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(GZ-1/2-2025 - 16. Januar)
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► Bundeswettbewerb „Kommune bewegt Welt“:

 

Engagierte Preisträger aus Bayern

 

Bei der Preisverleihung des 10. Wettbewerbs „Kommune bewegt Welt“ im Rahmen der Bundeskonferenz der Kommunalen Entwicklungspolitik im vergangenen Oktober in Ingelheim am Rhein wurden zwölf Städte, Kreise und Gemeinden für herausragende entwicklungspolitische Arbeit ausgezeichnet. Zu den bayerischen Preisträgern zählen der Landkreis Regen, die Städte Pfaffenhofen an der Ilm und Ebern (Landkreis Haßberge) sowie der Markt Heimenkirch, Landkreis Lindau.

„Vor Ort wird Entwicklungspolitik erfahrbar und bekommt ein Gesicht, denn oft sind es engagierte Partnerschaften von Initiativen und Vereinen, die den Einsatz der Kommunen in der Entwicklungspolitik prägen“, betonte Svenja Schulze, Entwicklungsministerin und Schirmherrin des von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW bei Engagement Global) durchgeführten Wettbewerbs.

In einer Zeit voller Krisen und Konflikte sei es wichtig, über den Tellerrand hinauszublicken und gemeinsam zu handeln. Jede Kommune, die sich für eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft, für Partnerschaften und internationale Zusammenarbeit einsetzt, verdiene deshalb den Respekt der Gesamtgesellschaft und setze ein Zeichen gegen verengte nationale Sichtweisen. „Städte, Gemeinden und Kreise gestalten nicht nur die Zukunft vor Ort, sondern auch das globale Miteinander“, so Schulze.

Die Sieger

Die Gewinner im Wettbewerbsdurchgang 2024 sind die Städte Kiel, Greifswald und Bad Köstritz. Sie konnten in den drei Hauptkategorien ‚große, mittlere und kleine Kommunen‘ überzeugen und mit ihrem Gewinn ein Preisgeld von 30.000 Euro entgegennehmen. Damit können sie ihre entwicklungspolitischen Strukturen und Projekte weiter ausbauen.

Zweite Plätze

Bremen, der Landkreis Regen und die Gemeinde Nohfelden durften sich über zweite Plätze und jeweils 20.000 Euro freuen. Der Landkreis Regen überzeugte die Jury vor allem durch seine kontinuierliche Steigerung und schrittweise Verankerung seines entwicklungspolitischen Engagements über die vergangenen Jahrzehnte. Besonders hervorgehoben wurde etwa die Erarbeitung einer Nachhaltigkeitsstrategie, die alle Bereiche der Verwaltung mitdenke und Themen wie soziale Gerechtigkeit, globale Verantwortung oder Ressourcenschutz und Klimafolgenanpassung umfasse.

Über die Verwaltung hinaus beeindruckte der Landkreis mit einem Netzwerk und mehreren Arbeitskreisen, die unter Einbeziehung von Politik, Einwohnern und Wirtschaft Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung vorantreiben, sowie mit der intensiven Zusammenarbeit mit weiteren Kommunen in der Region – so beispielsweise auch mit der sogenannten Eltviller Erklärung, in der sich mittlerweile über 300 Kommunen für die Förderung nachhaltiger Entwicklung aussprechen. Inhaltliche Schwerpunkte des Engagements liegen dabei besonders in der fairen öffentlichen Beschaffung.

Nachhaltigkeitsthemen

Darüber hinaus arbeitet der Landkreis Regen international umfassend an Nachhaltigkeitsthemen, etwa im Städtenetzwerk Südkaukasus, in dem sich deutsche Kommunen mit Städten und Regionen in Aserbaidschan, Armenien und Georgien austauschen, um die soziale und wirtschaftliche Entwicklung zu fördern oder die Einbindung der Bevölkerung in Entscheidungsprozesse zu stärken. In der noch jungen Partnerschaft des Landkreises Regen mit mehreren brasilianischen Kommunen stehen derweil die Themen Ressourcenschutz, nachhaltiger Tourismus und Umweltbildung im Fokus – und Regen profitiert von den Erfahrungen der Partner. So werden gemeinsames Lernen und gleichberechtigte globale Zusammenarbeit vorbildhaft gelebt.

Dritte Plätze

Die mit 10.000 Euro dotieren dritten Plätze belegten der Landkreis Böblingen, Pfaffenhofen an der Ilm und Gehrde. Pfaffenhofen wurde für seine langjährige Nachhaltigkeitspartnerschaft mit der Stadt Turrialba in Costa Rica geehrt. Die Jury hob vor allem den innovativen Ansatz der lokalen Bodenallianz, deren Maßnahmen in der Partnerstadt erfolgreich adaptiert worden seien, hervor. In Turrialba werden Bildungs- und Beratungsangebote umgesetzt, um Kleinbauern bei der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft zu unterstützen. Dieses Engagement dient nicht nur dem Schutz des Bodens als Lebensgrundlage, sondern auch dem globalen Klimaschutz.

