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(GZ-24-2021)
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► Bayerisch-israelisches Kooperationsprojekt „Smart City Werkstatt“:

 

Stadtplanerische Zukunftslösungen im Visier

 

Es gibt zahlreiche Initiativen, den lokalen Lebensraum gemeinsam zu gestalten. Sie werden nun bereichert durch einen bilateral-bayerisch-israelischen, „frischen“ und ergebnisoffenen Ansatz, bei dem alle Generationen zu Wort kommen. Konkret geht es um die Entwicklung von Ideen und Vorschlägen für smarte Städte und Gemeinden in Israel und in Bayern.

Die israelischen und bayerischen Teilnehmer an der Smart City Werkstatt sowie die Vertreter der Partnerorganisationen. Hinweis: Alle Personen vollständig geimpft. Bild: stmwi
Die israelischen und bayerischen Teilnehmer an der Smart City Werkstatt sowie die Vertreter der Partnerorganisationen. Hinweis: Alle Personen vollständig geimpft. Bild: stmwi

Mit studentischer Beteiligung fand nun erstmals die „Smart City Werkstatt“, ein gemeinschaftliches Projekt des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, des israelischen Generalkonsulats, der Hanns-Seidel-Stiftung, des Deutsch-Israelischen Zukunftsforums sowie der Stiftung zur Förderung des Internationalen Jugendaustausches in Bayern statt. Partnerkommunen waren die Stadt Neu-Ulm und die „Smart Region“ Fuchstal. Bei einer Abschlussveranstaltung im Munich Urban Colab wurden Ansätze für stadtplanerische Zukunftslösungen präsentiert. Zuvor hatten sich Studenten aus Bayern und Israel im Rahmen einer Exkursion mit den örtlichen Aufgabenstellungen bekannt gemacht, die vor allem die Ortskerne und deren lebenswerte Gestaltung, Nutzung und Erreichbarkeit betreffen.

Stadt Neu-Ulm

Wie der Neu-Ulmer Stadtplaner Chris Häußler erläuterte, identifizierten die Studenten als Zukunftsthemen für die Innenstadt die Belebung des öffentlichen Raums und die Stärkung des Fußgängerverkehrs. Besonders großes Potenzial sahen die Teilnehmer am Donauufer. Dieser Stadteingang sollte aus Sicht der Studenten noch stärker genutzt werden, beispielsweise durch bessere Zugänge zum Wasser, soziale Treffpunkte und Attraktionen für Sport, Kultur und Tourismus. Inspiriert waren die Werkstattergebnisse durch die Zusammenarbeit mit Architekten und die Auseinandersetzung mit internationalen Gestaltungsbeispielen für städtische Uferpromenaden.

Darüber hinaus beschäftigten sich die Studenten auch mit zukunftsfähigen Konzepten für kleine Einzelhandelsflächen. Ideen waren beispielsweise ein Mentoring-Programm für junge Unternehmen und die Nutzung leerstehender Ladenlokale als „Pop-Up-Museen“ oder für Kulturevents.

Synergieeffekte nutzen

Vor dem Hintergrund, dass sich im Neu-Ulmer Stadtteil Schwaighofen die Universität befindet, kam die Idee auf, Synergieeffekte des Stadtteils zu nutzen. Entstehen soll ein Living Lab mit neuen Technologien und Innovationen. Menschen sollen dort ihre Ideen vor allem im Bereich smart city umsetzen und ausprobieren können. Der Fokus liegt dabei u.a. auf den Themen erneuerbare Energien, autonomer Transport, smart housing und Recycling. Auch schlugen die Studenten vor, einen autonomen Stadtbus durch das Stadtviertel fahren zu lassen, sowie den Stadtkern Neu-Ulms mit „New Neu-Ulm“ durch einen autonomen Bus zu verbinden.

Neu-Ulm ist eine von elf Kommunen in Bayern, die den Zuschlag für das Modellprojekt „Smart Cities Smart Regions – Kommunale Digitalisierungsstrategien für Städtebau und Mobilität der Zukunft“ des Bayerischen Staatministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr erhalten hat. „Smart City“ nennt sich wiederum ein Pilotprojekt des Bundesinnenministeriums, an dem unter anderem auch die Gemeinde Fuchstal mit den Gemeinden Apfeldorn und Unterdießen (Landkreis Landsberg am Lech) teilnimmt.

