(GZ-18-2024 - 26. September) |
► Bundesverband Geothermie: |
Perspektiven und Lichtblicke |
Die Bundesregierung erleichtert den Ausbau von Geothermie. Wie der Bundesverband Geothermie mitteilt, werden die Genehmigungsverfahren für Geothermieanlagen, Wärmepumpen und für Wärmespeicher beschleunigt.
Die einzelnen Gesetzesänderungen lauten wie folgt
- Im Bürokratieentlastungsgesetz IV (BEG IV) wird klargestellt, dass die oberflächennahe Geothermie (bis 400 Meter) nicht in den Anwendungsbereich des Bergrechts fällt.
- Im Gesetz zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für Geothermieanlagen, Wärmepum-
- pen und Wärmespeichern sowie weiterer rechtlicher Rahmenbedingungen (GeoWG) werden Genehmigungsverfahren für Geothermie, bestimmte Wärmepumpen und Wärmespeicher beschleunigt, vereinfacht und digitalisiert. Dafür sind Änderungen im Berg- und Wasserrecht vorgesehen.
- Geothermieanlagen liegen, wie andere Anlagen für Erneuerbaren Energie, im überragenden öffentlichen Interesse.
- Flankierend finden sich im Gesetzentwurf zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes, der bereits am Ende August im Kabinett beschlossen wurde, ambitionierte wasserrechtliche Zulassungsfristen für Geothermie und Wärmepumpen.
- Die ebenfalls im Kabinett beschlossene Baurechtsnovelle sieht die Einführung eines Privilegierungstatbestandes für Geothermie vor und sorgt dafür, dass Geothermievorhaben im Außenbereich einfacher zugelassen werden können.
Wie Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz erläuterte, sei das Potenzial der Geothermie jahrzehntelang in Deutschland vernachlässigt worden. „Jetzt holen wir die Geothermie endlich aus ihrem Schattendasein. Wir sorgen dafür, dass die Wärmeenergie aus tiefen Erdschichten für unsere Energieversorgung gezielt und unbürokratisch erschlossen werden kann. So können wir die Energiewende auch im Wärmebereich schneller vorantreiben und damit unsere Abhängigkeit von Öl, Gas und Kohle weiter verringern.“
Förderung für SWM
Wichtige Unterstützung für die Münchner Wärmewende: Die SWM erhalten dem Bundesverband Geothermie zufolge 43,9 Millionen Euro aus der „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW)“. Sie hatten die Förderung für den Bau ihrer nächsten Geothermieanlage und den Ausbau der Fernwärme im Netzabschnitt Nordost beantragt. Die Summe deckt 40 Prozent der von den SWM berechneten förderfähigen Kosten für diese Projekte.
Für Helge-Uve Braun, Technischer Geschäftsführer der SWM, ist der Förderbescheid „ein wichtiger Baustein dafür, dass die SWM die Wärmewende konsequent weiter umsetzen können. Für den kompletten Umbau auf eine CO2-freie Fernwärme bis 2040 benötigen die SWM nach aktuellen Planungen 9,5 Milliarden Euro, das können wir nicht allein stemmen. Daher begrüßen wir, dass die BEW fortgesetzt wird. Allerdings glauben wir, dass die künftig dafür vorgesehenen Mittel nicht ausreichen werden und appellieren daher an die Bundesregierung, diese zu überprüfen und anzupassen.“
Die BEW ist ein zentrales Förderinstrument zur Modernisierung und zum Ausbau von klimafreundlichen und effizienten Wärmenetzen. Unterstützt werden Projekte, die erneuerbare Energien und innovative Technologien integrieren. Damit leistet die BEW einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von CO2-Emissionen in der Wärmeversorgung.
Mit dem nun erteilten Bescheid bestätigen die Fördergeber den Transformationsplan der SWM hin zu einer CO2-freien Fernwärme und unterstützen dessen Umsetzung. Bereits seit 2012 arbeiten die SWM daran, die Fernwärme bis 2040 klimaneutral zu erzeugen und setzen dabei massiv auf den Ausbau von Geothermie.
