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(GZ-24-2022)
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► Verleihung des niederbayerischen und oberfränkischen Integrationspreises:

 

Wahre Vorbilder

Staatssekretär Sandro Kirchner und Regierungspräsident Rainer Haselbeck haben in Landshut vier gelungene Integrationsprojekte aus Passau, Osterhofen und Landshut mit dem Niederbayerischen Integrationspreis gewürdigt. Für ihren besonderen Einsatz für die Integration von Migranten erhielten die Gewinner ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 5.500 Euro, das vom Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration zur Verfügung gestellt wird.

Sandro Kirchner, Innenstaatssekretär. Bild: Regierung von Niederbayern; Gudrun Brendel-Fischer, Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung. Bild: Bayerisches Innenministerium
Sandro Kirchner, Innenstaatssekretär. Bild: Regierung von Niederbayern; 
Gudrun Brendel-Fischer, Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung. Bild: Bayerisches Innenministerium

Niederbayern

Mit dem Projekt „Gemeinschaftsraum“ des Vereins „Gemeinsam leben & lernen in Europa e.V.“ in Passau wurde ein Ort für Begegnungen geschaffen. Seit fünf Jahren stellt der Verein jeden Monat ein interkulturelles und generationenübergreifendes Programm zusammen, von Koch- und Kulturabenden über Handy- Nachhilfe für Senioren, bis hin zu Schulungen, Vorträgen und Lesungen. Seit Bestehen des Gemeinschaftsraums wurden 829 Veranstaltungen organisiert, die 20.330 Menschen besucht haben. Damit hat der Verein erneut den Nerv der Zeit getroffen und mit der diesjährigen Auszeichnung den Niederbayerischen Integrationspreis bereits dreimal gewonnen.

Seit sechs Jahren hilft der Helferkreis Osterhofen der Flüchtlingshilfe der Malteser Passau allen, die seine Unterstützung besonders brauchen. Betreut werden Asylbewerber, anerkannte Flüchtlinge und seit Frühjahr dieses Jahres ukrainische Kriegsflüchtlinge. Das Team „Sprache“, das Team „Kleider“ und das Team „Begegnung, Freizeit und Familie“ unterstützen in beinahe allen Lebensbereichen. Sie organisieren Sprachpaten, Grillnachmittage, Kleiderspenden und Babyausstattung, sie laden zu Mal- und Bastelaktionen ein, zu Kaffee, Tee, Kuchen, Gesprächen und Spielen im Begegnungscafé, zur Osternestsuche oder ins Kino. Für ukrainische Kriegsflüchtlinge hat der Helferkreis neben der Sammlung und Organisation von Spenden ein leerstehendes Wohnhaus der Stadt innerhalb von einer Woche möbliert, komplett ausgestattet und eingerichtet. Ende März konnten dort fünf Frauen und fünf Kinder einziehen.

Vor 16 Jahren als Anlaufstelle für Sprach- und Kulturpflege für Landshuter mit russischen Wurzeln gegründet, hat sich „DOM — deutsch-russisches Haus für Begegnung, Bildung und Kultur in Landshut e.V.“ schnell zu weit mehr entwickelt: Der Verein stellt bei seinen vielfältigen Angeboten insbesondere den interkulturellen Austausch und die gesellschaftliche Integration, auch von vulnerablen Bevölkerungsgruppen, in den Mittelpunkt. Das vor elf Jahren unter der Trägerschaft des Vereins entstandene Projekt „Nachbarschaftstreff DOM“ ist dabei das Herzstück: ein Stadtteilzentrum mit einem breiten Spektrum an sozialen und kulturellen Angeboten, die sich an alle Nationalitäten und alle Altersgruppen richten. Ob Deutschkurse für Frauen, ein Seniorenclub, ein vom Bayerischen Umweltministerium gefördertes Gartenprojekt, eine Mathegruppe für Jugendliche, eine Sportgruppe für Mädchen, Vorträge für Erstwähler vor der Bundestagswahl, eine Kreativwerkstätte für Kinder, eine Theatergruppe oder Beratungsangebote für alle Lebenslagen von der Ausbildungsplatzsuche bis zu Fragen der Gesundheitsversorgung: Im Nachbarschaftstreff spielt sich die ganze Bandbreite des Lebens in einem bunten Miteinander ab.

Ein Ort des Lernens und des Miteinanders für junge Menschen mit Migrationshintergrund ist das Förderhaus an der Mittelschule Landshut-Schönbrunn. Es unterstützt und hilft jungen Menschen auf ihrem oft herausfordernden Weg des Erwachsenwerdens. Beim gemeinsamen Kochen und Frühstücken, beim gemeinsamen Gärtnern und auch beim gemeinsamen Lernen für Deutsch und Mathematik wird stets auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse des Einzelnen Rücksicht genommen. So wachsen das Vertrauen in die Mitschüler und auch in die eigenen Stärken jeden Tag ein bisschen mehr. Eine bessere Vorbereitung auf alles, was das Leben später mit sich bringt, gibt es nicht.

Oberfranken

Den oberfränkischen Integrationspreis verliehen in Bayreuth Gudrun Brendel-Fischer, Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, und Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin von Oberfranken, an vier Projekte aus Bamberg, Bayreuth, Pegnitz und Plankenfels. Das Preisgeld beläuft sich auf insgesamt 6.000 Euro.

