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(GZ-4-2022)
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► Kommunales GIS-Forum 2021:

 

Verwaltung stärken

Auch in der online-Variante stieß das Kommunale GIS-Forum des Runden Tisch GIS e.V. in Kooperation mit der Stadt und dem Landkreis Neu-Ulm mit über 250 Teilnehmern auf großes Interesse. Dabei lag das Augenmerk auf den Themen Stadtentwicklung mit Geodaten, Mobilität der Zukunft sowie Geoinformation in der kommunalen Praxis.

Dieter Hess. Bild: Runder Tisch GIS; Wolfgang Bauer, Präsident des Landesamts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, und Vorstandsmitglied des Runden Tisch GIS. Bild LDBV
Dieter Hess. Bild: Runder Tisch GIS; Wolfgang Bauer, Präsident des Landesamts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, und Vorstandsmitglied des Runden Tisch GIS. Bild LDBV

In seinem Impulsvortrag „Kommunen auf dem Weg zum digitalen Zwilling“ machte Prof. Dr. Thomas H. Kolbe, Vorstandsvorsitzender des Runden Tisch GIS, darauf aufmerksam, dass ein hoher Nutzen eines digitalen Zwillings in allen Phasen des Lebenszyklus bestehe. Er untermauerte seine Einschätzung unter anderem anhand des Beispiels des digitalen Zwillings in München. Verantwortliche der Landeshauptstadt bezeichneten ihn als das „digitale Herzstück der Zukunftsstadt München“. Anwendungsszenarien fänden sich dort unter anderem im Sicherheitsumfeld, dem Klimaschutz oder im Bereich der Bürgerbeteiligung. Kolbe zufolge erfordert der digitale Zwilling eine Infrastruktur. Einen guten Ausgangspunkt bildeten die Geodateninfrastrukturen mit der standardisierten Vernetzung von Geodaten verschiedener Herkunft.

Digitaler Zwilling

Dieter Heß vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg und ebenfalls Vorstandsmitglied des Runden Tisch GIS, unterstrich die Herausforderungen beim Aufbau eines digitalen Zwillings. Er sieht in diesem Kontext viel Arbeit auf die Kommunen zukommen. Während die Umsetzung eines digitalen Zwillings in Großstädten, wie Stuttgart oder München, machbar sei, können diese Herausforderungen aus Heß‘ Sicht vor allem von kleinen und mittleren Kommunen nur in interkommunaler Kooperation und im Schulterschluss mit der Kreis- und Landesebene gestemmt werden.

Bei der „XPlanung in Bayern“ geht es im Grunde um Prozessverbesserungen und darum, die Kooperationen über alle Verwaltungsebenen zu stärken, in dem alle Akteure dieselbe Sprache sprechen. Wie diese einheitliche Sprache zu einer besseren Verständigung zwischen den Akteuren beitragen kann, darüber informierte Marcel Kühner vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr.

Vor dem Hintergrund eines digitalen Umbruchs, vor dem sich auch die Städte nicht verschließen können, wird laut Kühner klar, dass Städte künftig stärker zusammenarbeiten und ihre internen Prozesse besser abstimmen müssen. Da jedes einzelne Fachgebiet immer komplexer und spezifischer werde, sei es erforderlich, dass komplexe Daten in einer bestimmten Struktur ihre Einbindung in die Bauleitplanung finden. Dabei werde auch aus Sicht des Städtebaus die Frage immer wichtiger, wie diese komplexen Informationen in einen Bauleitplan integriert werden können.

Die informelle Planung ist die Vorbereitung einer Bauleitplanung. Von daher besteht Kühner zufolge die Notwendigkeit einer datengestützten Bestandserfassung und der Verschneidung mit raumbezogenen Daten. Diesen Aspekt untersuche das STMB unter Federführung des Referats für „Städtebauförderung“ aktuell in dem Modellprojekt „Smart Cities, Smart Regions – Kommunale Digitalisierungsstrategien für Städtebau und Mobilität der Zukunft“, von dem bayernweit elf Städte, Märkte, Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften, Zweckverbände oder interkommunale Zusammenschlüsse profitierten.

