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(GZ-7-2022)
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► Projekt RessourcenRegionEUREGIO+:

 

Beispiele guter Praxis

Gemeinden und ihre Regionen besitzen ein großes Potenzial, um zu einer ressourcenschonenderen Zukunft beizutragen. Um sie dabei zu unterstützen, haben die Euregio Salzburg-Berchtesgadener Land-Traunstein, die Regio Berchtesgadener Land – Traunstein sowie das Ressourcen Forum Austria das Projekt „RessourcenRegionEUREGIO+“ durchgeführt. Darin wurde das abstrakte Thema praxisnah und handlungsorientiert für Kommunalpolitiker und alle politisch Verantwortlichen aufbereitet und aufgezeigt, welche große Rolle die Kommunen, Städte und Regionen für eine effiziente Kreislaufwirtschaft spielen.

Eine aktuelle Broschüre zum Projektabschluss zeigt nunmehr einige Beispiele guter Praxis in der Grenzregion zwischen Österreich und Bayern auf. Als besonders relevant wurden dabei die kommunalen Handlungsfelder Wiederverwenden, Reparieren und Recyclen, Energie und Wärme, Mobilität, Landwirtschaft und Lebensmittel, Effiziente Flächeninanspruchnahme, Unternehmen bei Kreislaufwirtschaft unterstützen, Kreislauffähiges Bauen, Öffentliche Beschaffung und Schließen der (Ab)Wasser-Kreisläufe dargestellt.

Grenzüberschreitende Re-Use-Potenzialanalyse

Beispiel Grenzüberschreitende Re-Use-Potenzialanalyse: Im Rahmen eines EUREGIO-Kleinprojekts ließen der Regionalverband Flachgau-Nord sowie die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land durch die pulswerk GmbH eine Machbarkeitsstudie für die grenzübergreifende Region erstellen, um zu prüfen, ob ein oder mehrere Standorte für Re-Use-Zentren Potenzial haben. Zentrale Fragen dabei waren: Welche Strukturen brauchen Re-Use und Repair? Und: Wie können bestehende Re-Use-Angebote rechtskonform gestaltet werden?

Neben einer umfassenden Literatur- und Projektrecherche bildeten durchgeführte Stichproben den Kern der Potenzialanalyse. Im Schnitt waren zwischen 10 und 12 Prozent der Eingänge leicht Re-Use-fähig. Weitere 5 bis 7 Prozent der Eingänge waren mit Aufwand Re-Use-fähig, was in etwa ein Potenzial von 1 bis 2 kg je Einwohner pro Jahr an marktgängigem Material bringt.

Wichtig zur Wiederverwendung ist vor allem die Vorbereitung hierzu. Im Rahmen der Studie wurden drei Szenarien zur Umsetzung aufbereitet:

  • die gemeinsame Onlineplattform bestehender Angebote,
  • Sammlung durch Verbände separat, Vorbereitung zur Wiederverwendung durch externe Partner sowie gemeinsame Dachmarke,
  • Sammlung durch Verbände separat, Vorbereitung zur Wiederverwendung durch einen externen Partner, getrennte Verkaufsstandorte unter gemeinsamer Marke.

Für eine erfolgreiche Wiederverwendung müssen viele Aspekte wie die Auswahl der Produktgruppen, eine gemeinsame Marke oder die richtige Logistik berücksichtigt werden. Daher gehen die drei Partnerregionen zunächst einen Schritt nach dem anderen und prüfen die Umsetzung des ersten Szenarios.

Kirchanschöring

Beispiel Kirchanschöring (Landkreis Traunstein): In dem Wissen, dass ein nachhaltiges Beschaffungswesen zentral für das Gemeinwohl ist, hat die Gemeinde mehrere innovative Schritte gesetzt. Beim Beschaffungswesen der Gemeinde gibt es keinen „Gesamteinkauf“. Die Beschaffungen werden von den jeweiligen, damit beauftragten Mitarbeiterinnen getätigt. Mit diesen wurde zuerst eine Analyse des Beschaffungs-Status Quo hinsichtlich Umweltbewusstsein, Gütesiegeln, Gesundheit, Regionalität und sozialer Nachhaltigkeit durchgeführt. Dazu wurden die Beschaffungen in zehn unterschiedlichen Kategorien von Bürobedarf über die Abfallentsorgung bis zu Dienstreisen und Lebensmitteln betrachtet.

Auf Basis der Ist-Analyse wurde in der Folge ein Großteil der bisherigen Lieferanten der Gemeinde mit einer Befragung zum Thema Nachhaltigkeit kontaktiert. Einerseits um sie als Multiplikator mit einer beispielhaften Zusammenstellung ökologischer (und sozialer) Herausforderungen entlang einer Lebenszyklusbetrachtung und anerkannter Zertifikate zu sensibilisieren und andererseits, um detaillierte Informationen zum Umgang der Lieferanten mit den ökologischen Herausforderungen bei Rohstoffgewinnung und Produktionsprozess (z.B. Wasser-, Energieverbrauch, Emissionen, Abfallvermeidung, Flächenverbrauch), Nutzung (Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit, Ersatzteilverfügbarkeit, Energieeffizienz, etc.) und Entsorgung (z.B. Recyclebarkeit) zu erhalten.

Auf Basis der Lieferantenbefragung unterzog man viele Produkte einer Risikoanalyse und bewertete ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen in Abhängigkeit des Haushaltsvolumens. Schließlich wurden durch ein internes Team Maßnahmen zur Reduzierung der Risiken vorgeschlagen.

Fazit: Das Bewusstsein der Beschaffer in der Gemeinde ist groß. Zusätzlich wurden sie im Rahmen einer interkommunalen Arbeitsgemeinschaft zum Thema nachhaltige Beschaffung in den Bereichen Bürobedarf und Bauen geschult. Um das Wissen über die Produkte und das Bewusstsein bei den Lieferanten weiter zu erhöhen, sind künftig Lieferantenaudits angedacht. Mit Partnerkommunen erarbeitet man nach Vorarlberger Vorbild eine nachhaltige Beschaffungsplattform, wie Bürgermeister Hans-Jörg Birner betont.

DK

 

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