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(GZ-13-2022)
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► Festakte in Nürnberg und München:

 

Ausgezeichnete Heimatverbundenheit

Als Anerkennung für herausragende Verdienste um die bayerische Heimat hat Finanz- und Heimatminister Albert Füracker bei Festveranstaltungen in Nürnberg und München insgesamt 14 Preisträger mit den Heimatpreisen Nordbayern bzw. Südbayern ausgezeichnet. Füracker zufolge verleihen die Preisträger ihrer Heimatverbundenheit unter anderem Ausdruck in den Bereichen Erforschung und Vermittlung der Heimatgeschichte, Förderung des Dialekts und der Jugend, Erhalt und Weitergabe von Bräuchen und Traditionen, Bewahrung von gebautem Erbe, Sicherung des Nahversorgungsangebots im ländlichen Raum sowie Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen.

Der Heimatpreis Südbayern ging an das Dorfladennetzwerk Donau-Ries. Unser Bild zeigt das Netzwerk-Team gemeinsam mit Finanz- und Heimatminister Albert Füracker und GZ-Herausgeber Landrat Stefan Rößle. Bild: Bayerisches Staatsministerium der Finanzen und für Heimat
Der Heimatpreis Südbayern ging an das Dorfladennetzwerk Donau-Ries. Unser Bild zeigt das Netzwerk-Team gemeinsam mit Finanz- und Heimatminister Albert Füracker und GZ-Herausgeber Landrat Stefan Rößle. Bild: Bayerisches Staatsministerium der Finanzen und für Heimat

Mit dem Heimatpreis Nordbayern geehrt wurde die Fastnachtsgesellschaft Medine Schopfloch e. V., die sich der Förderung und Bewahrung des Lachoudischen angenommen hat. „Medine“ stammt aus dem Lachoudischen und bedeutet Heimat. Das Lachoudische ist eine sogenannte Geheim- oder Sondersprache und geht zurück auf Handelstätigkeiten der Juden und Wanderjahre der Schopflocher Maurer. Ab dem 16. Jahrhundert gab es in Schopfloch eine starke jüdische Gemeinde. Heute wird die Sprache nur noch von wenigen gesprochen.

Erforschung der Heimatgeschichte

Vereinsziele des Geschichts- und Heimatvereins Neustadt an der Aisch sind die Erforschung der Heimatgeschichte und das Sammeln historischer Objekte aus Neustadt und Umgebung. Bereits seit 1960 gibt es hierfür Ausstellungsräume im Alten Schloss. Mittlerweile sind insgesamt drei Museen mit spezifischen Themenbereichen entstanden: Im Museum KinderSpielWelten werden restaurierte Puppenhäuser, Kaufläden u. ä. präsentiert, im Aischgründer Karpfenmuseum ist die 1.250-jährige Geschichte der Karpfenzucht dokumentiert und das Markgrafenmuseum zeigt den Aufstieg der Hohenzoller, nimmt Bezug zur Stadtgeschichte und hat eine eigene Abteilung über das Siebenerwesen, eines der ältesten Ehrenämter in Bayern. Seit 2020 gibt es auch ein Schaudepot, das die Museumsarbeit sichtbar und erlebbar macht.

Der Brandenburger Kulturstadl ist ein Amateurtheaterensemble mit rund 200 aktiven Mitgliedern in Bayreuth, das heuer sein 40-jähriges Jubiläum feiert. Das gesamte Team arbeitet ohne finanzielle Zuwendungen. Die jährlich vier bis fünf Theaterproduktionen im Bereich Komödie, Märchen, Krimi, Jugendproduktion, mit durchschnittlich 100 Vorstellungen im Jahr haben eine sehr hohe Besucherauslastung. Im Frühjahr 2017 konnte bereits die 300.000ste Besucherin begrüßt werden. Der Verein ist zudem in verschiedenen Städte- und Kulturpartnerschaften wie beispielsweise bei Gastspielen in Österreich und Frankreich involviert. Besonders hervorzuheben ist die Arbeit des Kulturstadls mit Kindern und Jugendlichen.

