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(GZ-3-2024 - 1. Februar)
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► Bilanz Messe München und NürnbergMesse:

 

Mit Rückenwind ins Jubiläumsjahr

 

Wieder auf Wachstumskurs befinden sich Messe München und NürnbergMesse. Nach den Corona-Jahren seien die Kunden deutlich schneller auf die Veranstaltungen zurückgekehrt als erwartet, berichteten die Münchner CEO-Doppelspitze Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel sowie NürnbergMesse-Geschäftsführer Peter Ottmann. Voller Zuversicht gehe man in das Jubiläumsjahr 2024.

Nach den Erfahrungen der Corona-Jahre waren die Planer der Messe München vorsichtig geworden und hatten die Finanzen für das Jahr 2023 behutsam kalkuliert. Dann kam das Messe- und Kongressgeschäft in München unverhofft mit Kraft zurück. Laut Hochrechnungen wurde der Umsatz um 45 Mio. auf 349,6 Mio. Euro gesteigert, das EBITDA vor Steuern, Zinsen und Abgaben um 46 Mio. auf 62,6 Mio. Euro und das Jahresergebnis kam um 47 Mio. Euro aus den roten Zahlen heraus und beträgt ein Plus von 5,6 Mio. Euro. „Und das trotz schwieriger Rahmenbedingungen in einem turnusgemäß normalen Jahr“, erläuterten die beiden Geschäftsführer im Rahmen der Jahrespressekonferenz.

Konzentration aufs Kerngeschäft

Als Gründe für die Erfolgszahlen nannten sie unter anderem geringere Kosten durch die Energiepreisbremse, deutlich höhere Einnahmen bei Messen wie f.re.e, transport logistic, BAU oder EXPO REAL, sowie den Verkauf der Anteile an der Messebau-Tochterfirma meplan. „Unsere Entscheidung ist richtig, dass wir uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren“, betonten Pfeiffer und Rummel.

Die richtigen Messen zur richtigen Zeit

Nach Angaben der CEOs profitierte die Messe München davon, dass sie 2023 die richtigen Messen zur richtigen Zeit im Angebot hatte, bei denen sich Aussteller und Besucher über derzeit drängende Themen austauschen konnten. Die aktuellen Probleme der Unternehmen hätten sich in den Foren und Konferenzen widergespiegelt: Ob bei der BAU oder der Immobilienmesse EXPO REAL (über Inflation, Energiepreise, Baustopps oder hohe Zinsen) oder bei den Elektronikmessen wie productronica oder automatica, die erstmals gemeinsam mit der LASER World of PHOTONICS stattfand. Dort habe die Quantentechnologie eine Plattform bekommen, zudem seien die Themen künstliche Intelligenz, Lieferkettenprobleme oder Fachkräftemangel beleuchtet worden.

Ein normales Messejahr

Insgesamt sei 2023 für die Messe München ein normales Messejahr ohne viele Großveranstaltungen gewesen. So wurden 112 Veranstaltungen in den Münchner Messehallen, im ICM – International Congress Center Messe München und im MOC - Event Center München, durchgeführt: 13 eigene Messen und 99 Gastveranstaltungen, zu denen zwei Mio. Besucher und 32.100 Aussteller kamen. Auffällig ist der wachsende Anteil ausländischer Aussteller im Vergleich zu den Jahren vor Corona. Dieser stieg in der Landeshauptstadt gegenüber den Vorveranstaltungen um drei Prozent auf 54 Prozent (rund 8.800). „Der Zuwachs gleicht aus, dass in dieser wirtschaftlich angespannten Situation deutsche Firmen etwas zögerlicher zurückkommen; das ist ein bundesweiter Trend“, stellten die CEOs fest.

Gute Finanzlage

Die gute Finanzlage macht es der Messe München leichter, zu investieren. Ein Schwerpunkt ist dabei die Nachhaltigkeit. Dafür hat sich die Messe München ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie will bis 2030 CO2-neutral werden. Ein Schritt auf dem Weg dahin ist der Ausbau der Photovoltaik auf den Dächern: Hatte sie bei der Eröffnung des Messegeländes in Riem 1998 schon die weltweit größte Solardachanlage, übernimmt sie als nächstes die bisher von Investoren betriebene Photovoltaik-Anlage auf dem Parkhaus West und erneuert sie. Dort können dann statt heute 600.000 bis zu 2,6 Mio. Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugt werden. Damit erhöht sich die Stromerzeugung auf den Messedächern von heute 2,6 Mio. Kilowattstunden auf insgesamt 4,5 Mio. Die Kosten belaufen sich auf 9 Mio. Euro.

Ein großes Stromsparprojekt ist die Umrüstung aller 18 Hallen mit 200.000 qm Fläche bis 2026 auf energiesparende LED-Beleuchtung. Kosten: 8,5 Mio. Euro. Durch beide Projekte können pro Jahr Stromkosten in Höhe von 1,2 Mio. Euro eingespart werden.

