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(GZ-10-2022)
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► Wettbewerb „Land.Dorf.Zukunft“:

 

Staatspreise für vorbildliche Projekte

Die Gewinner des Wettbewerbs„Land.Dorf.Zukunft“ stehen fest: Neun Staatspreise sowie einen Innovationspreis für vorbildliche Projekte der Ländlichen Entwicklung wird Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber im Oktober in München persönlich überreichen.

Der alle zwei Jahre stattfindende Wettbewerb ist besonders auf die Kriterien der Nachhaltigkeit ausgerichtet. Die mit je 5.000 Euro dotierten Staatspreise gehen in der Kategorie „Umfassende Leistungen zur Stärkung des ländlichen Raums“ an die Dorferneuerung Perasdorf (Landkreis Straubing-Bogen), an die Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) Holzwinkel-Altenmünster (Landkreis Augsburg) und an die Dorferneuerung Gutenstetten (Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad-Windsheim).

Perasdorf fing vor 20 Jahren an, sich auf seine Stärken zu besinnen. Auf der Basis eines langfristigen und ganzheitlichen Leitbildes entwickelte sich schrittweise ein Zukunftsmodell. Mit seiner Lage auf der Sonnenseite des Bayerischen Waldes machen zukunftsfähige Energie- und Erwerbskonzepte, am Bedarf orientierte Infrastrukturen, viele Gemeinschaftsaktivitäten und zahlreiche weitere Komponenten das Dorf wieder lebendig und zukunftsfähig.

Mit dem Motto „Freiraum zum Leben“ führt der „Holzwinkel“ im Augsburger Land seine Kommunen Adelsried, Altenmünster, Bonstetten, Emers-acker, Heretsried und den Markt Welden in die Zukunft. Ein Verein schafft die Basis für die erfolgreiche langjährige Zusammenarbeit. Der „Holzwinkel“ ist stolz auf attraktive gemeindeübergreifende Projekte wie die interkommunale Musikschule oder die Immobilien- und Freiflächenbörse. Zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen schaffen Raum für aktives Leben in den Dörfern. Die sechs Gemeinden erarbeiten laufend weitere gemeinsame Projekte, denn Stillstand bedeutet für sie Rückschritt.

Dorferneuerung Gutenstetten

Gutenstetten realisierte komplexe Projekte und überzeugte damit auch kritische Bürger. Das Baudenkmal „Kolb“ wurde nach der Sanierung zum Kultur- und Gemeindezentrum und ist ein regionales Leuchtturmprojekt der Innenentwicklung. Behörden, Gemeinde und Grundeigentümer kooperierten beim Hochwasserschutz an der Steinach. Weitere Maßnahmen der Dorferneuerung schaffen mit guter Gestaltung und viel Grün ein angenehmes Umfeld für Mensch und bietet Lebensräume für Flora und Fauna. In Verbindung mit zukunftsorientierten Infrastrukturmaßnahmen gewann Gutenstetten hohe Lebensqualität.

Weitere Staatspreise erhalten in der Kategorie „Herausragende Leistungen zur Stärkung der biologischen Vielfalt“ die Flurneuordnungen im Oberfränkischen Jura (Landkreise Kulmbach und Lichtenfels), die Flurneuordnung Dattenhausen (Landkreis Dillingen a. d. Donau) und die Flurneuordnungen in der ILE Donau-Laber.

Die Landschaft um Zultenberg im Oberfränkischen Jura bietet sehr gute Lebensbedingungen für die Feldlerche. Um nach der Zusammenlegung der Felder ihren Bestand zu erhalten, entwickelten Landwirte und Biologen ein Konzept, das die Ansprüche der modernen Landwirtschaft und des Naturschutzes verbindet. Zählungen bestätigen den Erfolg. Die Erkenntnisse konnten auf angrenzende Verfahren erfolgreich übertragen werden.

Flurneuordnung Dattenhausen

Einst Weiher für die Karpfenzucht, dann systematische Trockenlegung und jetzt Paradies für Brut- und Rastvögel und seltene Pflanzen: Die Wiedervernässung im Dattenhauser Ried hat sich gelohnt. Die Flurneuordnung ebnete den Weg für das größte Moor- und Feuchtgebiet im Naturraum Schwäbische Alb. Der Zweckverband „Renaturierung Dattenhauser Ried“ führt die Wiedervernässung, Pflege und Weiterentwicklung des Moores fort. Dies erhält die Artenvielfalt und den wiedergewonnenen naturnahen Zustand.

