einen Blick hinter die Kulissen des Politikbetriebs werfen, sondern gleichzeitig auch erste journalistische Erfahrungen sammeln.

Interkulturelles Miteinander

Das Jugendhaus h2o Oberhausen des Stadtjugendring Augsburg fördert mit dem Projekt „H2O TV – Die multikulti Film AG des Jugendhaus Oberhausen“ (2.000 Euro) das interkulturelle Miteinander in der Stadt. Seit ihrem Start im Jahr 2016 hat sich die Film AG zu einer kreativen Plattform für die Aufarbeitung gesellschaftspolitischer Themen entwickelt: Die Projekte beschäftigen sich mit Migration, Flucht, Rassismus, Zivilcourage und Demokratie und werden von den Jugendlichen ideenreich gestaltet: So setzt sich z.B. der Kurzfilm „Zweite Heimat“ mit Flucht, den Erfahrungen im neuen Heimatland und dem Aufwachsen zwischen zwei Kulturen auseinander. Entstanden sind spannende, traurige und auch lustige Interviews, die zu einem elfminütigen Film zusammengeschnitten wurden. Insgesamt haben im Laufe der vergangenen Jahre über 90 Jugendliche aus ca. 20 Nationen an den bisher entstandenen neun Filmprojekten vor und hinter der Kamera teilgenommen.

Demokratie-Werkstatt

Das Projekt „Demokratie-Werkstatt für alle und deutsch-tschechische Publikation“ (2.000 Euro) wurde vom „Netzwerk Inklusion Landkreis Tirschenreuth“ der Lebenshilfe Kreisvereinigung Tirschenreuth e.V. ins Leben gerufen. Seit 2016 bietet es niedrigschwellige inklusive politische Bildung für Menschen mit und ohne Behinderung an. Zu den Angeboten zählen Workshops, Fahrten mit Impulsvorträgen, digitale Angebote und eine fachbezogene Publikation zum Thema Euthanasie in der NS-Zeit in deutsch-tschechischer Fassung und leicht verständlicher Sprache.

Menschen mit Behinderung

Kinder und Jugendliche auf praktische und anschauliche Weise mit dem Thema „Menschen mit Behinderung“ vertraut zu machen, ist das Ziel des seit 2002 als Projekttag in Münchner Kindergärten und Schulen durchgeführten „Projekts Perspektivwechsel“ des Gemeinsam Mensch e. V. aus München (4.000 Euro). Dabei sind es die Betroffenen selbst, die ihre Erfahrungen in Gesprächen, mittels Filmsequenzen, aber auch durch verschiedene praktische Übungen an die Schüler vermitteln. So lernen die Teilnehmer in einem dem Alter angepassten theoretischen Teil zunächst die einzelnen Erscheinungsformen frühkindlicher Hirnschädigungen kennen. Anschließend können die Kinder und Jugendlichen an praktischen Modulen wie Rollstuhlparcours, Rollstuhlbasketball, Blindenmodul und Greifbehinderung teilnehmen und die „Perspektive wechseln“. Durch diese Erfahrungen werden Berührungsängste abgebaut und die Schüler für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung sensibilisiert.

Black History

Das seit 2015 jährlich durchgeführte Projekt „Black History Weeks“, das Dr. Pierrette Herzberger-Fofana, MdEP, gemeinsam mit der Stadt Erlangen initiierte (3.000 Euro), sorgt dafür, dass die Geschichte und die positiven Leistungen von Menschen afrikanischer Abstammung sichtbar und anerkannt werden. Dadurch wird ein komplexeres und umfassenderes Bild vom kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beitrag Schwarzer Menschen in Deutschland geschaffen. Zudem trägt das Projekt dazu bei, Toleranz und Anti-Rassismus zu stärken.

Vorträge von Experten und Zeitzeugen

Insgesamt haben im Zeitraum 2015-2019 in Erlangen ca. 1.000 Personen an den Veranstaltungen teilgenommen. In jedem Jahr wird der thematische Schwerpunkt neu definiert: 2019 lag er beispielsweise auf historischen und aktuellen Verbindungen zwischen Westafrika und Deutschland. Entlang der Themen werden Vorträge von Experten und Zeitzeugen gehalten, Diskussionen initiiert sowie Ausstellungen und Filme gezeigt.

Zeugnisse zum KZ-Komplex

Das Projekt „Französische Stimmen zu Gehör gebracht: Zeugnisse zum KZ-Komplex Flossenbürg 1938-1945 – ein Studierenden-Podcastprojekt“ (1.000 Euro) wurde von einer interkulturellen Studierendengruppe der Universität Regensburg ins Leben gerufen: Im Anschluss an ein Seminar erstellten 15 deutsche sowie französische Studierende in ihrer Freizeit eine zehnteilige Podcast-Serie über die KZ-Haft in Flossenbürg, um über diesen oftmals weniger bekannten Teil der französisch-deutschen Geschichte zu informieren und das Gedenken daran lebendig zu halten. Bei der Erstellung der Podcasts stützten sie sich auf verschiedene französische Zeugnisse, die von der Ankunft im KZ, dem ‚Überleben von Tag zu Tag‘ (darunter Skripte über Zwangsarbeit, Verpflegung, Strafen, Weihnachten und das Krankenrevier) und der Befreiung handelten. Ein Zeitzeugeninterview, das eine Studentin mit der inzwischen verstorbenen Odette Spingarn in Paris durchführte, ergänzt die Podcast-Serie und steht auf einer eigens erstellten Website zur Verfügung. Nach fast zweijähriger Arbeit wurde das Projekt Ende 2020 abgeschlossen.

