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(GZ-24-2020)
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► Verleihung der oberbayerischen und mittelfränkischen Integrationspreise 2020:

 

Unermüdlicher Einsatz im Ehrenamt

 

Die Regierungsbezirke Oberbayern und Mittelfranken haben ihre jährlichen Integrationspreise verliehen. Während aus dem Regierungsbezirk Oberbayern sechs Initiativen ausgezeichnet wurden, waren in Mittelfranken drei Projekte preiswürdig.

In Oberbayern gingen die Preise in den Kategorien Bildung, Kultur, Arbeit, Wirtschaft, Soziales und Sport nach Aresing, Bad Reichenhall, Buchbach, München und Rosenheim. Den Corona-Sonderpreis erhielt Erding.

Aus Fremden wurden Aresinger – dank des Asylhelferkreises Aresing (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen). 2015 kamen rund 50 Flüchtlinge aus verschiedensten Herkunftsländern in Aresing an.

Die kleine Gemeinde konnte den Zuzüglern eine neue Heimat vermitteln. Der Helferkreis bot Hilfe zur Selbsthilfe: Durch Interviews wurden die Bedürfnisse der Ankommenden ermittelt und dann die passenden Unterstützungen organisiert: von Sprachkursen bis zu Berufsfragen, einer Fahrradaktion (Mobilität zum Einkaufen auf dem Land) und einem Gemüsegarten zur Selbstversorgung.

Dank des breiten Kooperationsnetzes sowie Geld- und Sachspenden fanden die Neubürger Schul- und Ausbildungsplätze und oft auch Arbeitsplätze bei örtlichen Betrieben.

Laiendolmetscher aus fernen Ländern

Laiendolmetscher im Landkreis Bad Reichenhall sind bei Elternabenden in Schulen und Kindergärten sowie bei Behörden- und Arztterminen eine große Hilfe beim gegenseitigen Verständnis und beugen kulturellen Missverständnissen vor. Sie kommen selbst aus fernen Ländern, haben Deutsch gelernt und sind damit selbst ein Vorbild für gelungene Integration.

Bei der Caritas können sie für Termine angefragt werden. Bei dem Projekt arbeiten das Caritas Zentrum Berchtesgadener Land, das Landratsamt Berchtesgadener Land und das Staatliche Schulamt eng zusammen.

Schüler- und Lehrerschaft der Grund- und Mittelschule Buchbach (Landkreis Mühldorf) haben beschlossen, aktiv gegen Rassismus, Ausgrenzung und Extremismus einzutreten. Dazu hat die GMS neben dem Projekt „Gewaltfreie Kommunikation“ u.a. den Theatertag „Respekt“ mit dem „mobilen ueTheater“, einem Schultheater aus Regensburg, erarbeitet.

Dadurch ist die Schulgemeinschaft deutlich näher zusammengerückt. Das Schulklima hat sich positiv entwickelt. Die Schule darf nun offiziell den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ mit eigenem Logo führen.

Hilfe für geflüchtete Frauen

JUNO – eine Stimme für geflüchtete Frauen (Verein für Fraueninteressen) bietet in München Angebote für geflüchtete Frauen mit wenig sportlicher Erfahrung.

Dieses Projekt zeigt ihnen, dass sie ebenfalls vom Sportangebot profitieren und dabei auch immer wieder über sich hinauswachsen können. Neben Tanzen und Radfahren werden Sportarten wie Schwimmen, Boxen, Bergwandern, Klettern und Inlineskaten angeboten. Dies macht die Frauen fit, zeigt ihnen ihre Stärken und hilft bei der Integration.

Unterstützung für schwächere Schüler

Bereits seit 2006 unterstützt das Rosenheimer Patenprojekt „Jugend in Arbeit“ (Rosenheimer Aktion für das Leben e.V.) mit der stattlichen Zahl von rund 200 Ehrenamtlichen erfolgreich schwächere Schüler auf dem Weg zum Schulabschluss und ins Berufsleben.

Allein im Schuljahr 2018/19 gab es beachtliche 207 Patenschaften, wobei rund drei Viertel der Schüler gute Fortschritte machten und in Ausbildungen, die nächste Klasse oder auf weiterführende Schulen wechselten.

