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(GZ-9-2024 - 3. Mai)
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► Mikrobiom-Lab:

 

Belastungen im Gewässer auf natürliche Weise reduzieren

 

In ganz Bayern geraten immer mehr Gewässer durch den Klimawandel aus ihrem Gleichgewicht und tendieren zur Eutrophierung (nährstoffreicher Zustand). Der geforderte, gute ökologische Zustand gemäß Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wird von den meisten bayerischen Gewässer nicht erreicht. Fischsterben und Algenprobleme nehmen zu.

Das Mikrobiom-Lab hat Wege gefunden, um kommunale Gewässer wieder in den geforderten, guten ökologischen und chemischen Zustand gemäß WRRL zurückzuführen und Belastungen im Gewässer auf natürliche Weise ohne Einsatz von Chemie zu reduzieren: Es gibt mit dem VITALO-Konzept sogar ein Warnsystem zur frühzeitigen Erkennung von sich ankündigendem Fischsterben. Am Anfang dieses Weges steht eine solide Diagnostik, auf der dann die weiteren Schritte zur Re-Oligotrophierung (Rückführung in den ursprünglichen Gewässerzustand) eingeleitet werden können.

1. Schritt: Gewässermonitoring

Vor der Verbesserung des Gewässerzustands steht eine sorgfältige chemische und biologische Analyse, um die Ursachen der Probleme aufzudecken. So eine Analyse mit dem sogenannten „Lake-Data-Sheet“ ist vergleichbar mit dem großen Blutbild beim Menschen und deckt nicht nur zu hohe Nährstofffrachten auf, sondern zeigt auch Wege, wie der gute ökologische Zustand des Gewässers wieder erreicht werden kann. Dieses „Lake-Data-Sheet“ dient als Grundlage zur Verbesserung der Gewässergüte. Es beinhaltet chemische, physikalische und biologische Untersuchungen im Freiwasser und im Sediment ebenso wie die Ermittlung des Trophiegrads, also der Nährstofffrachten. Aus einer Fülle von Daten ergibt sich daraus ein Bild mit einem Stärken-Schwächen Profil des Gewässers, eben das „Lake-Data-Sheet“. Dieser Steckbrief ist die Grundlage für eventuell nachfolgende Optimierungen.

2. Schritt: Fischbestandsermittlung mit eDNA

Heute genügt eine einfache Wasserprobe, um den gesamten Fischbestand zu ermitteln, sogar die Kleinfische und die invasiven Arten. Zugleich kann damit auch der Bestand an Wasserpflanzen, Kleinstlebewesen und Krebsen mit dieser Wasserprobe ermittelt werden. Die Trefferquote ist vergleichbar zur Elektrobefischung, jedoch mit 490 Euro netto vergleichsweise sehr günstig und ohne Bestandsverluste. eDNA  Verfahren eignen sich daher idealerweise für ein Gewässermonitoring. Die Probenahme ist mit unserem Probenahmeset kinderleicht und sicher und kann auch von Laien durchgeführt werden. Das Verfahren ist jedoch deutlich günstiger und einfacher und eignet sich daher sehr gut für ein Monitoring an Ihrem Gewässer, um Vergleiche über mehrere Jahre oder mehrere Gewässerabschnitte durchzuführen. Das Verfahren eignet sich sehr gut für kommunale Gewässer.

3. Schritt: Gibt es übermäßiges Algenwachstum?

Die gestiegenen Temperaturen der letzten Jahre fördern das Wachstum von Grünalgen oder Blaualgen an vielen Gewässern und verschärfen deren Eutrophierung. Die Belastung mit Blaualgen wird sich bis 2060 verdoppeln, in Bayern sind immer mehr Gewässer von Blaualgenproblemen betroffen. Erhöhte Algenbelastung bewirkt mehr Sediment und dieses wiederum verbraucht zusätzlichen Sauerstoff, oft verbunden mit der Freisetzung von zusätzlichen Nährstoffen. Außerdem erzeugen Algen tagsüber hohe Sauerstoffsättigungen, gepaart mit sehr geringen Sauerstoffwerten nachts und extremen Sprüngen im pH. Dieses Rauf und Runter vertragen viele Fische nicht, es kann zu Fischsterben kommen - bevorzugt in den frühen Morgenstunden. Aale, Barsche und Zander sind meist die ersten Fischarten, die dann absterben. Unser Konzept beinhaltet eine Art Frühwarnsystem für Fischsterben und versetzt Kommunen in die Lage, mit eigenen Bordmitteln die gemeindeeigenen Gewässer zu überwachen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Krisensignale sind sinkende Wasserspiegel, 3 Wochen sonniges Wetter über 30°C, wolkenloser Himmel und Wassertemperaturen ab 19°C. Mit dem VITALO-Konzept können Gemeinden nun Vorsorge treffen und die Gefahr möglicher Fischsterben frühzeitig erkennen.

Peter Flasshoff-Gockel

 

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