(GZ-21-2023 - 9. November) |
Dr. Christian von Dobschütz |
Erster Bürgermeister der Gemeinde Diespeck Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie? Ich stehe der Gemeinde Diespeck vor, die mit Haupt- und Nebenwohnsitz aktuell 4.150 Einwohner umfasst. Zudem darf ich als Gemeinschaftsvorsitzender auch die Verwaltungsgemeinschaft Diespeck führen, welche als Verwaltungsdienstleister für 7.700 Einwohner fungiert.
Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig? Ich bin seit 01.05.2014 im Amt und führe dieses in Vollzeit aus.
Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus? Vor meiner Wahl zum Bürgermeister war ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Referenten für Personal, Organisation und IT der Stadt Nürnberg beschäftigt. In dieser Funktion verantwortete ich u.a. die Entwicklung Nürnbergs, hin zur „Smart City“.
Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen? Der Wunsch, mich kommunalpolitisch zu engagieren, geht tatsächlich bereits auf meine Schulzeit zurück. In der 10. Klasse gründete ich mit Freunden die Junge Union in Diespeck. Mit 21 Jahren wurde ich in den Gemeinderat gewählt. Direkt vor Ort etwas bewegen zu können hat mich schon immer gereizt.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Durch meine Tätigkeit bei der Stadt Nürnberg durfte ich umfassende Einblicke in die Funktionsweise einer großen und leistungsfähigen Verwaltung gewinnen. Gepaart mit meinem Gemeinderatsamt habe ich mich so gut vorbereitet für die Aufgabe gefühlt.
Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen? Ich wollte ein Leitbild für unsere Gemeinde entwickeln, eine Vision, wohin sich unsere Gemeinde künftig entwickeln soll. Mit dem Claim „Familiengemeinde Diespeck“ ist uns dies gelungen. Unser Wirken seitdem hatte stets zum Inhalt, wie wir für Familien noch attraktiver werden können. Der Bau eines Seniorenzentrums, der Ausbau des Sport- und Gemeindezentrums, die Schaffung von Themenspielplätzen, die Bereitstellung weiterer Bauplätze, all diese und viele weitere Projekte sind Ausfluss unserer strategischen Ausrichtung.
Welche Themen beschäftigen Sie momentan? Drei große Themen sind es, die uns gegenwärtig stark fordern: Die Sanierung unserer Entwässerungseinrichtungen bis 2026 (Gesamtvolumen 21 Mio. Euro), die Erneuerung der Ortsdurchfahrt und der Bau eines Begegnungshauses im Kernort von Diespeck.
Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen? Für mich stellt sich die Frage, wie wir noch mehr von den angrenzenden „Boomzentren“ Erlangen, Fürth und Herzogenaurach profitieren können. Ferner ist und bleibt die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen ein Thema, welches mich, wie wahrscheinlich alle Bürgermeister, nachhaltig umtreibt.
Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen? Nicht zu sehr auf die Risiken schielen, sondern mutig Projekte anstoßen. Überdies am besten gleich mit mehreren Ideen starten. Denn Verzögerungen durch Genehmigungsverfahren, unserem überbordenden Vergaberecht oder Kapazitätsengpässen im Handwerk sorgen automatisch für eine gewisse Aussortierung bzw. Bremswirkung von Vorhaben. Wenn man dann auch noch zu vorsichtig gestartet ist, wird es schwer, Umsetzungserfolge vorweisen zu können. Aber genau dafür wurden wir gewählt.
Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein? Regelmäßige Austauschrunden mit Kollegen und meinem Rathaus-Team sind unerlässlich. Nur mit einer leistungsfähigen und motivierten Mannschaft kann es gelingen, die immer komplexeren Themen einer Kommunalverwaltung zu meistern. In Sachen „Bürgerinformation“ setze ich ganz auf unser wöchentliches Mitteilungsblatt (S´Bleedla). Darin schreibe ich stets eine kleine Kolumne, in der ich Woche für Woche, seit neun Jahren, erkläre was gerade „so los ist im Rathaus“. Auf diese Weise fühlt sich die Bürgerschaft mitgenommen. Dies wird mir oft bestätigt. Für größere Themenkomplexe habe ich zudem eigene Homepages eingerichtet, die den Stand zu aktuellen Vorhaben widerspiegeln und zur Beteiligung animieren sollen (z.B. www.diespecknachhaltig.de; www.meinebamberger.de). Schließlich versuchen wir uns auch an neuen Beteiligungsverfahren. So veranstalteten wir etwa erst in diesem Jahr eine sog. „Klimawerkstatt“, zusammen mit dem Verein „Mehr Demokratie wagen“
Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben? Einen sehr großen! Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die Zunahme der Arbeitsdichte, bei gleichzeitigem Rückgang des Arbeitskräftepotenzials in unserem Land (Stichwort „demographischer Wandel“), nur mit Hilfe der Digitalisierung werden bewältigen können. KI wird die Art, wie wir arbeiten, in einer Weise verändern, die wir uns heute noch gar nicht recht vorstellen können. Ich darf in diesem Zusammenhang beispielsweise die App „Chatmind“ aufführen. Diese hilft mit wenigen Mausklicks komplexe Projekte zu strukturieren und mittels „Mindmap“ sichtbar zu machen. Sehr hilfreich!
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet? Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!
Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben? Als jemand, der es vermocht hat, die Gemeinde Diespeck weiter vorangebracht zu haben.
Foto © Dr. Christian von Dobschütz
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