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(GZ-17-2023 - 14. September)
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► Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft:

 

Warum Holz als Energieträger sinnvoll ist und Zukunft hat

Bayerns ehemaliger Forstminister Josef Miller wirbt für umweltverträglichen Einsatz

 

Der Einsatz von Holz als Brennstoff war heftig umstritten. Zuerst erfolgte im Europäischen Parlament eine Ablehnung, die nach heftigen Diskussionen zu einer nationalen Entscheidung der Mitgliedsstaaten abgeändert wurde. Daraufhin entschied sich die Bundesregierung im Entwurf des Gebäudeenergiekonzeptes für ein Verbot. Nach massiver Gegenwehr soll nunmehr Restholz als Brennstoff in dem neuen Gebäudeenergiegesetz weiterhin erlaubt bleiben. Die genauen Regelungen stehen noch nicht fest. Das ursprünglich generelle Verbot soll in dem neuen Gesetz jedenfalls nicht mehr enthalten sein. Der ehemalige bayerische Land- und Forstwirtschaftsminister Josef Miller hat gute Argumente dafür, dass Holz im künftigen Gebäudeenergiegesetz als Energieträger erhalten bleibt.

Es sei ein Thema, das gerade in Bayern eine große Rolle spiele. Nach Österreich ist Bayern das Land, mit dem höchsten Anteil von Hackschnitzel und Pellets als Brennstoff. Die Waldbesitzer brauchen die Einnahmen aus den Hackschnitzeln, die Mitbürgerinnen und Mitbürger die heimische Wärme und der Klimawandel erfordert eine CO2-neutrale Energieversorgung.

Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft

Dass Holz zu den erneuerbaren Energien gehört, sei naturwissenschaftlich unbestritten, sagt Miller. Beim Wachsen des Baumes entnimmt dieser aus der Erdatmosphäre so viel Kohlenstoff, wie er beim Verbrennen mit dem anfallenden Kohlendioxyd wieder abgibt. Das sei ein Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität, sagt Miller. Wenn der Baumwipfel oder wenn Restholz aus der Durchforstung im Wald verbleibe und langsam verrotte, entstünde durch die kalte Oxydation ebenso viel Kohlendioxyd, ohne dass das Holz als Wärmequelle genutzt werde. Auch das Argument, dass künftig mehr Holz eingeschlagen wird als nachwächst, entspricht dem 76-jährigen zufolge – der Staatssekretär und Minister in den Kabinetten Streibl, Stoiber und Beckstein und danach Landesvorsitzender bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald war – nicht den Tatsachen. Sowohl nach dem Waldgesetz des Bundes als auch im Bayerischen Waldgesetz gelte das Nachhaltigkeitsprinzip, das vor rd. 200 Jahren aufgestellt worden sei.

Forstschadenausgleichsgesetz verhindert Übernutzung

Danach darf nicht mehr Holz eingeschlagen werden als nachwächst: „Jede weise Forstdirektion muss die Waldungen so hoch wie möglich, aber doch so zu benutzen versuchen, dass die Nachkommenschaft wenigstens ebenso viele Vorteile daraus ziehen kann, wie die jetzige Generation sich aneignet“, so Miller. Und weiter: „Die großen Forstbetriebe müssen durch die ‚Forsteinrichtung‘ eine betriebsbezogene Planung nachweisen, dass es zu keiner Übernutzung kommt.“ Durch das gleichzeitige Auftreten von Stürmen, Trockenheit und Borkenkäfer vor drei Jahren in Nord- und Westdeutschland ist bei der Fichte großflächig Schadholz angefallen. Als Konsequenz daraus wurde nach dem Forstschadenausgleichsgesetz der Normaleinschlag bei Fichte im gesamten Bundesgebiet um 30 Prozent für ein Jahr reduziert, weil die am Boden liegenden Stämme erst aufgearbeitet werden mussten.

Lösbare Rechtsfragen

Bei einem Gespräch mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Stefan Wenzel aus dem Bundeswirtschafts- und Energieministerium antwortete dieser auf Millers Frage, was er gegen Holz als Brennstoff habe, dass damit z. B. Tropenwälder großflächig abgeholzt und zu Hackschnitzeln verarbeitet werden, die auch in Deutschland eingeführt werden können: „Dieses Argument nehme ich ernst“, so der frühere CSU-Agrarminister. „Aber wenn es gelingt, die Einfuhr von Jagdtrophäen aus Afrika und die Verbringung von Müll außerhalb der Landesgrenzen zu verbieten, könne man auch dieses Problem lösen und dürfe das Kind nicht mit dem Bad ausschütten. Niemand würde verstehen, wenn z. B. in Österreich Hackschnitzel als Brennstoff erlaubt und diese von Deutschland dorthin exportiert würden, weil sie im eigenen Land als Brennmaterial verboten sind.“

Seit mehr als 30 Jahren werde unser Wald mit mehr Laubholz zu stabilen Mischwäldern umgebaut. Damit fällt durch die Baumkronen, etwa bei Buche und Eiche, mehr Astholz für Brennholz an. Es gibt also künftig mehr Brennholz als bisher. Über Hackschnitzel und Pellets kann dieses Restholz wieder thermisch verwertet werden.

Neue Techniken und Filter

Durch neue Techniken, bis zum Einsatz von Filter, wird der beim Verbrennen von Holz anfallende Staub stark reduziert oder ganz entfernt. Auf diesem Sektor hat sich in der Vergangenheit auch viel getan. „Heimatenergie“, wie Miller Holz bezeichnet, „wird vor Ort erzeugt und ist bei uns in großen Mengen vorhanden und die Wertschöpfung bleibt in der Region.“

Der Schutz des Klimas und der Umwelt müsse oberste Priorität behalten. Die Landwirte und Waldbesitzer sind diejenigen, die am meisten unter dem Klimawandel litten. In Deutschland seien in vielen Gegenden, unter anderem in Mittel- und Unterfranken, die Fichten der Trockenheit zum Opfer gefallen. „Auch Buchen sind inzwischen von der Trockenheit betroffen. Die Waldbesitzer sind nicht die Verursacher, sondern sie tragen zur Lösung der Klimakrise bei. Wer Holz als Brennstoff verbietet, befindet sich auf dem Holzweg. Es ist gut, dass in Berlin jetzt nach massiver Gegenwehr nochmals umgedacht wird. Im Gebäudeenergiegesetz muss Holz als erneuerbare Energie im Heizungsbereich im Interesse der Waldbesitzer und vieler Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin erlaubt sein.


 

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