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(GZ-7-2025 - 27. März)
 

► Umfrage zum Bayerischen Krankenhaustrend 2025:

 

BKG warnt vor Kliniksterben

 

„Acht von zehn Krankenhäusern in Bayern haben 2024 rote Zahlen geschrieben. Somit hat sich die dramatische Prognose des vergangenen Jahres bestätigt“, stellte Landrätin Tamara Bischof, 1. Vorsitzende der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), bei der Vorstellung des Bayerischen Krankenhaustrends 2025 im Münchner Presseclub fest. Wird nicht gegengesteuert, könne sich diese Situation heuer sogar noch verschärfen, unterstrich Bischof.

Die Umfrage unter 123 Krankenhausträgern, die zwei Drittel der Betten im Freistaat betreiben, habe ergeben, dass bereits 85 Prozent der Kliniken für 2025 von einem Defizit ausgehen, erläuterte BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen. Der Grund: Die Erlöse pro Behandlungsfall deckten nicht einmal annähernd die Kosten. Um Insolvenzen zu vermeiden, fordert die BKG von der neuen Bundesregierung eine Anhebung der Behandlungserlöse um mindestens 4 Prozent.

Besonders betroffen sind kleinere und größere Krankenhäuser sowie spezialisierte Einrichtungen. 94 Prozent der kleinen Regel- und Grundversorger schreiben Defizite, zudem alle größeren Schwerpunktversorger und Maximalversorger, einschließlich der Universitätskliniken. Selbst 60 Prozent der Fachkliniken, die lange Zeit besser aufgestellt waren, kämpfen zunehmend mit finanziellen Schwierigkeiten.

„Die Kliniken können nicht dauerhaft durch eine Unterfinanzierung bei jeder einzelnen Behandlung sparen“, bekräftigte Engehausen. Vielmehr müsse eine strukturierte Patientensteuerung etabliert werden, die die Fallzahlen senkt, ohne dabei die Qualität der medizinischen Versorgung zu gefährden. Erfolgten keine finanziellen Anpassungen, seien vor allem die Grund- und Regelversorgung, die Bereiche Allgemeine Innere Medizin, Chirurgie, Notfallversorgung, Kinder- und Jugendmedizin sowie die Geburtshilfe gefährdet.

Kliniken brauchen Planungssicherheit

Ein weiteres drängendes Thema sind die bürokratischen Regelungen des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG). Besonders problematisch sei der Umstand, dass Kliniken Leistungsgruppen beantragen müssten, obwohl noch wichtige Rahmenbedingungen wie Mindestvorhaltezahlen oder das Portfolio für sektorenübergreifende Versorgungsreinrichtungen fehlten, machte Engehausen deutlich. Aus seiner Sicht benötigen die Kliniken mehr Planungssicherheit, um ihre Anpassungsprozesse zielgerichtet und effizient zu gestalten.

In Richtung Berlin plädiert die Bayerische Krankenhausgesellschaft für eine umfassende, aber vor allem praktisch umsetzbare Krankenhausreform. Die derzeitige Reform sei nach Meinung vieler Krankenhausverantwortlicher noch mit „handwerklichen Fehlern“ behaftet, die dringend korrigiert werden müssen, um eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zu sichern. Besonders in ländlichen Regionen Bayerns, wo die Versorgungsengpässe bereits spürbar sind, sei eine gezielte Reform von höchster Bedeutung.

Doch ist nicht nur der Bund gefordert. Auch die Bayerische Staatsregierung müsse die Gestaltungsmöglichkeiten nutzen und für notwendige Anpassungen auf Bundesebene sorgen. Der Reformprozess dürfe nicht länger von Unsicherheit geprägt sein – die Kliniken benötigten klare und verlässliche Rahmenbedingungen. Aktuell schätzen 57 Prozent der Krankenhäuser die wirtschaftliche Lage in den kommenden zwei bis drei Jahren als schlechter ein, nur etwa zwölf Prozent erwarten eine Verbesserung.

Trotz der bestehenden Ungewissheiten machen die bayerischen Kliniken bereits konkrete Schritte in Richtung Zukunft. Mehr als drei Viertel der Kliniken prüfen laut Umfrage aktuell eine Anpassung ihrer Medizinstrategie, und 70 Prozent intensivieren ihre Kooperationen mit anderen Krankenhäusern, um die Versorgung effizienter zu gestalten. Zudem denkt ein Drittel der Kliniken über bauliche Veränderungen nach. Die Notwendigkeit zur Anpassung betrifft auch die Mitarbeiter: Mehr als 37 Prozent der Kliniken erwarten, dass durch die Reform auch größere räumliche Anpassungen im Personalbereich erforderlich sein werden.

Mehr Effizienz durch KI

Chancen sehen die bayerischen Krankenhäuser vor allem im Einsatz von Künstlicher Intelligenz und der Weiterentwicklung der Digitalisierung: Sie böten Potenziale, um die stationäre Versorgung effizienter und zukunftsfähig zu gestalten. „Die Chancen durch KI-Einsatz im Krankenhaus stehen jetzt ganz oben auf der Innovationsagenda“, erklärte Engehausen. Die elektronische Patientenakte, Telemedizin und die Weiterentwicklung interprofessioneller Teams seien weitere Innovationsfelder, die das Potenzial haben, die Qualität und Effizienz der Versorgung weiter zu steigern.

„Die großen Defizite, von denen die BKG berichtet, haben in erster Linie mit den Betriebskosten zu tun. Damit tritt das ein, wovor wir seit Langem warnen: Ein kalter Strukturwandel könnte die Krankenhauslandschaft massiv umgestalten, bevor die Reform überhaupt Wirkung entfalten kann“, kommentierte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach gegenüber der Deutschen Presse-Agentur die Ergebnisse des Krankenhaustrends 2025. Die Länder bräuchten deshalb die Möglichkeit, Ausnahmen von den starren Leistungsgruppen-Voraussetzungen zuzulassen, um auf den Einzelfall reagieren zu können.

DK

 
 

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