Gemeinde Fuchstal

Laut Corinna Sinken, VG Fuchstal, liegt eine Stärke der Gemeinden im Bereich erneuerbare Energien. So verknüpft die Gemeinde Fuchstal das Smart-City-Modellprojekt mit einem weiteren vom Bund geförderten Projekt namens „Energiezukunft Fuchstal“. Mit Wind- und Sonnenkraft, einer Biomasseanlage, Batterie- und Wärmespeicher sowie einem Nahwärmenetz will man mittelfristig zum Energie-Selbstversorger werden.

Im Zuge des Wandels von Bauern- zu Wohndörfern und eines hohen Zuzugsdrucks von Familien sowie wohlhabenden älteren Menschen sei es das Ziel, so Sinken, die schöne Landschaft und die Tradition zu bewahren. Deshalb müssten auch die Gemeinden den Weg in Richtung smart city gehen. Das Augenmerk liege hier auf der Weiterentwicklung eines Datennetzwerks, um beispielsweise die Erzeuger erneuerbarer Energien mit den Verbrauchern zu vernetzen und effizienter zu werden.

Abgerundet wurde die „Smart City Werkstatt“ mit einer Keynote von Michael Leidl (Arc Architekten, Bad Birnbach) zum Thema „Erlebnisort Stadt – Außeneinsichten eines Artgenossen“ sowie Präsentationen von Smart City Start-ups aus Israel und Bayern. 

Atalanda mit Sitz in Freilassing ist ein deutsches Dienstleistungsunternehmen, das Plattformen für lokale Online-Marktplätze in mittlerweile über 20 Städten mit mehr als 500 Händlern anbietet. Laut Firmengründer Roman Heimbold sind diese ein wichtiger Bestandteil von smart city Projekten. Menschen können online lokal einkaufen, Bestellungen von Einzelhändler liefern lassen oder einfach nur im Internet stöbernd die Stadt erleben.

Einzelhändler bekommen zusätzlich einen eigenen Online-Shop, sog. Micro Shops. Städte erhalten die Möglichkeit, den Online-Marktplatz in einer App mit anderen digitalen Services zu integrieren (Übernahme der Software). Ziel ist es, die Stadt als Einzelhandelsmarktplatz zu erhalten, jedoch konkurrenzfähig in Bezug auf den Online-Handel zu machen.

StartUp „KistenKrämer“

Mit kompakten Selbstbedienungsshops auf knapp 15 Quadratmeter Fläche und einem Franchise-Konzept will das Start Up „KistenKrämer“ ein Basissortiment an regionalen Produkten und Waren des täglichen Bedarfs in ländliche Gemeinden bringen. Im Oktober wurde in der Gemeinde Brennberg (Landkreis Regensburg) der bayernweit erste Minisupermarkt eröffnet, wie Heike Zeller berichtete. Mit 450 Artikeln soll die Grundversorgung gewährleistet werden. Mindestens 50 Prozent der angebotenen Waren müssen direkt aus der Region kommen, der Rest wird vom Großhandel bezogen.

Bei der Kiste handelt es sich um einen Verkaufsladen, der unkompliziert aufgestellt und flexibel versetzt werden kann. Dank kontaktloser Selbstbedienung wird ein flexibles Einkaufen ermöglicht. Die Artikel werden nach dem Einkauf selbst an der Kasse gescannt und mit Karte oder bar bezahlt. Ziel ist es, die Selbstversorgung vor Ort möglich zu machen, Dorfläden zurückzubringen und lokale Erzeuger zu unterstützen. Auch besteht die Möglichkeit, ein eigenes Business zu starten.

ResponCity

Ein einzigartiges, innovatives Bildungsprogramm und zugleich eine Bürgerinitiative ist ResponCity. Das Programm wurde entwickelt, um Jugendliche mit Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts und sozial-emotionalen Kompetenzen zu stärken – durch PBL (problembasiertes Lernen), SEL (sozial-emotionales Lernen) und kommunale Innovation. Nach Angaben des Gründers und Geschäftsführers von Responcity Ltd., Yaron Jacobs, lernen die Teilnehmer, engagierte Bürger zu werden und entwickeln die Fähigkeiten, die für den Markt von morgen nötig sind.

Alle Programme sind auf einer benutzerfreundlichen digitalen Plattform untergebracht. Bald auch in Deutschland verfügbar ist die Responcity-App, ein unterhaltsames, erlebnisreiches Lernwerkzeug für Schüler und Lehrer, die eine interaktive digitale Umsetzung des Responcity-Programms ermöglicht. Auf diese Weise kann durch das Zusammentragen von Ideen ein internationaler Austausch über Aktivitäten und Projekte stattfinden. Zudem können Synergieeffekte genutzt werden.

DK

 

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