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(GZ-9-2021)
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► Corona-Pandemie als Impulsgeber:

 

Aufbruch mit einer starken Gesundheitsforschung

Bundesregierung zeigt wichtige Handlungsfelder auf

 

Mit der Corona-Pandemie ist ein Ereignis eingetreten, das die Gesellschaft und damit auch Wissenschaft und Forschung vor immense Herausforderungen stellt und die zukünftige Entwicklung in unserem Land zumindest in diesem Jahrzehnt maßgeblich prägen wird. Mit dem Addendum „Aufbruch mit einer starken Gesundheitsforschung“ greifen das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) wichtige Maßnahmenpakete aus dem laufenden Rahmenprogramm Gesundheitsforschung auf und entwickeln diese mit Blick auf die Anforderungen durch die COVID-19-Pandemie weiter. Das Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung von 2018 ist auf zehn Jahre ausgerichtet und gibt die Zielsetzungen der Gesundheitsforschungsförderung wieder.

Strukturiert ist das Rahmenprogramm Gesundheitsforschung durch Leitlinien und Handlungsfelder. Die Leitlinien „Der Mensch im Mittelpunkt“ sowie „Personalisierung und Digitalisierung als Schlüssel“ durchdringen die Handlungsfelder des Rahmenprogramms. Zentrale Handlungsfelder der Gesundheitsforschungspolitik sind „Krankheiten vorbeugen und heilen“, „Medizinischen Fortschritt vorantreiben“ und „Forschungsstandort stärken“.

Oberste Priorität für die Bundesregierung hat die frühe und umfassende Bereitstellung von wirksamen und sicheren Impfstoffen für weite Teile der Bevölkerung. Daher hat das BMBF ein nationales Sonderprogramm mit bis zu 750 Millionen Euro für die Stärkung und Beschleunigung der Entwicklung von Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 gestartet. Damit werden Kapazitäten für die klinische Prüfung ausgebaut und Herstellungskapazitäten erhöht.

Für klinische Impfstoffstudien wird die Europäische Kommission eine Plattform aufbauen. Sie soll entscheidend zu einer besseren Koordinierung und Durchführung von Impfstoffstudien in Europa beitragen. So ist beispielsweise angedacht, Impfstoffentwicklern bei der Auswahl geeigneter Studienzentren zu helfen, die die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Studien erfüllen. Die Koordinierung der Plattform wird das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) übernehmen, das bereits mit dem Aufbau einer zentralen Probandendatenbank für Deutschland begonnen hat.

Virusspezifische Arzneimittel

Neben der Erforschung und Entwicklung virusspezifischer Arzneimittel und der Impfstoffentwicklung sind medizintechnische Lösungen in der Prävention, Diagnostik, Therapie sowie in der Steuerung der damit verbundenen Versorgungsprozesse in einer Pandemiesituation essenziell. Daher wurde eine Fördermaßnahme initiiert, um die schnelle Entwicklung und zügige Integration von medizintechnischen Lösungen zur Bekämpfung von COVID-19 voranzutreiben. Hierbei geht es u.a. um medizinische Schutzausrüstung, innovative Diagnostika und Testverfahren sowie intensivmedizinische Verfahren, beispielsweise zur Beatmung oder zum Therapiemonitoring.

Forschungsdatenbank

Bahnbrechende Fortschritte in der Medizin können insbesondere durch Austausch und intelligente Verarbeitung von Infektions-, Versorgungs- und Forschungsdaten erreicht werden. Eine entscheidende Voraussetzung dafür ist die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger digitaler Daten aus epidemiologischem Grundgeschehen, Forschung und Versorgung. Im Rahmen des BMBF-geförderten Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) wird in enger Zusammenarbeit mit der Medizininformatik-Initiative eine nationale Forschungsdatenbank zu COVID-19 (CODEX) aufgebaut. So können die Daten aus den von der Universitätsmedizin in ganz Deutschland geplanten beziehungsweise bereits initiierten klinischen und epidemiologischen Studien erfasst und für weitere Auswertungen genutzt werden.