Ein Integrationspreis ging an die Caritas-Diakonie Schulträger gGmbH Bamberg für das Projekt „Wegbegleiter“. Um dem Fachkräftemangel insbesondere in der Pflege entgegenzuwirken, ist es zwingend erforderlich, auch Migranten für diesen Beruf zu gewinnen und auszubilden. Nachdem die Anzahl der Auszubildenden mit Migrations- und Fluchthintergrund an der Berufsfachschule für Pflege kontinuierlich anstieg, wurde 2017 das Projekt „Wegbegleiter“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Auszubildenden für den Pflegeberuf, aber auch im täglichen Leben zu stärken, und ihre Integration in die deutsche Gesellschaft zu fördern. Das Projekt ist in verschiedene Angebote unterteilt. Die Basis bildet die Schulsozialarbeit. In gemeinsamen Gesprächen mit einer Fachkraft werden die Lebenssituationen und Belange der Auszubildenden analysiert und eine gezielte Unterstützung gewährt. Dies betrifft zum Beispiel asylrechtliche Fragen, Hilfe beim Kontakt mit Behörden oder bei der Wohnungssuche. Unabdingbare Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe sind ausreichende Sprachkenntnisse. Daher dient der eine Teil des Unterrichts dem Erlernen von „Alltagdeutsch“, der andere Teil befasst sich mit fachspezifischen Themen.

Bereits seit vielen Jahren leistet der Familienstützpunkt der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Bayreuth plus Mehrgenerationenhaus mit seinem Projekt „Sprachcafé und Nähwerkstatt“ eine erfolgreiche und nachhaltige Integrationsarbeit. Aufgabe der Familienstützpunkte ist, konkrete Angebote der Eltern- und Familienbildung zu unterbreiten. Ziele sind die Förderung der Alltags- und Erziehungskompetenz sowie die Stärkung der Beziehungen in den Familien. Neben den bisherigen Kursen gibt es verschiedenste Bildungsangebote für sozialbenachteiligte Familien, aber auch für Alleinerziehende mit und ohne Migrationshintergrund. Zudem werden verschiedene Sprachkurse sowie das Sprachcafé angeboten. Man kann sich aber auch zwanglos treffen, um in der Nähwerkstatt aus abgelegter Kleidung neue Sachen zu nähen. Im Rahmen des Projekts „Besser lesen, schreiben und rechnen“ liegt der Fokus auf dem Erlernen der lateinischen Schrift. Ein wichtiges Projekt war außerdem die sog. MAL-Aktion der Kulturen, bei der kleine Kunstwerke gestaltet wurden.

Der 2015 gegründete Unterstützerkreis Pegnitz e.V. unterstützt die Teilnahme von Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund an der Mittagsbetreuung der Kommune. Dies soll sowohl den Spracherwerb fördern und die schulischen Leistungen verbessern, als auch den Zugang zu freundschaftlichen Beziehungen der Kinder stärken. Eltern werden in allen schulischen Belangen beraten und mit Sachspenden unterstützt. Gegenseitigen Austausch ermöglicht die Frauengruppe. Der Preisträger bietet Deutschkurse an, es wurden eine Yoga-Gruppe und eine Trommelgruppe gegründet. Der Unterstützerkreis führt Veranstaltungen zur Demokratiebildung durch, etwa die dreiteilige Veranstaltungsreihe „Kinder, Kunst & Kinderrechte“ anlässlich des 30-jährigen Bestehens der UN-Kinderrechtskonvention in diesem Jahr. Das Thema „Nachhaltigkeit“ liegt dem Unterstützerkreis am Herzen. So werden von den Geflüchteten Flohmärkte organisiert und es wurde der sog. Verschenkeraum eingerichtet. Zudem vermittelte der Unterstützerkreis Migranten erfolgreich in verschiedene Ausbildungsverträge. Auch für ungelernte Tätigkeiten war es möglich, Arbeitsstellen zu finden. Dank der großen Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung konnte der größte Teil der ukrainischen Kriegsflüchtlinge, die mit Beginn des Krieges nach Pegnitz kamen, in Privatwohnungen unterkommen. Einen wichtigen Beitrag hierzu hat auch der Unterstützerkreis geleistet.

Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine war den Verantwortlichen in der Gemeinde Plankenfels schnell klar, dass man den Menschen helfen möchte. Aus dem Plan, ein oder zwei Transporter in die Ukraine zu schicken, wurde ein großer Konvoi mit vier Transportern, teils mit Anhänger sowie einem großen Reisebus. Mit diesem Konvoi ging es im März 2022 an die polnisch-ukrainische Grenze, um die Hilfsgüter den örtlichen Behörden zu übergeben. Bei der Rückfahrt wurden 42 geflüchtete Menschen aufgenommen. Die Eigentümer des örtlichen Landgasthofs hatten sich sofort bereit erklärt, die Flüchtlinge für die erste Zeit zu beherbergen. Ein Helferkreis aus der Gemeinde kümmerte sich um die Flüchtlinge. Anschließend wurden die Registrierung der Flüchtlinge und die Beantragung der Sozialleistungen organisiert. Unterstützung kam auch aus der Nachbargemeinde Mistelgau, dem Verein CVJM und Ehrenamtlichen aus den Orten Plankenfels, Truppach und Mengersdorf. Im Juni 2022 wurde ein weiterer Hilfstransport durchgeführt. Des Weiteren gelang es der Gemeinde, einen dringend benötigten Schulbus, befüllt mit Hilfsgütern, im Oktober an den Bürgermeister der Stadt Rudky zu übergeben. Das Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro wird für die Anschaffung von Notstromaggregaten, die im Rahmen eines weiteren Hilfstransportes an die Stadt Rudky übergeben werden sollen, verwendet.

DK

 

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