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(GZ-18-2020)
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► Energieminister Hubert Aiwanger:

 

Lob für Paradigmenwechsel

 

Positiv sieht der bayerische Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger den ersten Entwurf der EEG-Novelle. Viele seiner Forderungen aus den vergangenen Monaten und Jahren fänden sich in dem aktuellen Vorschlag wieder.

Befreiung der Erzeugung von grünem Wasserstoff von der EEG-Umlage, Beteiligung der Standortkommunen von Windrädern an der Einspeisevergütung, Perspektiven für Biogas und generell alte EEG-Anlagen nach 20 Jahren, praktikables Mieterstrommodell:

Viele Wünsche von Befürwortern der Energiewende wurden Aiwanger zufolge aufgegriffen. „Die EEG-Novelle kann ein großer Wurf werden, wenn jetzt nicht im Kleingedruckten wieder alles zerschossen wird. Ich hoffe, dass die Chance jetzt wirklich genutzt wird. Die Zeichen stehen gut“, betonte der Minister.

„Der gelungene Startschuss für den Aufbau einer bayerischen Wasserstoffwirtschaft“ war aus seiner Sicht die Eröffnung des Zentrums Wasserstoff Bayern (H2.B) vor einem Jahr. Seither seien wichtige Meilensteine wie die Verabschiedung einer Wasserstoffstrategie bewältigt worden. Demnächst gingen neue Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene an den Start.

Dabei verfolgt der Freistaat einen ganzheitlichen Ansatz, der die gesamte Wasserstoffwertschöpfungskette (Erzeugung, Speicherung, Anwendung, Nutzung und Logistik) vorantreibt und eine Basisinfrastruktur z.B. von Wasserstofftankstellen schafft.

„Wir wollen die Wasserstoffwirtschaft ganz bewusst in allen Bereichen mit Industrie und Forschung vorantreiben“, erklärte Aiwanger. „Nur so gelingt es, die weltbesten Technologieprodukte zu entwickeln und zu exportieren, und genau das muss unser Ziel sein.“  

Wasserstoff als tragende Säule

„Vor einem Jahr kam ich mir noch ein bisschen vor wie der einsame Rufer in der Wüste, aber seither hat in Politik und Industrie ein Paradigmenwechsel stattgefunden“, stellte der Minister fest. Grün erzeugter Wasserstoff soll eine tragende Säule des zukünftigen nachhaltigen Energiesystems werden: Mittels Elektrolyse eignet er sich zur Speicherung von erneuerbarer Energie.

Wasserstoffderivate können Erdölprodukte ersetzen und spürbar zur Dekarbonisierung von Verkehr und Industrie beitragen. Die notwendigen Technologien sollen in Bayern entwickelt, hergestellt und in die ganze Welt geliefert werden. „So können wir hochwertige Arbeitsplätze schaffen und den Transformationsprozess in der bayerischen Automobilindustrie bewältigen“, unterstrich Aiwanger. Mit dem Start eines Förderprogramms für Wasserstoff-Tankstellen setzt Bayern ein starkes Zeichen.

Aiwanger: „Um Wasserstoff als Energiequelle in der Mobilität voranzutreiben, brauchen wir ein ausreichend dichtes Netz von Wasserstofftankstellen. Mit dem neuen Förderprogramm wollen wir schnellstmöglich eine Basis-Infrastruktur von hundert Tankstellen in allen Teilen Bayerns aufbauen. Dafür stellen wir von 2020 bis 2023 Fördermittel in Höhe von 50 Millionen Euro bereit.“

Mit der bayerischen Förderrichtlinie werden öffentliche wie nichtöffentliche Wasserstofftankstellen für Nutzfahrzeuge, Busse sowie Logistikfahrzeuge unterstützt.

Baukastenförderung

Im Sinne einer Baukastenförderung unterstützt der Freistaat zudem die Anschaffung bzw. Umrüstung von H2-Nutzfahrzeugen und Bussen sowie Logistikfahrzeugen in Kombination mit betriebsinternen Tankstellen. „Damit schaffen wir neue Wertschöpfungsmöglichkeiten für Tankstellen-Standorte in der breiten Fläche: an kommunalen Betriebshöfen, bei Stadtwerken, für Fuhrpark- und Omnibusunternehmen“, erklärte der Staatsminister.

Die bayerische Förderung ergänzt passgenau die Bundesförderung nach dem Nationalen Innovationsprogramm „Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie Phase 2“, die einen Schwerpunkt auf Wasserstofftankstellen für PKW setzt. Standorte für Wasserstofftankstellen für PkW und Nutzfahrzeuge können künftig zusammen gedacht werden. Das Förderprogramm BayH2T wird vom Projektträger Bayern Innovativ GmbH koordiniert.

Eine weitere Erfolgsmeldung betrifft das Bayerische Programm zur Förderung von Photovoltaik-Speichern. Dieses verzeichnet bereits ein Jahr nach dem Start über 20.000 Förderanträge. Aiwanger ehrte den aus Niederbayern stammenden 20.000sten Antragsteller und übergab gleichzeitig den 10.000sten Förderbescheid persönlich an einen Antragsteller aus Oberbayern.

