Kommunale Praxiszurück

(GZ-12-2021)
gz kommunale praxis
GZ-Plus-Mitgliedschaft

► Aktionsprogramm:

 

Entwurf für Nationale Wasserstrategie

 

Im Rahmen des 3. BMU-Wasserforums hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze ihren Entwurf für eine Nationale Wasserstrategie vorgelegt. Damit sollen die natürlichen Wasserreserven Deutschlands gesichert, Vorsorge gegen Wasserknappheit geleistet, Nutzungskonflikte vorgebeugt, sowie der Zustand der Gewässer und die Wasserqualität verbessert werden. Mit dem zugehörigen Aktionsprogramm nimmt Schulze alle beteiligten Akteure in die Pflicht, bis 2050 für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser zu sorgen.

Grundlage des Entwurfs sind die Ergebnisse eines zweijährigen Nationalen Wasserdialogs. Mehr als 200 Teilnehmende aus Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Forschung, aus Verbänden, Ländern und Kommunen haben in diesem Rahmen zusammen mit dem BMU die wichtigsten Herausforderungen und Ziele für die Entwicklung der Wasserwirtschaft zusammengetragen. Der Nationale Bürgerdialog „Wasser“ hat weitere Ideen beigesteuert und die Forderungen der Bevölkerung an die Politik gesammelt.

Die Nationale Wasserstrategie des BMU gliedert sich in zehn strategische Themenbereiche, die die nötigen Ziele und Maßnahmen umreißen. Im Kern des Entwurfs steht die Daseinsvorsorge. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen auch in Zukunft auf sichere, bezahlbare und leistungsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zählen können. Der Fokus liegt aber auch auf der Vorsorge für Tiere und Pflanzen. Gesunde Gewässer und ein funktionsfähiger Wasserhaushalt sind zentrale Voraussetzungen für den Erhalt einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Der Strategieentwurf betont überdies die Bedeutung einer sicheren Versorgung mit Wasser und einer hohen Qualität unser Gewässer als Wirtschaftsfaktor.

Aktionsprogramm

Ein umfassendes Aktionsprogramm ergänzt den Entwurf der Nationalen Wasserstrategie des BMU. 57 Maßnahmen sollen bis 2030 schrittweise umgesetzt werden. Dazu zählen:

Datenbasis erweitern, Prognosefähigkeit stärken: Die Behörden von Bund und Ländern müssen genauer vorhersagen können, wo Wasser in Zukunft verfügbar ist und wo es gebraucht wird. Mehr und bessere Daten sollen Vorhersagen ermöglichen, in welchen Regionen das Wasser knapp werden könnte. Das BMU unterstützt die Forschung und Entwicklung von Datenbanken, Prognosen und Szenarien.

Regeln für Nutzungskonflikte entwickeln und festlegen: In einem Beteiligungsprozess von Bund und Ländern sollen Empfehlungen und Kriterien entstehen, wer im Fall von regionaler Wasserknappheit vorrangig Wasser nutzen darf (Wassernutzungshierarchie). Von der Bundesebene kommt die generelle Orientierung, die Kriterien können regional angepasst und näher ausgestaltet werden. Gemeinsam mit seinen Partnern entwickelt das BMU Vorsorgemaßnahmen zur langfristigen Sicherung der Wasserversorgung und Krisenmaßnahmen für Extremereignisse.

Überregionale Wasserversorgung etablieren: Der Grundsatz einer möglichst ortsnahen Wasserversorgung soll auch in Zukunft gelten. Ergänzend werden aber Verbundnetze und Fernleitungen nötig sein, die regionale Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit ausgleichen. Das BMU wird gemeinsam mit den Ländern den Bedarf für solche Systeme der überregionalen Wasserversorgung bundesweit erheben. Erforderliche Flächen und Trassen sollen in Raumordnungsplänen vorsorglich ausgewiesen werden.

Abwasserabgabe am Verursacherprinzip ausrichten: Das BMU wird die Abwasserabgabe so neugestalten, dass sie stärkere Anreize für eine weitere Verringerung der Gewässerverschmutzung durch kommunales und industrielles Abwasser setzt. Die Einnahmen können unter anderem genutzt werden, um Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe auszustatten.

