(GZ-21-2023 - 9. November) |
► Mainkofen: |
Vorbildliche Instandsetzung gewürdigt |
Bezirk Niederbayern verleiht Denkmalpreis 2023 für Sanierung von Arnstorfer Weinzierl-Häuser |
Es gab Zeiten, in denen die Weinzierl-Häuser in Arnstorf als Schandfleck für den Ortskern galten, nicht wenige forderten gar ihren Abriss. Doch das ist vorbei – dank der Unternehmer Anton Schweiger und Richard Seis. Als Miteigentümergemeinschaft setzten sie die zwei benachbarten Blockbauten aus der frühen Neuzeit instand. Es entstanden wahre „Schmuckstücke“, wie sie Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich bei der Bekanntgabe der Preisträger bezeichnete. Und für ebendiese Leistung zeichnete sie Dr. Heinrich im Festsaal des Bezirksklinikums Mainkofen mit dem Denkmalpreis des Bezirks Niederbayern 2023 aus.
Den Preis verliehen Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (l.) und Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl (2. v. l.) an Anton Schweiger (3. v. l.) und Richard Seis (4. v. l.). Bezirksheimatpfleger Dr. Maximilian Seefelder (r.) stellte die Weinzierl-Häuser vor. Mit im Bild die Ehegattinnen der Preisträger. Bild: Bäter/Bezirk Niederbayern
Die beiden Bauherren hätten mit ihrer Arbeit eine großartige Leistung vollbracht, sagte Dr. Heinrich in seiner Laudatio. „Sie haben die Weinzierl-Häuser vor dem Verfall gerettet, sie saniert und damit neuen Wohnraum geschaffen.“ Eine Leistung, für die Anton Schweiger und Richard Seis den mit 7.500 Euro dotierten Preis verdient hätten. „Ich habe selbst zu Beginn der Bauphase die Häuser besichtigt – und ich muss sagen: Hut ab! Das sah damals schon nach einer großen Herausforderung aus, deren Ausgang ungewiss schien“, so Dr. Heinrich.
Er hoffe, dass die Arbeit der Miteigentümergemeinschaft und der Denkmalpreis des Bezirks Niederbayern mehr Bauherren zur Wahrung des Bestehenden statt zum Abriss für etwas Neues bewegen. „Nach 30 Jahren ‚Tag des offenen Denkmals‘ und über 20 Jahren Denkmalpreis ist es nach wie vor nötig, solch positive Beispiele hervorzuheben.“ Denn Denkmäler tragen zu einem einzigartigen Ortsbild bei, stiften Identität, fungieren als stille Zeugen ihrer Zeit. Und, so Dr. Heinrich, sei es nachhaltig, vorhandene Bausubstanz zu erhalten. „Denkmalschutz ist Umweltschutz.“
Nur, eines zeigen die Weinzierl-Häuser in Arnstorf ebenso: Denkmalschutz ist nur selten der einfachere Weg. Das wurde vor allem deutlich, als der Bürgermeister von Arnstorf, Christoph Brunner, einige Worte an die Besucher der Denkmalpreisverleihung richtete. Er erzählte von einem schweren Gewitter am Pfingstsonntag 2022. Das Wasser sei kniehoch in der Baustelle gestanden und hätte den Zeitplan „buchstäblich den Bach hinuntergespült.“ Umso stolzer sei der Markt Arnstorf nun auf die Auszeichnung. „Die Weinzierl-Häuser sind eine Bereicherung für den Ortskern. Anton Schweiger und Richard Seis haben das richtige Gespür für die Bewahrung des Ensembles bewiesen.“
Große Ehre und riesige Anerkennung
Und was sagen die Bauherren selbst? „Die Auszeichnung ist eine große Ehre und riesige Anerkennung unserer Arbeit“, sagte Richard Seis bei der Besichtigung der beiden Häuser im Anschluss an die Preisverleihung. „Wir haben fünf Jahre gewerkelt und viel mitgemacht. Es ist schön, dass nun auch die Öffentlichkeit auf unsere Arbeit aufmerksam wird.“ Allerdings, so Anton Schweiger, benötigten die beiden nun erstmal eine Pause von der Denkmal-Sanierung. Obwohl die Instandsetzung der Weinzierl-Häuser ein sehr schönes Projekt gewesen sei, habe ihnen die Arbeit doch einiges abverlangt.
Sieben Wohnungen liegen nun in den ehemaligen Weinzierl-Häusern. Die Bauherren gaben ihnen also ihren ursprünglichen Zweck zurück. Denn die zwei benachbarten Blockbauten (Scheibengasse 2 und 4) dienten Generationen von Arbeiterfamilien in Adelsdiensten als Zuhause. Das erklärte Bezirksdenkmalpfleger Dr. Maximilian Seefelder ausführlich in seinem Vortrag über die historische und kulturelle Bedeutung der prämierten Objekte bei der Preisverleihung. Er empfahl dem Kultur-, Jugend- und Sportausschuss die Auszeichnung von Anton Schweiger und Richard Seis. „Die Weinzierl-Häuser sind materielle Zeugnisse traditioneller Bauweise, der Architektur und Handwerkskunst“, sagte Dr. Seefelder. „Dass sie sich wieder in einem bestens bewohnbaren Zustand befinden, ist vor allem den Unternehmern Schweiger und Seis zu verdanken.“
Bauuntersuchungen im Obergeschoss ergaben, dass das Haus Nummer 4 um 1638 entstand, das größere Gebäude mit Hausnummer 2 um 1550. Das Erdgeschoss wurde jedoch dendrochronologisch auf das 18. Jahrhundert datiert. Vermutlich wurden in dieser Zeit die abgenutzten Hölzer gegen neue ausgetauscht. Errichten ließen die Häuser die Freiherren von Closen zu Arnstorf für die sogenannten Weinzierle – eine Berufsbezeichnung die sich heute mit Weinbauer oder Winzer übersetzen ließe. Später kamen sie in Besitz des Nachfolgegeschlechts, der Grafen von Deym. Sie wurden als Handwerkerhäuser und für Bedienstete des Schlosses genutzt, mehrmals umgebaut und waren von den 1930er Jahren bis Ende der 1980er Jahre vermietet. Danach standen sie über 30 Jahr leer. Entsprechend waren die Schäden enorm und die Instandsetzung wurde zur Mammutaufgabe.
kh
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