„Voller Zuversicht“ geht die Messe München laut Pfeiffer und Rummel in das Jubiläumsjahr 2024 und damit in ihr 60-jähriges Bestehen. Erstmals findet heuer die Seamless Europe, eine der weltweit führenden Technologie-Messen für FinTech und E-Commerce statt. Für den Finanz- und Handelsplatz München ist dies aus Sicht der CEO’s ein „Paukenschlag“. Gleichzeitig bereite sich die Messe München auf das „Megajahr 2025“ vor, in dem fast alle Großveranstaltungen wie BAU, bauma, transport logistic, productronica, automatica, EXPO REAL oder drinktec stattfinden werden. „Das gibt es nur alle zwölf Jahre und freut München und die ganze Region. Denn in solchen Jahren lösen die Messen eine Umwegrentabilität von mehr als vier Mrd. Euro aus“, erklärten Pfeiffer und Rummel und ergänzten: „Wir sind mit unseren Messen ein wichtiger Wirtschaftsmotor für die gesamte Region. Laut einer aktuellen Beherbergungsstatistik bringen die Münchner Messen und Gastveranstaltungen den Hotels das meiste Geld.“

Mit viel Rückenwind macht sich auch die NürnbergMesse fit für die Zukunft. Wie NürnbergMesse Group CEO Peter Ottmann deutlich machte, „sind wir dankbar, dass unsere Kunden nach den Corona-Jahren deutlich schneller auf unsere Veranstaltungen zurückgekehrt sind als erwartet. In unserem Jubiläumsjahr 2024 peilen wir einen neuen Umsatzrekord an und machen die Messe durch konsequente und nachhaltige Investitionen gleichzeitig fit für die Zukunft. Und wir freuen uns im 50. Jubiläumsjahr auf unseren fünfzigmillionsten Besucher im Messezentrum.“

Zurück auf Wachstumskurs

Nach dem Einbruch während der Corona-Jahre sei die NürnbergMesse 2023 wieder zurück auf ihren Wachstumskurs gekommen: Unter der Leitung des im August 2023 neu formierten Executive Boards erzielte sie mit voraussichtlich 250 Mio. Euro den zweithöchsten Umsatz in einem ungeraden Geschäftsjahr, in dem sie turnusgemäß weniger Veranstaltungen ausrichtet. Gegenüber dem vorherigen ungeraden Jahr 2021 konnte die Messegesellschaft nicht nur bei der Zahl der Besucher deutlich zulegen (2021: 315.000 / 2023: 1,3 Mio.), sondern auch die Ausstellerzahl (2021: 5.500 / 2023: 28.000) und Ausstellungsfläche (2021: 176.000 qm / 2023: 894.000 qm) erheblich steigern.

Insbesondere Fachmessen wie die IT-Sicherheitsmesse it-sa und Gastveranstaltungen wie die Consumenta zeigten 2023 überproportionale Wachstumsraten. Das Messezentrum Nürnberg zählte durchschnittlich 1,5 Veranstaltungen pro Woche. Insgesamt waren es 80 Events mit fast 860.000 Besucherinnen und Besuchern sowie über 20.000 Aussteller auf über 644.000 qm.

„Für 2024 peilt die NürnbergMesse aufgrund des starken Gruppen-Wachstums einen neuen Umsatzrekord von rund 340 Mio. Euro sowie einen Konzerngewinn im hohen einstelligen Millionenbereich an“, hob Ottmann hervor. Das bestehende Produktportfolio aus Messen und Kongressen werde nicht nur gestärkt, sondern weiter ausgebaut: 77 Veranstaltungen, davon 27 Messen, seien derzeit im Messezentrum Nürnberg geplant. Nach den Worten von Petra Wolf, Senior Vice President Product Management, „erfreuen sich unsere Veranstaltungen nach einem erfolgreichen Messejahr 2023 auch im Messejahr 2024 einer starken Nachfrage. Trotz der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen in den jeweiligen Branchen blicken wir daher mit großer Zuversicht in die Zukunft.“

Als weiteren Schwerpunkt investiert die NürnbergMesse 2024 in die Digitalisierung ihrer Produkte und Services. Das Augenmerk liegt dabei auf der Optimierung und dem Ausbau von E-Commerce. Neben der Weiterentwicklung hin zu kundenzentrierten IT-Systemen stehe der Ausbau der digitalen Produktangebote im Fokus, um damit Relevanz und Reichweite der Veranstaltungsmarken zu stärken. Wie Dr. Martin Kassubek, Senior Vice President Business Development, feststellte, „wollen wir es unseren Kunden künftig noch einfacher machen, unsere Produkte und Services zu nutzen. Deshalb entwickeln wir unsere digitalen Produktangebote konsequent entlang der Kundenbedürfnisse – online und onsite“.

Fit für die Zukunft

Um auch das teils seit dem Gründungsjahr 1974 bestehende Messegelände fit für die Zukunft zu machen, sieht die NürnbergMesse 2024 Investitionen in ihre Infrastruktur von über 50 Mio. Euro vor. Im Mittelpunkt stehen dabei Kundenservice und Nachhaltigkeit. Einen wichtigen Beitrag liefern hierbei die Planungen für eine CO2-neutrale Energieversorgung bis 2028. Bis September dieses Jahres soll die erste Phase der hybriden Energieversorgung abgeschlossen werden. Dann werden insgesamt 21.000 Photovoltaikmodule auf sieben Hallen und einem Parkhaus die Messe mit grünem Solarstrom versorgen.

Investiert wird auch in ein neues Mitarbeitergebäude am Eingang NCC Mitte: Das bisherige Gebäude wird saniert und damit 2024 der Grundstein für moderne und nachhaltige Arbeits- und Bürowelten unter dem Namen „NXT74“ gelegt – in Anlehnung an die Gründung der NürnbergMesse vor 50 Jahren und gleichzeitig als Ansporn für weitere Erfolgskapitel.

DK

 

 

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