Laut Aiwanger „haben wir mit dem PV-Speicherprogramm auf das richtige Pferd gesetzt. Der große Zuspruch zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürgern im Freistaat Teil der Energiewende sein wollen. Sie geben sich nicht damit zufrieden, dass der Strom einfach aus der Steckdose kommt, sondern wollen wissen, wo und wie der Strom produziert wird. Unser Förderprogramm trifft die Ambitionen der Bürger und hat deutschlandweit Maßstäbe gesetzt.“

PV-Speicherprogramm

Das bayerische PV-Speicher-Programm gibt es seit August 2019. Es richtet sich an Gebäudeeigentümer von selbstgenutzten Ein- und Zweifamilienhäusern. Die Eigentümer können dabei eine Förderung für neue Stromspeicher in Verbindung mit einer neuen Photovoltaikanlage beantragen.

Je nach Kapazität des neuen Batteriespeichers (kWh) und Leistung der neuen PV-Anlage (kWp) ist eine Förderung zwischen 500 und 3.200 Euro möglich. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, einen Zuschuss für die Installation einer privaten Ladestation für Elektrofahrzeuge zu erhalten.

Die durchschnittliche Fördersumme pro Antrag liegt bei ca. 1.000 Euro, die mittlere geförderte Batteriespeicherkapazität beträgt ca. 8 kWh und die mittlere Leistung der zugehörigen PV-Anlage ca. 8 kWp. Bei knapp 4.000 Anträgen wurde zudem eine Ladestation für Elektrofahrzeuge mitbeantragt. Insgesamt wurden bisher über 22.000 Anträge gestellt.

Aiwanger: „Ob bei privaten PV-Anlagen oder Bürgerwindparks: Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger in Energiefragen nimmt zu. Deshalb habe ich das Team Energiewende Bayern ins Leben gerufen. Hier bündeln wir die Erfahrungen und das Wissen der Zivilgesellschaft, von Unternehmen, Verbänden und Institutionen. Gleichzeitig motivieren wir mit konkreten Tipps und Vorbildern zum Handeln. Jeder kann seinen Beitrag leisten, das ist unsere Botschaft. Tausende geförderte PV-Speicher sprechen für sich.“

Tiefen-Geothermie

Viel Potenzial für eine klimafreundliche Wärmeversorgung sieht Aiwanger in der Tiefen-Geothermie.

„Wir haben noch viel ungenutztes Potenzial, nicht nur bei Windkraft und Photovoltaik, sondern auch bei Geothermie. Das müssen wir jetzt nutzen“, erklärte der Minister.

Er hat deshalb einen Masterplan Geothermie auf den Weg gebracht, dessen Herzstück der Ausbau von Fernwärme-Verbundleitungen für den Transport der erschlossenen Geothermie in die Verbrauchszentren ist: „Ab 2021/2022 planen wir Haushaltsmittel für ein neues Förderprogramm ein.“

Geothermie steht ganzjährig unabhängig von meteorologischen Verhältnissen zur Verfügung und ist somit grundlastfähig. „Bayern ist reich an heißen Thermalquellen, die uns helfen, von fossilen Energieträgern unabhängig zu werden“, so Aiwanger.

Tiefen-Geothermie wird über Tiefbohrungen bis 5.500 Meter erschlossen.  Bisher gab es 66 Bohrungen in Bayern. Daraus resultierten 22 Anlagen mit einer Wärmeleistung von mehr als 300 Megawatt und einer Stromleistung von etwa 30 Megawatt. Zwei Anlagen sollen dieses Jahr noch in Betrieb gehen.

Die bekannten Planungen sehen in den nächsten Jahren weitere Erkundungsbohrungen vor,
insbesondere im Münchener Raum und im Südosten von Oberbayern. Die Bohrergebnisse sind abzuwarten. „Wir rechnen aber damit, dass die Unternehmen etliche Standorte erschließen können“, erklärte der Staatsminister.

LENK soll Energiewende gezielt voranbringen

Der Energiewende im Freistaat neuen Schub verleihen soll die Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK), die Anfang August ihre Arbeit aufgenommen hat. „Coronabedingt etwas verzögert, wird LENK jetzt die Energiewende gezielt voranbringen.

Regionale Energie bedeutet Wertschöpfung vor Ort und Arbeitsplätze für den Mittelstand. Dieses Potenzial müssen wir heben“, erklärte Hubert Aiwanger. Gemeinsam mit Umweltminister Thorsten Glauber hat er die neue Agentur ins Leben gerufen.

LENK dient als Scharnier zwischen allen Akteuren der Energiewende und wird alle nachgeordneten staatlichen Institutionen mit Verbänden und weiteren wichtigen externen Partnern im Bereich Energiewende und Klimaschutz miteinander vernetzen.

DK

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