Das Tal der Großen Laber gilt als eine landesweit bedeutsame Feuchtgebietsachse von sehr hohem ökologischem Wert, die jedoch zunehmend unter der Nutzungsintensivierung litt. Mit dem Bodenmanagement der Ländlichen Entwicklung gelang es, auf über 1.100 Hektar ein Entwicklungskonzept umzusetzen, das langfristige Zielvorstellungen der Wasserwirtschaft, des Arten- und Biotopschutzes, des Klimaschutzes, der Landwirtschaft und der Erholung vereint. Eine Besonderheit ist die integrative projektbegleitende Planung, in die die Vertreter aller Nutzungsinteressen einbezogen sind.

Als Sieger in der Kategorie „Herausragende Leistungen im Bereich Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel“ gingen die Flurneuordnung Schönthal (Landkreis Cham), die Waldneuordnung Üchtelhausen (Landkreis Schweinfurt) sowie die Dorferneuerung und Flurneuordnung Oberlauterbach (Landkreis Pfaffenhofen) hervor.

Die Renaturierung des Tannenbaches und des angrenzenden Auenbiotopes bei Schönthal ist ein hervorragendes Beispiel für praktizierten Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Durch den mäandrierenden Verlauf wurde die natürliche Entwicklung des Baches gefördert und die Transportfähigkeit von Erosionseinträgen in vorbildlicher Weise reduziert. Die artenreiche Auenlandschaft dient bei Starkregen als natürliche Retentionsfläche. Als Feuchtgebiet speichert sie u.a. Kohlenstoff und trägt zur Verringerung von Treibhausgasemissionen bei.

Waldneuordnung Üchtelhausen

Wie ein kleinstteiliger Forst für die Zukunft klimaresistent umgebaut wurde, zeigt die Waldneuordnung in Üchtelhausen. Das im Gelände nicht sichtbare Durcheinander der Eigentumsverhältnisse musste entwirrt werden, um den nachfolgenden Generationen die Bewirtschaftung zu ermöglichen. Jetzt herrschen enkelgerechte Voraussetzungen. Von Kindheit an sollen die Menschen um die Bedeutung des Waldes wissen. Deshalb verwirklichte die Teilnehmergemeinschaft zusammen mit der örtlichen Grundschule und der Unterstützung von Fachbehörden einen Waldlehrpfad. Deutschlandweit einzigartig sind die drei Wald-Megafone, die in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule Tallin entstanden sind.

In Zusammenarbeit mit den Bürgern, Landwirten und Fachbehörden wurden im Rahmen der Dorferneuerung und Flurneuordnung Oberlauterbach beispielhafte Maßnahmen zu Wasserrückhaltung und Bodenschutz entwickelt und umgesetzt. Durch dezentrale Rückhaltemaßnahmen und umfassendes Flächenmanagement wappnet sich die Gemeinde für den Klimawandel. Rückhalte- und Absetzbecken schützen den Ort vor Überflutung und dienen als Erdfang für die unvermeidbare Bodenerosion im Hopfenanbau. Neben dem Hochwasserschutz wird mit der Initiative boden:ständig auch die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und der Reinhaltung des Lauterbachs unterstützt.

Innovationspreis für Solarbiotopverbund

Ein mit 2.500 Euro dotierter Innovationspreis wird schließlich an die ILE Aurachzenn (Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim) für den Solarbiotopverbund vergeben. Der Solarbiotopverbund ist ein innovativer Ansatz zur Erzeugung erneuerbarer Energien bei gleichzeitiger Vernetzung von Biotopen. Zugleich wird das Grundwasser geschützt, das Landschaftsbild berücksichtigt und die Beteiligung der Grundstückseigentümer ermöglicht. Ein grünes Band könnte die Landschaft durchziehen, worin Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Biotope eine Symbiose bilden. So könnte die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Art der Stromerzeugung erhöht werden. Mehr als der gesamte derzeitige Strombedarf Bayerns ließe sich mit 2.000 km² Photovoltaik im Solarbiotopverbund erzeugen.

DK

 

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