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(GZ-21-2022)
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Die Welt ist aus den Fugen

Fußball WM in Katar und das auch noch im Advent! Ein chinesischer Staatskonzern, der sich in den Hamburger Hafen einkauft, gerade als Peking sämtliche Verfechter von marktwirtschaftlichen Ansätzen zugunsten von Verfechtern der Staatswirtschaft aus dem Politbüro gekärchert hat: Nein, lästern wird er nicht, unser Rathauskater Pino.

Die Welt ist aus den Fugen geraten. Wenn es dazu noch eines Beweises bedurft hätte, dann wurde dieser am 25. Oktober 2022 geliefert, als im öffentlich-rechtlichen Radio „All I Want For Christmas Is You“ von Mariah Carey gespielt wurde. Nun mag man meine Ansicht hinterfragen, dass jedes Abspielen von Weihnachtsliedern traditioneller wie populärmusikalischer Art vor dem Ersten Advent zu unterbleiben habe. Aber dann sollte doch wenigstens Halloween als Geschmacksbrandmauer erhalten bleiben. Die ganzen ausgehöhlten Kürbisse, Masken und Fratzen sind doch erschreckend genug, da muss man die Leute doch nicht auch noch mit Christmassongs malträtieren.

Zudem kann man sich aktuell gar nicht mehr richtig von den vielen Fußballspielen der diversen Ligen bis hin zum Europacup erholen, die in rascher Taktung durchgeführt werden, weil diesmal die Fußball-WM (traditioneller Teil, also der Männer) im Advent stattfindet. Den vorläufigen Spielplan dieser WM habe ich nicht im Kopf, würde mich aber nicht wundern, wenn das Endspiel am Heiligen Abend stattfinden würde. Klar, auch als konservative Katze muss man sich bemühen, die eurozentrische Blickweise ein Stück weit abzustreifen. Auf der südlichen Halbkugel freut man sich auch, eine WM mal im Sommer genießen zu können und die Rüstzeit des Advents ist natürlich für ein muslimisches Land wie Katar kein Thema.

Außerdem werden ja auch in allen möglichen Sportarten und bei allen möglichen Wettkämpfen die Spiele oder das Kräftemessen zu nachtschlafender (Orts-)Zeit abgehalten, um in den werbekräftigen Nationen zur Primetime über die Bildschirme flimmern zu können (da fällt mir auf: Ist Bildschirmflimmern noch eine gute Wendung in Zeiten von HDTV? Egal). Also kann sich so eine WM schon auch mal an die klimatischen Bedingungen des Gastgeberlandes anpassen.

Wenn Sie jetzt von mir einige moralinsaure Betrachtungen über Katar, dessen politisches System, dessen Arbeitsschutzstandards oder dessen originelle Definition von Menschenrechten erwarten, muss ich Sie enttäuschen. Diese werden Sie in bester Qualität und je näher das Ereignis rückt in immer drangvollerer Dichte in allen Medien lesen, hören und sehen können. Da schweigt man als Kater besser.

Ich werde auch nicht zur deutsch-katarischen Freundschaft auf Energieebene ablästern, denn die gegenwärtige Bundesregierung hat den Schuss der Notwendigkeit der Eindämmung von Autokratenstaaten nicht gehört. Beweis: Eine Woche nachdem in Peking sämtliche Verfechter von marktwirtschaftlichen Ansätzen zugunsten von Verfechtern der Staatswirtschaft aus dem Politbüro gekärchert wurden, wird ein Anteil am Hamburger Hafen an den chinesischen Staatskonzern COSCO verkauft. Fatale Weichenstellungen.

Nein, ich will nur sagen, dass man sich nicht über Austragungsorte wie Katar oder Peking für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele empören darf, wenn Demokratien nicht bereit sind, diese auszutragen. OK, Paris und Mailand retten die Ehre Europas 2024 und 2026 mit Olympia und die USA schultern auch noch ihren Teil in diesem Jahrzehnt. Aber Deutschland? Hält sich vornehm zurück. Winterspiele in Mün-chen und im Oberland? Brauchen wir nicht. Da kommt dann wieder dieser lästige Fortschritt, vielleicht eine Umgehungsstraße und Verkehr, Verkehr, Verkehr – nix für uns zufriedene und satte Deutsche.

Sommerspiele in Hamburg? Auch mit viel zu viel Aufregung und Unruhe verbunden. Da baut man in der Hansestadt lieber auf dem für das Olympische Dorf (Achtung Wohnungsbau – hat 1972 in München geklappt!) vorgesehenen Gelände eine Halle zur Nachreifung von importierten Bananen. Keine und keiner unserer derzeit ja wirklich voll guten Kabarettistinnen und Kabarettisten (nachdem ich versucht habe, die letzten drei Worte schnell nachzusprechen weiß ich, warum der Begriff Comedian so beliebt ist) könnte sowas erfinden.

Denken wir einfach an Heinrich Heine: „Das ist schön bei den Deutschen: Keiner ist so verrückt, dass er nicht einen noch Verrückteren fände, der ihn versteht“.

Ihr Pino

Pino

 

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