FairFestival

Die „Kultur- und Bildungsveranstaltung FairFestival“ des Teams FairFestival, Mömlingen (1.000 Euro) setzt sich auf kreative Weise mit den Themen Nachhaltigkeit, Fairer Handel und Geschlechtergerechtigkeit auseinander. Während des eintägigen Festivals, das 2019 seine erste Ausgabe feierte, stand neben der Wissensvermittlung auch das Aufzeigen von einfach umzusetzenden Handlungsempfehlungen für den Alltag im Vordergrund. Das Bildungs- und Unterhaltungsprogramm enthielt neben Vorträgen und Workshops zu den Themenschwerpunkten Alltagssexismus, Geschlechteridentitäten, soziale Ungerechtigkeit und nachhaltiges Konsum-)Verhalten auch Angebote wie Poetry Slams, künstlerische Installationen, ein Info-Kino und Kleidertauschbörsen. Das Festival wurde von rund 1.300 Personen besucht. 2021 fand das FairFestival bereits zum zweiten Mal statt.

Frauen für Frauen

Der 2013 gegründete Verein Frauen für Frauen aus Erlenbach am Main (2.000 Euro) richtet sich an Frauen mit Migrationshintergrund, die als Dreh- und Angelpunkt in der Mitte der Familien stehen. Die Programmatik des Vereins zielt darauf ab, die Erziehungskompetenz und das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen zu stärken. Sie sollen dazu befähigt werden, selbstbestimmt ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und umzusetzen. Zudem sollen über die Frauen auch andere Familienmitglieder erreicht werden. Zu den Angeboten zählen deswegen u.a. ein offenes Frauenfrühstück, Sprachkurse, Freizeitaktivitäten, bei denen die Frauen andere Frauen kennen lernen und soziale Kontakte aufbauen, Elterngesprächsrunden zu Erziehungsfragen in der Familie, die Kursreihe „Leben in Bayern“ und das Pilotprojekt „FatherSchools“, ein Präventionsprojekt, bei dem Vätern psychologische Kenntnisse im Hinblick auf Jugendliche und soziologische Kenntnisse über Radikalisierung vermittelt werden. Die Kooperation und Vernetzung mit Behörden, Vereinen und Bildungsinstitutionen vor Ort stellen dabei einen wichtigen Eckpfeiler der Vereinsarbeit dar.

Nachbarschaftshilfe

Das Projekt „Nachbarschaftshilfe unterm Regenbogen“ (2.000 Euro) wurde 2013 von der Beratungs- und Vernetzungsstelle rosaAlter - Münchner Aids-Hilfe e.V. ins Leben gerufen und bietet Unterstützungsangebote für Seniorinnen und Senioren aus der LGBTI-Community an. In einem diskriminierungsfreien Raum können individuelle Probleme, die das Älterwerden mit sich bringt, besprochen und Hilfeleistungen, wie etwa Fahrdienste und die Begleitung zu Freizeit- und community-nahen Angeboten in Anspruch genommen werden. Die Nachbarschaftshilfe setzt sich aus Mitgliedern der Community zusammen und komplementiert die psychosoziale Versorgung mittels ehrenamtlichem Engagement. Durch die praktische Hilfe vor Ort kann ein möglichst langes selbstbestimmtes Leben innerhalb des gewohnten Umfelds sichergestellt werden.

Arbeit mit Migranten

Der 2019 gegründete Nürnberger Verein we integrate bewarb sich mit dem Projekt „we integrate“ (3.000 Euro). Die Verantwortlichen des Vereins sind eine Gruppe von Personen, die entweder nach Deutschland eingewandert sind, in der sozialen Arbeit mit Migranten Erfahrungen gesammelt haben oder die Vereinsarbeit unterstützen wollen. Ziel aller Projekte, die vom Verein selbst initiiert oder geteilt werden, ist die aktive Unterstützung von Geflüchteten und Bürgern mit Migrationsbiografie, die sich in Notlagen befinden. Über Umfragen findet der Verein heraus, welche Themen für den Integrationsprozess sowohl für Geflüchtete als auch für Einheimische hilfreich und wichtig sind. Daraufhin werden die Themen in Projekte umgesetzt, die von 3er-Teams – bestehend aus mindestens einer geflüchteten und einer einheimischen Person – betreut werden. Ein aktuelles Projekt zur Alltagsunterstützung ist „we support“, bei dem psychisch erkrankte Geflüchtete und Neuzugewanderte zu Terminen begleitet werden, im Bereich Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit wird Geflüchteten im Rahmen von „we code it academy“ bei ihrem Einstieg in die IT-Berufswelt geholfen. Mit den bisherigen Projekten wurden ca. 4.000
bis 5.000 Menschen erreicht.

DK

 

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