„Smarte Wassertarife“: Oft ist nicht die insgesamt nachgefragte Menge das Problem, sondern der Leitungsdruck, wenn zu viel Wasser zur selben Zeit nachgefragt wird. Wenn man weiß, wann die Nachfrage gering ist, kann Wasser günstiger angeboten werden. Im Ergebnis würden die Verbraucher zum Beispiel ihre Waschmaschine zu Zeiten laufen lassen, in denen weniger Wasser gebraucht wird. Um flexibler auf die jeweilige Wassernachfrage reagieren zu können, entwickelt das BMU in einem Pilotprojekt neue „smarte“ Lösungen für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser.

Überwachung des Abwassers mit Blick auf Gesundheitsgefahren: Spuren von Viren können mittlerweile im Abwasser gut nachgewiesen werden. An ihrer Konzentration kann man erkennen, ob die Infektionszahlen an einem Ort anziehen oder abflachen, und zwar früher als über Tests beim Menschen. Wie ein bundesweites Monitoring aussehen könnte, untersucht die Bundesregierung gerade in einem Pilotprojekt.

Wassersensible Städte bauen: Gemeinsam mit den Kommunen und den Fachverbänden entwickelt das BMU ein Konzept für eine gewässersensible Stadtentwicklung („Schwammstadt“). Die bestehenden technischen Regeln werden daraufhin überprüft, ob sie zum Erhalt des natürlichen Wasserhaushalts, Klimaanpassung und Stadtnatur beitragen, und wo nötig überarbeitet.

Neue Hilfen des Bundes mit einem Gesamtvolumen von einer Milliarde Euro über die kommenden zehn Jahre sollen Länder und Kommunen dabei unterstützen, den ökologischen Zustand der Gewässer zu verbessern und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen. Das Geld soll für Renaturierungsmaßnahmen, den Abbau von Hindernissen für wandernde Arten, die Beschattung von Gewässern gegen Erwärmung und die Rückgewinnung bzw. Schaffung natürlicher Speicher als Vorsorge gegen Trockenheit verwendet werden. Auch eine Förderung des Ausbaus von Kläranlagen mit zusätzlichen Reinigungsstufen soll ermöglicht werden, um Spurenstoffe besser herausfiltern zu können.

Gebündelte Kräfte

Der Entwurf für eine Nationale Wasserstrategie bündelt laut Schulze die Kräfte von Bund, Ländern und Kommunen sowie Forschung, Zivilgesellschaft und Wasserwirtschaft. „Mein Ziel ist, dass auch in 30 Jahren sauberes Wasser immer und überall in Deutschland ausreichend verfügbar ist.“

Nach Auffassung von Wolf Merkel, DVGW-Vorstand Wasser, „macht das Bundesumweltministerium mit der Vorlage seiner Nationalen Wasserstrategie deutlich, dass es einen hohen Handlungsbedarf zur künftigen Sicherung der Trinkwasserversorgung in Deutschland gibt.

Die heute schon spürbaren Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Wasserressourcen, aber auch die Schadstoffeinträge in die Gewässer sind ernst zu nehmende Gefahren, denen wir uns dringend stellen müssen. Der DVGW befürwortet daher die Ziele und die auf Vorsorge gerichteten Handlungsansätze der Wasserstrategie. Denn Trinkwasser ist eine wichtige Säule der Daseinsvorsorge und muss auch zukünftig jederzeit verfügbar, hygienisch einwandfrei und bezahlbar bleiben.“

Unterstützung mit umfangreichem Know-how

Der DVGW, der die Belange der Wasserwirtschaft in den Strategieprozess eingebracht hat, werde die Umsetzung der Wasserstrategie durch sein umfangreiches Know-how auch weiter aktiv unterstützen, betonte Merkel. „Die Innovationen des DVGW-Zukunftsprogramms Wasser, das sich auf die Themenfelder Wasserqualität und -dargebot sowie Infrastrukturen fokussiert, werden hierfür konkrete Lösungen liefern.

Nutzbare Prognosemodelle, die Aufstellung von Regeln für den Umgang mit Nutzungskonflikten in Trockenperioden, die Stärkung des Verursacherprinzips zum Schutz der Gewässer und die Anpassung der Infrastruktur sind für uns die zentralen Handlungsfelder für eine hohe Versorgungssicherheit in der Zukunft, in denen die Wasserstrategie greifen muss. Der DVGW wird deren Ausgestaltung und Umsetzung eng begleiten.“

DK

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?
Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

 

GemeindeZeitung

Kommunale Praxis

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung