Kommunalverbändezurück

(GZ-18-2020)
gz deutscher landkreistag

► Umfrageergebnisse des Deutschen Landkreistags:

 

Erneuerbare Energien in den Landkreisen

 

Auf der kommunalen Ebene sind die 294 Landkreise mit ihren rund 56 Mio. Einwohnern bereit, ihren Anteil zur Erreichung der Klimaschutzziele beizutragen. Dass viele Landkreise beim Klimaschutz und bei der Nutzung erneuerbarer Energien aktiv vorangehen, belegen die in einer neuen Publikation des Deutschen Landkreistags dargestellten Ergebnisse einer Umfrage, die der Verband mit großer Resonanz durchgeführt hat.

Demnach werden in den Landkreisen erneuerbare Energien in verschiedenen Formen genutzt. Gerade in ländlichen Räumen ist die Energieerzeugung aus regenerativen Quellen von besonderer Bedeutung. Viele Landkreise haben Energiekonzepte entwickelt, in denen unter Rückgriff auf erneuerbare Energien sowie mittels verstärkter Bemühungen für einen sparsamen und ressourcenschonenden Umgang mit Energie das Ziel einer weitgehenden Versorgungsautonomie für das Kreisgebiet angestrebt wird.

Bis 2030 sollen gemäß dem Ziel der Bundesregierung 65 % des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden, um die angestrebten Klimaschutzziele zu erreichen. In der Umfrage des Deutschen Landkreistages sahen mit Blick auf das Ausbauziel die Kreisverwaltungen noch vielfältiges Potenzial für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien im Kreisgebiet.

Auch wenn jetzt schon die Solarenergie in den Landkreisen praktisch flächendeckend genutzt wird, sehen 96 % der Landkreise insbesondere hier noch das größte Ausbaupotenzial. Auch in Bezug auf Erdwärme und Windkraft werden von 72 % bzw. 61 % der Kreisverwaltungen noch Potenziale gesehen. Für den Ausbau der Bioenergienutzung sieht knapp der Hälfte (48 %) der teilnehmenden Kreisverwaltungen noch Potenzial.

Unabhängig von der möglichen Wertschöpfung bedeutet der Ausbau der erneuerbaren Energien für die ländlichen Räume oftmals zugleich eine Belastung. Während die Städte mit „sauberem Strom“ versorgt werden, wirken sich die vor allem im ländlichen Raum befindlichen Windkraft- und Solarparks sowie Bioenergieanlagen nicht nur auf Natur und Landschaftsbild aus, sondern können abhängig vom Anlagentyp auch durch Emissionen die Anwohner belasten. Ebenso werden die zum Transport des regenerativ erzeugten Stroms erforderlichen Übertragungsleitungen vor allem in den ländlichen Räumen errichtet.

Entwicklungschancen der ländlichen Räume wahren

Um diese Belastungen durch den Ausbau der erneuerbaren Energien im Land-Stadt-Verhältnis auszugleichen, sprechen sich in der Umfrage 92 % der Kreisverwaltungen für Maßnahmen zur Umsetzung gleichwertiger Lebensverhältnisse aus. Solche Maßnahmen z. B. in den Bereichen digitale Infrastruktur, ÖPNV oder medizinische Versorgung zielen generell darauf ab, die Entwicklungschancen der ländlichen Räume zu wahren.

Einen unmittelbaren Vorteil würden die betroffenen Kommunen aus den Erneuerbare-Energien-Anlagen ziehen, wenn sie an den Vorhaben stärker finanziell beteiligt würden, was 63 % der Kreise anregen. Ähnlich viele Landkreise sprechen sich dafür aus, den Klimaschutz in den ländlichen Räumen stärker zu fördern und im städtischen Bereich den Ausbau von Dachflächen-Photovoltaik-Anlagen zu intensivieren, um dort den „sauberen Strom“ direkt vor Ort zu erzeugen.

In der Umfrage des Deutschen Landkreistages haben 8 % der Kreisverwaltungen angegeben, dass im jeweiligen Kreisgebiet bislang keine Windkraftanlagen errichtet wurden. Dagegen sind in der überwiegenden Zahl der Landkreise in unterschiedlichem Umfang Windkraftanlagen errichtet worden. Die Kreisverwaltungen führen in den Ländern regelmäßig die Genehmigungsverfahren für diese Anlagen durch, so dass sie nicht nur mit deren Wertschöpfungs-, sondern auch mit deren Konfliktpotenzial gut vertraut sind.

Konfliktpotenzial bei Windkraftanlagen

Fast alle Kreisverwaltungen geben in Bezug auf die bereits bestehenden sowie die geplanten Windkraftanlagen an, dass es vor Ort zu Konflikten kommt. 

In 86 % der Landkreise kommt es demnach zu Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Arten- und Naturschutz. In 81 % bzw. 80 % der Landkreise entzünden sich die Konflikte an der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch die Windkraftanlagen bzw. an deren Abständen zur Wohnbebauung. Vor diesem Hintergrund wird die generelle Akzeptanz im Kreisgebiet für die Errichtung (weiterer) Windkraftanlagen von den Kreisverwaltungen am häufigsten als „eher gering“ (38 %) bzw. „mittel“ (34 %) eingeschätzt. Gefragt nach Maßnahmen, die geeignet sind, die Akzeptanz von Windkraftanlagen zu fördern, nennen 78 % der Kreisverwaltungen die Stärkung von Bürgerenergieprojekten.

Wenn die Bürger vor Ort eine Genossenschaft gründen, um Erneuerbare-Energien-Projekte umzusetzen und zu betreiben, schafft dies nicht nur regionale Wertschöpfung, sondern bietet auch die Möglichkeit zur bürgerschaftlichen Mitbestimmung.

70 % der Kreisverwaltungen halten daneben eine stärkere finanzielle Beteiligung der betroffenen Gemeinden für zielführend, um die Akzeptanz vor Ort zu steigern. In 87 % der Landkreise wurden bereits Photovoltaik-Freiflächenanlagen (Solarparks) in unterschiedlicher Anzahl errichtet. Diese Anlagen befinden sich nicht auf oder an Gebäuden, sondern z. B. auf versiegelten Flächen, entlang von Autobahnen oder Schienenwegen, auf Konversionsflächen und – unter bestimmten Umständen – auch auf Acker- oder Grünland. Den Kreisverwaltungen obliegt in der Regel die Genehmigung entsprechender Vorhaben.

Am häufigsten kommt es im Zusammenhang mit Photovoltaik-Freiflächenanlagen laut den Kreisverwaltungen zu Konflikten um die Flächenverfügbarkeit. Während dies 61 % der Landkreise betrifft, geben 50 % der Kreisverwaltungen an, dass die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes für Auseinandersetzungen sorgt. Der Arten- und Naturschutz sowie der Abstand zur Wohnbebauung sorgen dagegen – anders als bei Windkraftanlagen – in deutlich geringerem Umfang für Konflikte.

Die generelle Akzeptanz für (weitere) Photovoltaik-Freiflächenanlagen im Kreisgebiet wird von den Kreisverwaltungen am häufigsten als „mittel“ (46 %) bzw. „eher hoch“ (36 %) eingeschätzt.

DK

 

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