Erhalt des kulturellen Erbes

Für den Erhalt des kulturellen Erbes der Flößerei wurde die Frankenwaldflößerei gewürdigt, die über acht Jahrhunderte die Kulturlandschaft des Frankenwaldes geprägt hat. Die letzte gewerbliche Floßfahrt fand vor über 70 Jahren statt. Die vier Floßvereine Unterrodach, Neuses, Wallenfels und Friesen sind heute Träger und Vermittler der langen Tradition der Flößerei. Anschaulich vermitteln sie das historische Gewerbe und Handwerk durch regelmäßig stattfindende Floßfahrten und Flößerfeste. Außerdem betreiben sie museale Einrichtungen wie die Frieser Flößerstuben und das Flößermuseum Unterrodach.

Sichtbarmachen der technischen Entwicklungen

Um den Erhalt und das Sichtbarmachen der vielfältigen Schweinfurter Industrie-, Handwerks- und Gewerbegeschichte hat sich der AKI Förderkreis Industrie-, Handwerks- und Gewerbekultur Schweinfurt e. V. verdient gemacht. Anlass für die Gründung des Vereins im Jahr 1993 war die Rettung eines Drehgreifenkranes der Sandbaggerei Blum vor der Verschrottung. Seitdem finden regelmäßige Treffen zum Informationsaustausch, zur Rückschau und Planung neuer Projekte statt. Ziele sind die Sammlung und Erhaltung von z. B. Maschinen und Werkzeugen sowie die Bewahrung technischer Kenntnisse. Außerdem will der Förderkreis technische Entwicklungen und Effekte auf Wissenschaft, Wirtschaft und soziale Verhältnisse dokumentieren und präsentieren. Dazu hat er ein Industriemuseum in einer ehemaligen Kunstmühle eröffnet, das ehrenamtlich betrieben wird.

Historische Orte

Der Verein Träger- und Förderverein Synagoge Memmelsdorf pflegt die Synagoge als historischen Ort der jüdischen Regionalgeschichte. Seine Gründung erfolgte 1993 als Initiative von Pädagogen in Schulen und Erwachsenenbildung. 1995 erwarb der Verein das denkmalgeschützte Gebäude der ehemaligen Synagoge Memmelsdorf. Ziel der Instandsetzung ist die Vermittlung von Geschichts- und Verantwortungsbewusstsein sowie Zivilcourage gegen Antisemitismus.

Ehrenamtlicher Einsatz

Für einen außergewöhnlichen ehrenamtlichen Einsatz, insbesondere für die Pflege der regionalspezifischen Kulturform des Zoigls, auch Kommunbier genannt, steht der 1885 gegründete Heimatverein Eschenbach in der Oberpfalz e. V. Dessen heutige Ziele sind u. a. die Erforschung der Heimatgeschichte, die Bewahrung und Pflege überlieferter Bräuche und Traditionen sowie die Förderung von Kunst und Kultur. Das neue Konzept des Heimatvereins ist ein Kulturzentrum mit zeitgemäßem Museum, Kulturhof und Zoigl. Daneben pflegt der Verein einen Apotheker-, Gemüse-, Bauern- und Kräutergarten.

Seit über 35 Jahren hält der Lichtenegger Bund seine herausragende Qualität der Theateraufführungen konstant hoch. Beteiligt sind engagierte und talentierte Laienschauspieler. Die Burgruine Lichtenegg bei Rimbach ist dabei eine beeindruckende Naturbühne für die Freilichtaufführungen. Die Mitglieder des Vereins übernehmen viele Aufgaben für den Theater betrieb selbst. Dazu zählen Bühnen- und Kulissenbau, Technik und die Fertigung der Kostüme. Das besondere Konzept des Vereins ist die Aufführung der Stücke aus der Regionalliteratur in Mundart wie etwa aktuell „Der Brandner Kaspar“. Intendant des Lichtenegger Bundes ist Johannes Reitmeier, der aus Bad Kötzting stammt und seit 2012 Intendant am Landestheater Tirol in Innsbruck ist.