Amperland Thermalwärme
Erfreulich auch: Zur Aufsuchung von Erdwärme hat das Gemeinsame Kommunalunternehmen für Abfallwirtschaft (GfA) mit Sitz im Olchinger Ortsteil Geiselbullach die „Amperland Thermalwärme GmbH“ gegründet. Hintergrund ist die Begrenzung finanzieller Risiken, die sich nicht auf die von den Bürgern in beiden Landkreisen zu zahlenden Müllgebühren auswirken sollen. Dafür machten die Kreistage der beiden Landkreise Fürstenfeldbruck und Dachau den Weg frei.
Das GfA liefert Strom und seit 2001 auch Fernwärme aus der Abfallverbrennung in angeschlossene Netze der Kommunen Olching und Bergkirchen und zudem Prozesswärme für Betriebe in beiden Gewerbegebieten. Nach Angaben des Unternehmens könne die Geothermie nun flexibel in die vorhandene Fernwärme-Infrastruktur eingegliedert werden. Der Bohrplatz wird sich auf dem eigenen Firmenareal befinden, das rund um die Uhr überwacht wird und für das ein erprobtes Sicherheitskonzept gilt. Die Gründung der Amperland Thermalwärme GmbH war auch erforderlich, um Förderanträge stellen zu können.
Oberhaching
Wie der Bundesverband Geothermie des Weiteren berichtet, überarbeiten die Gemeindewerke Oberhaching die Geothermiebohrung. Um die Förderbohrung der Anlage, die seit Dezember 2013 in Betrieb ist, mit neuester Technik auszustatten, werden nun weitere Arbeiten durchgeführt.
Ende 2023 wurde die Förderbohrung, die pro Sekunde bis zu 100 Liter Thermalwasser mit einer Temperatur von 135 Grad an die Oberfläche pumpt, nach zehnjähriger Betriebszeit von entstandenen Ablagerungen befreit und für den künftigen Betrieb ertüchtigt. Nach diesen Arbeiten konnten weitere Messungen zur sogenannten Bohrlochintegrität erfolgen, im Zuge derer festgestellt wurde, dass das Stahlrohr, das in einem Zementmantel durch das Erdreich führt, an verschiedenen Stellen Verformungen aufweist.
Um die Förderbohrung für viele weitere Betriebsjahre zu ertüchtigen, werden jetzt in die bestehende Verrohrung mehrere hundert Meter Stahlrohre mit einem Durchmesser von 16 Zoll, also rund 40 Zentimetern, eingebaut. Diese werden gegenüber den vor über zehn Jahren verwendeten Rohren eine deutlich höhere statische Belastbarkeit haben und dadurch auch für mögliche höhere Förderraten noch ausreichende Sicherheitsreserven aufweisen.
Auf dem Gelände in Taufkirchen ist deshalb jetzt eine Bohranlage zu sehen, die zur Überarbeitung des Bohrstrangs dient. Durch die vorübergehende Öffnung des Thermalwasserkreislaufs kann es zu sichtbaren, aber unschädlichen Wasserdampf-Austritten an einem eigens dafür installierten Verdampfer kommen. Die Arbeiten, die durch das Bergamt Südbayern genehmigt wurden und laufend überwacht werden, sollen bis Mitte Oktober und damit rechtzeitig zu Beginn der neuen Heizsaison abgeschlossen sein.
Die mittlerweile mehr als 1.500 aktiven Fernwärme-Abnehmer werden auch während der Überarbeitung der Förderbohrung ohne Unterbrechung und zuverlässig mit Wärme versorgt. Dazu wird regenerative Wärme erstmalig auch durch die BioEnergie Taufkirchen zur Verfügung gestellt oder durch die in der Energiezentrale an der Raiffeisenallee installierten Redundanzheizkessel.
DK
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