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(GZ-4-2022)
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► Starkes Ehrenamt – für ein gutes Leben auf dem Land:

 

Zukunftsforum Ländliche Entwicklung

Beim größten Bürgerforum der ländlichen Räume standen praktische Lösungen, Austausch und Vernetzung im Mittelpunkt. Im Rahmen des virtuellen Zukunftsforums Ländliche Entwicklung unter dem Motto „Starkes Ehrenamt – für ein gutes Leben auf dem Land!“ diskutierte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, wie Herausforderungen bewältigt und als Chance wahrgenommen werden können.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Bild: BMEL/Thomas Trutschel/photothek
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Bild: BMEL/Thomas Trutschel/photothek

Laut Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sind Ehrenamtliche „wahre Alltagshelden“. Sie seien nach Feierabend in der Nachbarschaftshilfe aktiv, engagierten sich am Wochenende in Sportvereinen oder setzten sich in ihrer Freizeit für eine offene Willkommenskultur ein. Gemeinsam stemmten sie Projekte und übernähmen Verantwortung, damit der Laden läuft. „Sie gestalten, anstatt zu spalten. Das verdient Anerkennung und braucht Unterstützung.“

Gute Rahmenbedingungen, verlässliche Infrastrukturen

Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement benötigten gute Rahmenbedingungen und verlässliche Infrastrukturen, so Özdemir. „Unser Land, unsere Gesellschaft befindet sich in einem Transformationsprozess, den wir nur gemeinsam mit einer aktiven Zivilgesellschaft meistern können. Wir haben uns deshalb vorgenommen, Ehrenamt und demokratisches Engagement verlässlich zu unterstützen. Konkret heißt das so wenig Bürokratie wie möglich, leicht zugängliche Fördermöglichkeiten und Planungssicherheit. Engagement für die Gemeinschaft kostet Zeit und Herzblut, aber eben auch Geld. Gerade für finanzschwache Kommunen ist das eine Herausforderung. Um sie gezielt zu stärken, wollen wir mit einem neuen Modellvorhaben im Bundesprogramm Ländliche Entwicklung sehen, welche innovativen Ansätze es gibt und das Wissen teilen.“

Rückenwind für freiwillig Engagierte

Der Bundesminister unterstrich zudem die Bedeutung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, deren Stiftungsratsvorsitz er zum 1. Januar für ein Jahr übernommen hat: „Weniger als zwei Jahre nach ihrer Gründung gibt die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt den freiwillig Engagierten schon kräftig Rückenwind. Allein 2021 hat sie mehr als 2.700 gemeinnützige Projekte im ganzen Land finanziell unterstützt. Als Stiftungsratsvorsitzender will ich noch zusätzlich Schub geben. Wir werden die ländlichen Räume noch stärker in den Fokus rücken. Engagement und Ehrenamt sind unverzichtbar für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und ein starkes Mittel gegen demokratiefeindliche Kräfte.“

In 30 Fachforen beleuchteten Teilnehmer aus ganz Deutschland sowie dem Partnerland Schweden das Thema Ehrenamt aus verschiedenen Blickwinkeln – von neuen Förderformaten über junge Beteiligungsprojekte auf dem Land bis hin zur digitalen Unterstützung für Ehrenamtliche in ländlichen Regionen. Zwei dieser Begleitveranstaltungen wurden vom Deutschen Landkreistag ausgerichtet.

Verbundprojekt

In einem eigenen Fachforum stellte der Kommunalverband das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Verbundprojekt „Hauptamt stärkt Ehrenamt“ vor. Im Kern geht es dabei um die Chancen und Möglichkeiten, ehrenamtliche Arbeit durch das öffentlich-rechtliche Hauptamt zu fördern. In die Riege der bundesweit 18 Flächenlandkreise, die an dem Projekt teilnehmen dürfen, wurde als einziger in Bayern der Landkreis Regensburg aufgenommen. Dort wird das Vereinscoaching ausgeweitet und aus den gewonnenen Erkenntnissen ein Leitfaden für die Vereine erstellt.

Ein weiteres Fachforum richtete der Deutsche Landkreistag gemeinsam mit der Agrarsozialen Gesellschaft e. V. (ASG), der Andreas Hermes Akademie (AHA), dem Bundesverband der Gemeinnützigen Landgesellschaften (BLG), dem Deutschen Bauernverband e. V. (DBV), dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB), dem Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) dem Thünen-Institut (VTI), dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), sowie der Landwirtschaftlichen Rentenbank aus. Unter dem Titel „ELER: Bürgerschaftliches Engagement und Netzwerke“ wurde erörtert, wie bürgerschaftliches Engagement, neue Formen von Zusammenarbeit und starke Netzwerke die Zukunft auf dem Land gestalten.

Darüber hinaus war erneut auch das vom Deutschen Landkreistag begleitete Modellvorhaben „Smarte.Land.Regionen“ in das Zukunftsforum eingebunden, nachdem im vergangenen Jahr dort sieben ausgewählte Landkreise, darunter auch Neustadt an der Waldnaab, ihre Förderbescheide erhalten hatten.

Anhand der zu ermittelnden Bedarfe sollen innovative digitale Lösungen und Anwendungen entwickelt und erprobt werden, die den Alltag der Menschen in ländlichen Räumen und dabei vor allem die Daseinsvorsorge verbessern. Diese Lösungen werden in den Themenbereichen „Bildung & Arbeit“, „Gemeinschaft & Ehrenamt“, „Gesundheit & Pflege“ und „Mobilität“ entwickelt. Letztlich soll ein Digitales Ökosystem für die Landkreise entstehen. Neustadt an der Waldnaab kümmert sich gemeinsam mit dem Landkreis Lörrach um „»Gesundheit & Pflege“ und will mit seinen Ideen die gesundheitliche Betreuung von Zuhause aus, den Austausch und die Übermittlung von Gesundheitsdaten sowie die Reduzierung von einzelnen Terminen realisieren.

Geld hilft nicht immer

„Geld hilft nicht immer – wer rettet das Ehrenamt“ lautete das Thema eines vom DStGB veranstalteten Forums. Aus Sicht des Kommunalverbandes geht es dabei nicht nur um die Frage, wie es künftig kleinen, finanzschwachen Kommunen besser gelingen kann, das Ehrenamt zu unterstützen.

Kommunen benötigten darüber hinaus konkrete Maßnahmen, mit denen die Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen verbessert werden. Ziel müsse es sein, die Infrastruktur in den ländlichen Räumen auszubauen. Den Belastungen durch die Energie- und Klimawende müssten auch Entlastungen gegenüberstehen.

Zugleich müsse die Wirkung von Förderprogrammen stets auf ihre räumliche Wirkung überprüft und die Förderbürokratie weiter abgebaut werden, hieß es weiter. Viele der „normalen“ Bundesprogramme erreichten verwaltungs- und finanzschwache Kommunen nicht ausreichend. Gründe seien mangelnde Personalressourcen, fehlende Eigenmittel, komplexe Antragsverfahren und zu kurze Laufzeiten. Bund und Länder hätten die Aufgabe, Vereinfachungen zu schaffen. Schließlich dürfe die Inanspruchnahme der Fördermittel nicht an der Leistungsfähigkeit und Haushaltslage einzelner Städte und Gemeinden scheitern.

DK

 

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