Schwerpunkt im Theater

Den „Heimatpreis Südbayern“ nahm der Verein Kulturblos’n Mariakirchen entgegen, der mit seinem bemerkenswerten und vielfältigen Engagement einen kulturellen Schwerpunkt in der Region setzt. Mariakirchen gilt als Zentrum und Institution der Laientheaterszene im Landkreis Rottal-Inn. Bereits seit 30 Jahren ist der Verein mit seinem Schwerpunkt im Theaterbereich aktiv. Neben vielbesuchten Freilichtveranstaltungen organisiert er Veranstaltungen aller Art für jede Generation. Auch die Pflege von Bräuchen ist ihm ein Anliegen: So gehört die Wiederbelebung des händischen Maibaumaufstellens und die Pflege der Weihnachtskrippe in der Pfarrkirche zu den Vereinsaktivitäten.

Rund 50 aktive Sängerinnen und Sänger zählt der A-capella-Chor Wolperdinger Singers aus Abensberg. Bereits seit 40 Jahren besteht der Verein, der sich selbst als die etwas „andere“ Chormusik beschreibt. Das Repertoire aus Gospels, Musicals, Rock, Pop und Schlager ist so vielfältig wie das Fabeltier im Namen des Vereins. Bei ihren regelmäßigen, auf künstlerisch hohem Niveau stattfindenden Konzerten setzen sich die „Wolpis“ durch speziell angefertigte Arrangements und professionelle Bühnenshows ab. Neben mehreren Fernsehauftritten und einem Radiokonzert erreichten die Wolperdinger Singers bei Wettbewerben hervorragende Erfolge. Durch ihre Benefizkonzerte unterstützen sie Familien in Not, einen integrativen Kindergarten und eine Montessori-Schule.

Seit über zehn Jahren erforschen die mittlerweile 69 Ehrenamtlichen der Dachauer Geschichtswerkstatt die lokale Zeitgeschichte. Sie arbeiten mit Museen, Archiven, anderen Vereinen, Schulen und der KZ-Gedenkstätte Dachau zusammen. Durch ihre Arbeit fördern sie das Geschichtsbewusstsein und stärken die Verbundenheit mit Dorf und Gemeinde durch die offene Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Ihre Projekte werden in Ausstellungen, Aufsätzen und Publikationen präsentiert und finden überregionale Beachtung.

Barockstiftung

Ziel der Bauer’schen Barockstiftung, gegründet vom Namensgeber Dr. Günter Bauer, ist die Förderung und der Erhalt von Kunst-, Bau- und Gartendenkmälern des Barocks und Rokokos in Bayern. Unterstützt werden private, kommunale und kirchliche Eigentümer beim Erhalt von Objekten von außerordentlicher architektur- und kunstgeschichtlicher Bedeutung. Die Bauer’sche Barockstiftung arbeitet mit dem Landesamt für Denkmalpflege und seit 2008 vermehrt mit dem Bayerischen Nationalmuseum zusammen und unterstützt dieses finanziell beim Erwerb sowie bei der Restaurierung mehrerer Stücke der Sammlung.

Dorfladennetzwerk

Seit 2016 besteht das deutschlandweit einzigartige Dorfladennetzwerk Donau-Ries, das zehn genossenschaftlich geführte Dorfläden umfasst. Neben Einkaufsmöglichkeiten bieten die Läden ein Café, ein Bistro und einen Mittagstisch für Familien, Kinder und Senioren. Einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zu den regionalen Wertschöpfungsketten leistet die Vermarktung regionaler Produkte mit speziellem Siegel. Durch regelmäßige Treffen zum Austausch, zur Planung gemeinsamer Projekte und der gegenseitigen Unterstützung im Dorfladennetzwerk konnten sich die Dorfläden langfristig festigen. Sie sichern somit die Versorgung vor Ort mit Produkten des täglichen Bedarfs und sind als sozialer Treffpunkt zudem Orte der Vernetzung der Dorfgemeinschaft.

Der Förderkreis Synagoge Binswangen ist Träger und Verwalter der Synagoge und erinnert mit seiner Arbeit an das jüdische Leben in Binswangen. Mitte der 1980er Jahre kaufte der Landkreis Dillingen an der Donau die Synagoge und renovierte diese. Seit 1996 ist sie ein Haus der Begegnung und Besinnung und ein bedeutendes Kulturzentrum für die gesamte Region. Der Verein erforscht und dokumentiert die jüngere regionale Geschichte, bewahrt somit das historische Erbe und macht die heimatlichen Wurzeln sichtbar, die sonst in Vergessenheit geraten würden.

DK

 

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