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(GZ-24-2019)
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► Projekt in Gublak, Äthiopien:

 

Bau eines Wohnheims für Gumuz-Kinder

 

Im Rahmen der Kooperation von „1.000 Schulen für unsere Welt“ und missio München wurde auch ein erstes Projekt in Burkina Faso vollständig finanziert. Ein Mäzen aus Asbach-Bäumenheim spendete hierfür rund 42.000 Euro. Zwei weitere Projekte in Äthiopien sind bereits konkret geplant.

Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat in Ostafrika mit gut 100 Millionen Einwohnern und einer Fläche, die mehr als dreimal so groß ist wie Deutschland. Äthiopien zählt zu den ältesten christlich geprägten Nationen der Erde und wurde von Europa nie kolonialisiert. Die wichtigsten Glaubensgemeinschaften sind die äthiopisch-orthodoxen Christen (43,5 %); die sunnitischen Muslime (33,9 %); verschiedene evangelische Kirchen (18,6 %). Kleine Minderheiten bilden die Katholiken (0,7 %) sowie die Anhänger von traditionellen und anderen Religionen (3,3 %). Das Land hat intern enorme politische, ethnische und wirtschaftliche Probleme und erleidet immer wieder Dürren.

Entbehrungsreiches Leben

Der Regionalstaat Benishangul-Gumuz befindet sich im Westen Äthiopiens an der Grenze zum Sudan. Die nilotische Gumuz-Bevölkerung führt dort nach wie vor ein entbehrungsreiches Leben als Jäger, Sammler und Subsistenzbauern. In der Mehrzahl folgen die Gumuz den traditionellen afrikanischen Religionen. Von den geschätzt etwas mehr als 200.000 Menschen im Regionalstaat Benishangul-Gumuz leben mehr als 90 % verstreut in entlegenen Dörfern, weniger als 10 % haben sich in der Stadt angesiedelt. Das Gebiet besteht zu zwei Dritteln aus bewaldeten Flächen. Lediglich 16 % sind landwirtschaftlich nutzbar.

Sklavenhandel durch Araber und Äthiopier

Die Gumuz lebten lange geographisch und sozial isoliert von der äthiopischen Bevölkerung. Die Gründe hierfür sind der Sklavenhandel durch die Araber und die Äthiopier (Amharen) aus dem Hochland. Um Schutz zu finden zogen sich die Gumuz zurück auf Gebiete am Rand der Flüsse Dinder, Beles und dem Blauen Nil. Sie haben ihre herkömmliche Lebensweise bewahrt. Ihre Behausungen aus Holzgeflecht sind oft in einem schlechten Zustand und bieten in der Regenzeit kaum Schutz. Malaria ist weit verbreitet. Bis heute sind ihre Dörfer abgeschnitten von der staatlichen Infrastruktur und sind nur zu Fuß erreichbar.

Weder Strom- noch Wasserversorgung

Es gibt weder Strom- noch Wasserversorgung. Ebenso fehlen Schulen und Gesundheitseinrichtungen. 95% der Gumuz sind Analphabeten. Die wenigen, die lesen und schreiben können, sind fast ausschließlich Männer. Die Lebenserwartung liegt bei nur 47 Jahren; die Kindersterblichkeit ist erschreckend hoch (von 1.000 Gumuz-Kindern sterben 209).

Die Partner vor Ort

Die Comboni-Patres sind eine internationale Kongregation. Die Patres verfügen über eine große Erfahrung, gerade auch im Bereich der Bildungsarbeit. Die Comboni-Patres sind langjährige Partner von missio München und die Erfahrungen in der Zusammenarbeit in verschiedenen afrikanischen Ländern war stets verlässlich und von hoher Qualität.

Herausforderungen und Bedarf

Die Comboni-Patres eröffneten im Jahr 2011 eine neue Pfarrei in Gublak. Neben der Seelsorge engagieren sich die Combonis für die Bildung, insbesondere möchten sie den Gumuz-Kindern aus den entlegenen Dörfern den Besuch der öffentlichen Sekundarschule in Gublak ermöglichen. Obwohl es an einer geeigneten Unterkunft fehlt, haben die Patres bereits 30 Jungen zwischen zehn und neunzehn Jahren bei sich aufgenommen. Sie übernachten von Montag bis Freitag in einem baufälligen Lehmhaus auf dem Gelände der Pfarrei. Sie schlafen auf Matten am Boden und sind gefährdet durch Skorpione und giftige Schlangen. Eine bessere Unterbringung ist dringend notwendig.

Hilfe durch die Patres

Die Patres kümmern sich um eine gute Versorgung und Erziehung der Jungen. Sie bieten ihnen nachmittags zusätzliche Englisch- und IT-Stunden, individuelle Nachhilfe und Stützkurse an und organisieren regelmäßige Vorträge für alle Kinder mit Diskussionen über verschiedene Themen. Bei den Schülern aus der Ethnie der Gumuz, die von dieser Maßnahme profitieren, handelt es sich um die erste Generation, die überhaupt zur Schule gehen kann. Die Eltern sind nicht in der Lage, ihre Kinder dabei zu unterstützen.

Projektmaßnahme und erwartete Wirkung

Erforderlich ist der Neubau eines einfachen, zweckmäßigen und sicheren Schülerwohnheims. Der Bauplan zeigt einen rechteckigen ebenerdigen Wohnblock mit einer Länge von 18,40 m und einer Breite von 7,80 m (Gesamtfläche: 143,52 m²). Er beherbergt drei nebeneinander liegende Mehrbettzimmer mit je knapp 36 m² Wohnfläche. Die Mehrbettzimmer sind von einer zwei Meter breiten, überdachten Veranda aus direkt zugänglich.

Die Zimmertür sowie Fenster auf sich gegenüberliegenden Seiten ermöglichen eine gute Durchlüftung der Schlafsäle. Jedes Mehrbettzimmer bietet 10 Jungen eine Schlafmöglichkeit. Den Jungen wird damit ermöglicht, die öffentliche Sekundarschule zu besuchen ohne dabei auf dem Boden schlafen zu müssen sondern sich in einem angemessenen und sicheren Umfeld ausruhen zu können.

Chance auf einen qualifizierten Beruf

Die Schlafmöglichkeit erlaubt den Jungen physisch wie auch mental ausgeruht den größten Nutzen aus dem Unterricht zu ziehen. Darüber hinaus erhalten die Kinder die notwendige Unterstützung, um erfolgreich die Sekundarschule abschließen zu können. Dank dieser Bildung können sie sich besser in die äthiopische Gesellschaft integrieren und haben die Chance, einen qualifizierten Beruf zu ergreifen.

 

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