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(GZ-1/2-2022)
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► Deutscher Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden:

 

Ausgezeichnete Bayern

 

Zehn Kommunen konnten sich 2021 im Wettbewerb um den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis Städte und Gemeinden“ durchsetzen. Im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitstages in Düsseldorf wurden die Preisträger nun bekanntgegeben, darunter drei Kommunen aus Bayern. In der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Kleinstädte und Gemeinden“ siegte die Gemeinde Fuchstal (Landkreis Landsberg am Lech) vor der Gemeinde Ascha (Straubing-Bogen) und dem Markt Oberelsbach (Rhön-Grabfeld).

Die diesjährigen Finalisten und Sieger (Ausnahme Stuttgart) des Deutschen Nachhaltigkeitspreises für Städte und Gemeinden. Bild: Christian Köstner
Die diesjährigen Finalisten und Sieger (Ausnahme Stuttgart) des Deutschen Nachhaltigkeitspreises für Städte und Gemeinden. Bild: Christian Köstner

In Fuchstal wird die nachhaltige Dorfentwicklung auf Basis eines integrierten interkommunalen Dorfentwicklungskonzepts (ISEK) und weiterer Förderprojekte vorangetrieben. Dabei stechen besonders die regenerative Strom- und Wärmeerzeugung und Planungen im Bereich der Mobilitätswende heraus. Ein eigenes Wärme- und Stromnetz wird durch das Projekt „Energiezukunft Fuchstal“ unter Einsatz von Photovoltaikanlagen, einem Wasserkraftwerk, vier modernen Bürgerwindanlagen und einer Biogasanlage realisiert. Im BMI Modellprojekt Smart Cities sollen weitere Mobilitätsformen wie Carsharing, der Aufbau einer MobilitätsApp (intermodal) sowie der Ausbau der E-Ladesäulen zur Umsetzung der Mobilitätswende erfolgen.

Bürger-Plattform

Darüber hinaus wurden Mitfahrerbänke und ein Fußwegkonzept in die Infrastruktur etabliert. Die nachhaltige Dorfentwicklung bindet die Bürgerschaft eng mit ein. Unter anderem ist eine Bürger-Plattform im Aufbau. Damit sollen eine digitale Vernetzung und bessere Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung geschaffen werden. Der Absatz lokaler Produkte soll über innovative Ideen wie die sogenannten Lechtalboxen zu einer nachhaltigen Daseinsvorsorge beitragen.

Mit der Einführung des Nachhaltigkeitskonzepts „Ascha – nachhaltig und klimaneutral“ plant die niederbayerische Gemeinde bis 2030 eine autarke Energiebereitstellung. Ziel dabei ist die Entwicklung und Gestaltung einer guten Lebensqualität unabhängig vom Wirtschaftswachstum. Bausteine auf diesem Weg sind unter anderem ein Biomasseheizkraftwerk, eine Biogasanlage und ein Bürgersolarkraftwerk.

Die vorbildliche Arbeit bei der Umsetzung des Konzepts zeichnet sich unter anderem durch das kommunale Flächenmanagement und die Umstellung der Straßenbeleuchtung und der Beleuchtung in öffentlichen Gebäuden auf LED-Lampen aus. Die Gemeinde hat ein Klimaschutzkonzept erstellt und beschäftigt einen Klimaschutzmanager. Ein Wohngebiet wird als modellhafte „Energiesiedlung“ ausgewiesen. In einem neuen Baugebiet fördert die Gemeinde über ein Bonussystem freiwillige Maßnahmen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung.

Mit einem sozialen Wohnungsbauprojekt in der Dorfmitte, der Sanierung der alten Grundschule, dem Bau einer Mehrzweckhalle und des Bürgerhauses in ökologischer und energietechnischer Hinsicht sowie modernen Sportanlagen stellt die Gemeinde ein breites Angebot zur nachhaltigen Daseinsvorsorge bereit.

Durch interkommunale Kooperationen und Netzwerkarbeit werden diese Erfolge in Ascha ergänzt. Aktionen wie die plastiktütenfreie Gemeinde, „Ein Dorf spart Energie“ oder die Gründung einer Solargemeinschaft binden zudem die Bürger in eine nachhaltige Lebensweise ein. 

Eine herausragende Verknüpfung von Biodiversität und Umweltbildung gelingt dem Markt Oberelsbach: Die Kommune setzt auf Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), dadurch ist eine nachhaltige Bildungslandschaft für alle Altersgruppen entstanden. Die beiden Kindertageseinrichtungen sind als „Biosphären- Kitas“ ausgezeichnet, das Biosphärenzentrum „Haus der Langen Rhön“ informiert und begeistert für das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön und die Umweltbildungsstätte Oberelsbach bietet Bildungsmodule beispielhaft für Klassen, Studierende oder Multiplikatoren an. Den Ausbau erneuerbarer Energien fördern ein Biomasseheizkraftwerk, eine Holzvergasungsanlage und Photovoltaikanlagen in vorbildlicher Weise.

Vermeidung von Lichtverschmutzung

Ein besonderes Augenmerk legt die Kommune auf die Vermeidung von Lichtverschmutzung und stellt auf Basis eines interkommunalen Energiekonzepts auf LED-Leuchten um. Dabei berücksichtigt sie die Richtlinien der Dark-Sky-Association. Zudem beteiligt sich der Markt Oberelsbach an verschiedenen Mobilitäts-Projekten des Landkreises: Aus Sicht der Jury tragen der Einsatz eines Azubi-Shuttles, kommunale Kindergartenbeförderung, ein Rufbus und sieben Freizeitbuslinien erfolgreich dazu bei, die Mobilität im ländlichen Raum zu sichern.

Schwerpunkt Biodiversität

Durch nachhaltige Flächenverpachtung und den besonderen Schutz bedrohter Haustierrassen wird darüber hinaus ein besonderer Schwerpunkt auf Biodiversität gelegt. Zur Artenvielfalt trägt außerdem die PECF- und FFH- zertifizierte Waldbewirtschaftung (u.a. durch Aufforstungsprojekte) bei. Das Integrierte Ländliche und Städtische Entwicklungskonzept (ILEK und ISEK) binden die Bürger partizipativ auch in die Nachhaltigkeitspolitik der Kommune ein.

Seit 2012 vergibt die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V. den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden. Gewürdigt werden Kommunen, die im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten eine umfassende nachhaltige Stadtentwicklung betreiben oder in einzelnen Themenfeldern erfolgreiche Nachhaltigkeitsprojekte realisiert haben.

Die Auszeichnung ist mit je 20.000 Euro pro Sieger zweckgebunden für Nachhaltigkeitsprojekte von der Allianz Umweltstiftung dotiert und wird von der Bertelsmann Stiftung im Rahmen des SDG-Portals sowie von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt.

DK

 

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