Das BMG hat u.a. umfassende Forschungsvorhaben angestoßen, wie die Digitalisierung der Informationsflüsse innerhalb des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) arbeitsentlastend wirken kann. Hierzu zählt insbesondere die Weiterentwicklung der Pandemiemanagementsoftware SORMAS (Surveillance, Outbreak Response Management and Analysis System) zu einem interoperabel mit anderen digitalen Anwendungen nutzbaren Gesamtsystem zur Pandemiebewältigung für den ÖGD sowie dessen Evaluation. Weitere Projekte befassten sich mit der Nutzbarkeit kartenbasierter Dokumentation von COVID-19-Kontakten, der Entwicklung eines KI-basierten Sprachassistenten für Gesundheitsamt-Hotlines oder der Entwicklung von Prognosemodellen zur Abschätzung des Auslastungsgrads von Intensivbettenkapazitäten.

Zusammenarbeit stärken

Grundsätzlich ist geplant, die Zusammenarbeit zwischen der Gesundheitsforschung und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst zu stärken. Dazu sollen innovative gemeinsame Konzepte gestärkt, Projekte gefördert und insbesondere Modelle für einen verbesserten und einen sicheren Datenaustausch entwickelt werden. Eine vertiefte Verbindung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes mit der Forschung gehört auch zu den Zielen des Paktes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst von Bund und Ländern. Allein für Forschungs- und Evaluierungszwecke stellt das BMG in diesem Rahmen zehn Millionen Euro bereit. Insbesondere im Bereich Digitalisierung sollen Forschungsvorhaben im Rahmen des Paktes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst nutzungs- und anwendungszentriert sowie praxistauglich geplant und durchgeführt werden.

Forschungsnetzwerk

Um die Forschungsaktivitäten der deutschen Universitätsmedizin zur Bewältigung der aktuellen Pandemie zu bündeln und zu stärken, hat das BMBF für den Aufbau des Forschungsnetzwerks zusätzliche Mittel in Höhe von 150 Millionen Euro bereitgestellt. Das Netzwerk sammelt und analysiert deutschlandweit unter anderem die Behandlungsdaten von COVID19-Patienten. Zudem werden neue Strategien für die Diagnostik und Behandlung entwickelt. Dabei tauscht sich die Universitätsmedizin eng mit relevanten Partnern aus, wie zum Beispiel dem RKI oder den Gesundheitsämtern. Dieser kontinuierliche und schnelle Wissensaustausch ermöglicht es, Best-Practice-Lösungen zu identifizieren. Damit kann eine bundesweit einheitliche hohe Behandlungsqualität und Patientensicherheit erreicht werden.

„Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen ist die Innovationskraft unseres Landes“, heißt es. Neue lebenswissenschaftliche Erkenntnisse hätten in den vergangenen Jahren revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Biotechnologie angestoßen.

Zahlreiche innovative Technologien stünden nun an der Schwelle von der Entwicklung in die Anwendung. So könnte die mRNA-Technologie, die durch die Impfstoffentwicklung gegen SARS-CoV-2 derzeit im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit steht, in Kürze auch zu Durchbrüchen in weiteren Bereichen führen, etwa der Bekämpfung von Autoimmunkrankheiten, wie Multipler Sklerose oder Krebs. Auch im Bereich der Antikörpertherapien, somatischen Gentherapien oder Zelltherapien gebe es vielversprechende Entwicklungen, die zu fördern sind, damit sie für die Gesundheitsversorgung genutzt werden können.

Darüber hinaus soll Deutschland als Standort für die medizinische Biotechnologie ausgebaut werden. Ziel sei es, Impfstoffe und Medikamente wieder maßgeblich in Deutschland und Europa zu entwickeln und zu produzieren. „Insgesamt stellen wir schon jetzt Fördergelder in Höhe von 2,7 Milliarden Euro pro Jahr bereit. Damit schaffen wir eine verlässliche Grundlage und sind gutgerüstet für künftige Hausforderungen.“

DK

 

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