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(GZ-8-2021)
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► Kinder- und Jugendkonferenz der Bayerischen Staatsregierung:

 

Schutzversprechen und Bildungsgarantie

 

Wie Kinder und Jugendliche in der Corona-Pandemie besser gefördert werden können, darüber tauschten sich bei einer „Kinder- und Jugendkonferenz“ der Bayerischen Staatsregierung per Videoschalte unter der Leitung von Ministerpräsident Dr. Markus Söder neben Vertretern verschiedener Kinder- und Jugendverbände auch Familienministerin Carolina Trautner und Kultusminister Michael Piazolo aus. Konkrete Forderungen an die Staatsregierung hatte der Bayerische Jugendring (BJR) bereits im Vorfeld des digitalen Austauschs erhoben.

Ministerpräsident Dr. Markus Söder vor Beginn der virtuellen Kinder- und Jugendkonferenz der Bayerischen Staatsregierung mit weiteren Teilnehmern. Bild: Bayerische Staatskanzlei
Ministerpräsident Dr. Markus Söder vor Beginn der virtuellen Kinder- und Jugendkonferenz der Bayerischen Staatsregierung mit weiteren Teilnehmern. Bild: Bayerische Staatskanzlei

So plädierte der BJR unter anderem für eine sofortige Öffnung aller Einrichtungen der offenen Jugendarbeit (Jugendtreffs, Jugendhäuser und Jugendzentren) in Präsenz, insbesondere in ihrer Eigenschaft als komplementärer Erfahrungs-, Bildungs- und Entwicklungsort zur Schule. Zudem forderte er eine vollständige Umsetzung eines Stufenplans zur Öffnung der Jugendarbeit, um den jungen Menschen in der außerschulischen Bildung eine Perspektive zu bieten. Auch schwebt dem Jugendring eine zusätzliche Finanzierung von Angeboten durch ein Sonderprogramm in den Pfingst-, Sommer- und Herbstferien vor.

Beratungs- und Unterstützungsangebote

Überdies, so der BJR, sollten junge Menschen an den für sie relevanten Entscheidungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie mittels eines Expertengremiums mit Jugendlichen in der Staatskanzlei oder der Weiterführung der Austauschrunden mit Jugendministerin Carolina Trautner beteiligt werden. Außerdem gelte es, niedrigschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote für junge Menschen angesichts sozialer Unsicherheiten vorzuhalten.

Ministerpräsident Dr. Söder sprach nach der Konferenz von „beeindruckenden zweieinhalb Stunden im Austausch auf Augenhöhe“. Auch Kinder hätten sich zahlreich zu Wort gemeldet. „Wir sind für unsere Kinder und Jugendlichen da. Die junge Generation braucht alle Chancen mit Bildungsqualität und ohne Zusatzdruck. Es soll kein verlorenes Schuljahr sein“, betonte Söder. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass die Kinder von heute weniger Chancen hätten als frühere Generationen. Die heutigen Erwachsenen stünden in der Verpflichtung für die nächsten Generationen.

Sicherheit an den Schulen

Notwendig sei unter anderem, an den Schulen Sicherheit zu gewährleisten – etwa durch testen und impfen. Damit Kinder und Jugendliche, die besonders unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden, nun zusätzlich unterstützt werden können, kündigte Bayerns Ministerpräsident 200 neue Stellen etwa für mehr Streetworker, Erziehungsberatung und Stärkung der Schulsozialarbeit an. Zudem sollen rund 3000 Tutoren – etwa ältere Schüler, Studenten, Pensionisten und extra bezahlte Lehrer – zusätzliche Bildungskurse und Ferienprogramme anbieten. Dafür sind insgesamt rund 40 Millionen Euro eingeplant.

Chancen und Sorgen der Jüngeren

Kultusminister Piazolo zufolge wird das Augenmerk somit auf die drei Säulen Beziehungen stärken, Beratung ausbauen und Bildung sichern gelegt.

Söder räumte ein, der Blick sei in der Corona-Pandemie zunächst auf Ältere gerichtet gewesen, die mit einem besonderen Risiko leben müssten. Aber auch Kinder und Jugendliche, Schülerinnen und Schüler seien von der Pandemie stark betroffen. Deswegen müsse man sich nun dauerhaft mit den Chancen und Sorgen auch der Jüngeren beschäftigen.

Digitale Streetworker

„Wir wissen, wie wichtig es ist, dass hier ein stabiles Umfeld für die Kinder, die Jugendlichen und die Familien existiert.“ Dies sei wichtig, damit alle die Pandemie auch psychisch gut überstehen, unterstrich Sozialministerin Trautner. Mit Blick auf den Übergang von der Schule in die Berufsausbildung erklärte sie, dass Messen und Praktika aufgrund der Pandemie weggebrochen seien. Deshalb solle es zusätzliche Ausbildungsaquisiteure und „digitale Streetworker“ geben.

Insgesamt sollen belastete Familien besser unterstützt werden. Hierfür werden bestehende Strukturen ausgebaut. Erziehungsberatungsstellen sollen mit zusätzlichem Personal verstärkt werden. Man wollte dorthin kommen, „wo die Hilfe benötigt wird“, erklärte Trautner. Weitere Punkte sollen bei einer „Kinder- und Jugendkonferenz“ im Mai in Augsburg besprochen werden.

Stufenplan

Matthias Fack, Präsident des Bayerischen Jugendrings, nannte die Ergebnisse der Kinder- und Jugendkonferenz „enttäuschend für die jungen Menschen, aber es gibt wenigstens kleine Erfolge“. Ein einfacher Verweis auf ‚bessere‘ Zeiten für eine tatsächliche Öffnung der Jugendarbeit ist aus seiner Sicht keine Perspektive, die junge Menschen jetzt brauchen. Der BJR setze sich weiter dafür ein, Jugendarbeit in verantwortungsvollem Maß möglich zu machen, um Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu bieten – „unser Stufenplan dazu liegt auf dem Tisch, das bewährte Hygienekonzept wurde weiter bearbeitet und liegt bereit.“

Enttäuscht über fehlende Perspektiven für die Jugendarbeit zeigte sich der jugendpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Arif Taşdelen: „Die Staatsregierung muss endlich aufwachen und erkennen, dass Jugendarbeit einfach unverzichtbar ist. Die Jugendverbände und Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit fangen Jugendliche auf, die es in der aktuellen Krise besonders schwer haben. Ihre Arbeit ist deshalb momentan wichtiger denn je und braucht endlich verlässliche Öffnungsperspektiven“, so Taşdelen. Grünen-Landtagsfraktionschefin Katharina Schulze kritisierte, Söder hätte die Kinder und Jugendlichen viel früher anhören müssen – bislang sei deren Perspektive vor allem in der Corona-Pandemie stets unter den Tisch gefallen.

DK

 

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