Hilfe zur Selbsthilfe

Lebenserfahrene Bürger, zum Teil bereits in Ruhestand, bieten bedarfsorientierte Hilfe zur Selbsthilfe für Schüler jeglicher Nationalität. Die Paten helfen in den Bereichen Lernen, Struktur, Motivation und Selbstbewusstsein. Sie sind an allen Mittelschulen im Landkreis Rosenheim im Einsatz und werden selbst systematisch fortgebildet.

Das Projekt ist vor Ort gut vernetzt, das Staatliche Schulamt und die Schulen schätzen seine qualifizierte Arbeit sehr.

Ein Gewinn für alle

Gemeinsames Handeln, unabhängig von Herkunft und sozialem Status, ist ein Gewinn für alle. Dies zeigt der Verein Flüchtlingshilfe Erding beim wöchentlichen „Kleiderwechsel“, der Spendenweitergabe an sozial Bedürftige, Tafelkunden und Flüchtlinge.

Der Verein ist 2015 zur Versorgung der Geflüchteten mit frischer Kleidung entstanden und hat inzwischen ca. 125 Mitglieder, davon 70 aktive Helfer – darunter rund 35 Geflüchtete. Der Verein sammelt kontinuierlich Kleider- und Sachspenden.

Einmal wöchentlich werden Kleidung, Schuhe oder Haushaltswaren kostenlos an Geflüchtete, Tafelkunden, sozial Bedürftige und Obdachlose aus Stadt und Landkreis weitergegeben.

Geflüchtete als Helfer

Von Beginn an unterstützten Geflüchtete das Projekt als Helfer, denn sie wollten „etwas zurück geben“. Die gemeinsame Arbeit erleichtert Spracherwerb und Integration, es bilden sich Freundschaften unter den Helfern.

In der Corona-Krise haben sich die Vereinsmitglieder herausragend engagiert durch Lebensmittelausgaben bei der Tafel und durch das Nähen von Hunderten von Alltags-Masken für Pflege- und Behinderteneinrichtungen, allein 660 Stück für ein Behinderten-Förderzentrum in München.

In Mittelfranken erhielt der Verein Arabische Fraueninitiative Erlangen für das Projekt „Arabische Fraueninitiative“ den 1. Preis.

Seit 2017 unterstützt und berät die Initiative bei gesundheitlichen, familiären, erzieherischen und persönlichen Anliegen der Geflüchteten. Sie bietet umfangreiche Hilfe zum täglichen Leben und gestaltet zudem Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche. Sie hat sich eine schnelle Integration der Geflüchteten in die Erlanger Gesellschaft zum Ziel gesetzt und kooperiert deshalb auch mit einer Vielzahl anderer Projekte.

Der 2. Preis wurde an die Kontaktstelle Bürger-Engagement im Landkreis Roth für das Projekt „Digitale Hausaufgabenbetreuung während der Corona-Pandemie“ verliehen.

Bei diesem Projekt wird wegen der Corona-Einschränkungen im schulischen Bereich eine individuelle Lernförderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund angeboten.

Lernen am und mit dem Computer soll die Motivation und Medienkompetenz der Kinder und Jugendlichen fördern. Die Wissensvermittlung erfolgt konzentrationsfördernd in kleinen Lerneinheiten, in die die Eltern durch Informationsweitergabe und auch unterstützt durch Dolmetscher einbezogen werden.

„Digitales Lernen“ findet in Kooperation mit der Uni Würzburg, Lehrstuhl für Pädagogik bei Lernbeeinträchtigung, statt.

Perspektiven für Neuankömmlinge

Ein weiterer 2. Preis ging an die Bürgerstiftung Nürnberg für das Projekt „Gemeinsam ankommen in unserer Stadt“.

Das ebenfalls 2017 begonnene Projekt von Geflüchteten für Geflüchtete soll den Neuankömmlingen Perspektiven zu einem eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Leben in der Gesellschaft eröffnen.

Frauen mit eigener Fluchterfahrung und ausreichenden Deutschkenntnissen unterstützen Familien ehrenamtlich als Lernbegleiterinnen. Unter anderem werden eine Lernwerkstatt, Workshops, gemeinsame Ausflüge und Stadtspaziergänge sowie Austauschtreffen angeboten. Diese Angebote sollen für einen guten Start in der Norisstadt sorgen.

DK

 

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