XPlanung in Bayern

Vorgesehen ist, bei allen 2.056 Kommunen in Bayern den Standard XPlanung einzuführen – wissend um die Herausforderungen, die ein solches Projekt mit sich bringt, so Kühner. Wie komplex die Aufgaben sind, verdeutlichten allein rund 3.500 laufende Bauleitplanungsverfahren im Jahr, mit der gesamten Prozesskette und Datenstruktur dahinter. Um bei der Einführung allen Beteiligten einen gleichwertigen Zugang zu XPlanung und letztlich den Informationen zu ermöglichen, sei eine einheitliche Sprache eines der wesentlichen Elemente, betonte Kühner.

Im Umfeld der Mobilität der Zukunft kommt dem Geodateneinsatz im Verkehrsmanagement eine wesentliche Rolle zu, machte Jürgen Biedermann, Geschäftsbereichsleiter Multimobilität, Stadtwerke Augsburg Carsharing GmbH, am eigenen Mobilitätsanspruch deutlich.

Daran gemessen sehen sich die Stadtwerke Augsburg (SWA) als Treiber für nachhaltige Mobilitätslösungen in der Stadt sowie der Region. Als wichtiges Bindeglied einer durchgängigen Mobilitätsinfrastruktur steht nach Biedermanns Auffassung das Bereitstellen der kompletten Wegekette im Mittelpunkt – vom Rad über das Auto bis zum ÖPNV.

Dabei geht es um grundsätzliche Fragen wie: Welche Mobilitätsangebote bestehen bereits und wo befinden sich diese? Oder: Wo sollten Bike- und/oder Car-Sharing-Angebote eröffnet
werden? Den Grundsatzfragen auf der Spur erweiterten die SWA ihre bestehende GIS-Lösung um den Baustein der Mobilität. Ergänzt wurde das System laut Biedermann um Geodaten zum ÖPNV-Liniennetz, zur Verkehrsdichte und dem Parkdruck innerhalb der Fuggerstadt. Mittels der integrierten Geodaten können Auslastungen, Optimierungspotenziale und letztlich der Mobilitätsbedarf ermittelt werden. Wichtig sei dies auch, um beispielsweise bei künftigen Infrastrukturprojekten bereits frühzeitig Car- und Bike-Sharing-Optionen in den Planungsprozess zu integrieren.

Landkreis Cham: Projekt CIS 4.0

Welchen Stellenwert ein professioneller Umgang mit der jeweiligen Geodateninfrastruktur hat, zeigt sich nicht zuletzt in der kommunalen Praxis. Um die Datenerfassung bei Baulücken im Kontext des digitalen Siedlungsmanagements zu verbessern, setzt der Landkreis Cham auf das „Projekt CIS 4.0“, wie Lisa Rehm (Landratsamt Cham) berichtete. Dabei geht es um die Entwicklung von Vermarktungsansätzen für Leerstände und Baulücken und um das Bereithalten aktueller Bestandsdaten im GIS.

Um ein solches Projekt umzusetzen, setzt der Landkreis Cham auf technische Komponenten mittels des Interkommunalen Geoinformationssystems (IkGIS) im Landkreis und Esri-Lösungen (ArcGIS Pro, ArcGIS Online, ArcGIS Enterprise). Wichtig ist Rehm zufolge zudem die enge Zusammenarbeit mit den Gemeinden, um beispielsweise Daten regelmäßig zu validieren. Der eigentliche Workflow zur Bestimmung von Baulücken setzt bei einer automatisierten Baulückenberechnung an. Die Daten werden anschließend von der jeweiligen Gemeinde überprüft, bevor sie in ein Baulücken-Exposé einfließen, um sie abschließend in das interne IkGIS-Portal zu integrieren. Auch hier zeigt sich, dass es neben dem Willen zur Umsetzung eine übergreifende Lösung braucht – inklusive flächendeckender und aktueller Datenbestände.

Fazit: Das Kommunale GIS-Forum 2021 eröffnete neue Optionen, um nach vorne zu blicken und die kommunalen Herausforderungen der Zukunft im Sinne der Städte und ihrer Menschen zu lösen – auch dank starker Computer und Lösungen, wie dem digitalen Zwilling, die helfen, Ideen zu verwirklichen. Entsprechend zufrieden zeigte sich Wolfgang Bauer, Präsident des Landesamts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, München und Vorstandsmitglied des Runden Tisch GIS: „Denn ein Ziel des Runden Tisch GIS ist es, dass Projekte vorgestellt werden und viele Nachahmer finden“, resümierte er die Forum-Aktivitäten.

DK

 

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