Regionale Partner

Besonders anerkannt wurden auch die Rolle der regionalen Partner in Pfaffenhofen und die Verankerung in Wirtschaft und Politik sowie die Tatsache, dass die Stadt das Projekt mittlerweile aus eigenen Mitteln finanziert, um die städtischen Emissionen auszugleichen. Die Kaffeerösterei Fausto und die Regionalinitiative Pfaffenhofener Land tragen mit der Vermarktung von Kaffee- und Kakaobohnen aus Turrialba – den Partnerschaftsprodukten „PuraVida“ – zum Erfolg des Projekts bei. Ein Teil des Verkaufserlöses fließt in die Weiterführung der Initiative, während gleichzeitig faire Löhne in der Produktion garantiert werden. Der Austausch im Bereich Agroforst, der nachhaltigen Kombination von Bäumen mit landwirtschaftlicher Nutzung, bringt zudem wichtige Vorteile für die Landwirte der Pfaffenhofener Bodenallianz.

Neben Flensburg erhielt der Markt Heimenkirch einen Sonderpreis für sein außerordentliches Partnerschaftsengagement im Libanon.

Heimenkirch, Bawarej und Ghazze verbindet seit 2016 eine enge kommunale Partnerschaft. Im Mittelpunkt steht u.a. die intensive Zusammenarbeit zum Thema Flucht und Migration, in der die Kommunen gemeinsam mit einer besonders engagierten Zivilgesellschaft ihre Erfahrungen bei der Partizipation und Integration geflüchteter Menschen teilen.

Besonders beeindruckte die Jury dabei ein Austauschprojekt, in dem junge Menschen aus Bawarej und Heimenkirch direkt in Kontakt gebracht wurden, sowie die Sanierung eines Bürgerparks in Ghazze, der als Begegnungs- und Freizeitstätte für die Menschen vor Ort dient, den freundschaftlichen Kontakt zwischen Geflüchteten und Einheimischen stärkt und für gegenseitiges Verständnis sorgt. Das Engagement des Sonderpreisträgers für die Partnerschaftsarbeit erfolgt ohne eine dafür zuständige Personalstelle und wird getragen durch die Einbeziehung zahlreicher Akteursgruppen vor Ort.

Der Einsatz Heimenkirchs inspirierte zudem weitere Kommunen in der Region, sich selbst in Partnerschaftsprojekten mit libanesischen Kommunen zu engagieren. So entstand auch über die eigene Gemeinde hinaus ein starkes Netzwerk, in dem sich die Kommunen regelmäßig zur Zusammenarbeit mit dem Libanon austauschen.

Publikumspreis

Über den durch eine Online-Abstimmung ermittelten Publikumspreis in Höhe von 10.000 Euro durfte sich die kleine bayerische Kommune Ebern freuen. „Wir können Netzwerk. Ich bin stolz, dass Ebern bundesweit eine Rolle spielt. Es ist toll, dass wir über unsere Netzwerke vor Ort geschafft haben, Vielen das Thema Kommunen mit globaler Verantwortung zu erreichen“, unterstrich Bürgermeister Jürgen Hennemann. „Das Preisgeld ist für uns klasse, um damit weitere Projekte zur kommunalen Entwicklungspolitik anzugeben. Dabei sollen die Schulen einbezogen werden.“

Nach Angaben der Stadt „ist vor allem die gute Netzwerkarbeit der Baunach-Allianz-Kommunen hervorzuheben“. „Wir sind sehr engagiert, die entwicklungspolitischen Themen im gesamten Allianzgebiet voranzutreiben und zu verankern. Auch lokale Akteursgruppen, z.B. im Bereich fairer Handel und faire Beschaffung, werden eng in die Nachhaltigkeitsarbeit eingebunden. Darüber hinaus konnten wir uns durch die gute Einbindung der Bevölkerung im Rahmen innovativer Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit u.a. zu den SDGs, Publikumsstimmen sichern.“

Auch international ist die Stadt Ebern engagiert. Gemeinsam mit weiteren Kommunen der Baunach-Allianz pflegt sie eine kommunale Partnerschaft mit der tunesischen Kommune El Maamoura und engagiert sich gemeinsam mit ihr etwa im Bereich erneuerbarer Energien: So soll in El Maamoura eine Photovoltaikanlage auf einer Festhalle installiert werden, die im Sommer den Strom für den Betrieb der Klimaanlage erzeugt.

DK

 

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