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(GZ-6-2018)
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► Tag der Archive 2018:

 

Demokratie und Bürgerrechte 

Überwältigend war die Resonanz auf den vom VdA (Verband deutscher Archivarinnen und Archivare) zum neunten Male initiierten bundesweiten Tag der Archive. Weit über 400 Archive aller Fachsparten öffneten bundesweit ihre Türen und boten ein vielfältiges Programm zu dem gewählten Motto „Demokratie und Bürgerrechte“. Eine rege Beteiligung verzeichneten auch die Bayerischen Staatlichen Archive und zahlreiche weitere Archive im Freistaat.

Den interessierten Bürgerinnen und Bürgern stellten die Staatsarchive Amberg, Bamberg, Coburg, Landshut, München und Würzburg ihre Arbeit vor. Das Staatsarchiv Amberg gewährte durch Vorträge und Führungen Einblick in ausgewählte Arbeitsbereiche. Die Staatsarchive Bamberg und Coburg boten Feierabendführungen an und zeigten historische Dokumente zu Bürgerrechten und Partizipation. Gemeinsam mit dem Stadtarchiv Landshut präsentierte das Staatsarchiv Landshut eine kleine Ausstellung zum Thema „Frauen und Wahlrecht“. Das Staatsarchiv München führte zu verschiedenen Themen durch seine Magazine. Dazu las der Schauspieler Winfried Frey ausgewählte historische Dokumente zum Thema „Die Revolution 1918/19 in München“. Eine kleine Ausstellung zur Gaibacher Konstitutionssäule präsentierte schließlich das Staatsarchiv Würzburg, das zudem seine Magazine öffnete.

„Erinnern und Entdecken“

Allein in München beteiligten sich 25 Archive unterschiedlicher Träger am Tag der Archive, der in der Landeshauptstadt unter dem Motto „Erinnern und Entdecken“ stand. Mit dabei war auch der Historische Verein bayerischer Genossenschaften, der in einer Ausstellung die 125-jährige Geschichte des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) präsentierte. Unter dem Titel „Genossenschaftsverband Bayern. Genossenschaften machen Geschichte“ zeigten Exponate von der Gründung bis in die Gegenwart, wie vielfältig die bayerische Genossenschaftsorganisation seit jeher ist.

Mehr als 150 interessierte Besucher nutzten die Gelegenheit, im Bayerischen Wirtschaftsarchiv in den Räumen der IHK München Originaldokumente zur Gründungsgeschichte des GVB zu bestaunen. Hierzu zählte neben dem ersten Protokollbuch und dem ersten Mitgliedsregister des Bayerischen Landesverbands landwirtschaftlicher Darlehenskassenvereine auch die Einladung zu der Gründungsversammlung am 28. November 1893. Darüber hinaus bot die Ausstellung einen bebilderten Überblick über das vielfältige, noch heute bestehende bayerische Genossenschaftswesen und dessen Entwicklung in den vergangenen 125 Jahren.

Bezug zum „Raiffeisen-Jahr“

Die Ausstellung nahm ferner Bezug auf das aktuell gefeierte „Raiffeisen-Jahr“ anlässlich des 200. Geburtstags Friedrich-Wilhelm Raiffeisens und zeigte historische Filmdokumente zum Leben und Wirken des deutschen Genossenschaftspioniers.

Ebenso gewährt wurde ein Einblick in die sonst nicht der Öffentlichkeit zugänglichen Räume von Archiv und Bibliothek des Bayerischen Landtags. Außerdem konnten Interessenten in Ausstellungsvitrinen einige Beispiele aus dem reichen Archivbestand des Landtags im Original betrachten und sich über die Arbeit des Landtags und deren Dokumentation und Archivierung informieren. Führungen durch den Plenarsaal und die historischen Räume des Maximilianeums rundeten den Besuch ab.

In der Monacensia im Hildebrandhaus, dem literarischen Gedächtnis der Stadt München, fanden Führungen durch die Dauerausstellung „Literarisches München zur Zeit von Thomas Mann“ statt. Zudem konnte man einen Blick hinter die Kulissen des Arbeitsalltags des Literaturarchivs werfen und Einblicke in Preziosen und Kuriosa aus den Beständen gewinnen. Die Sammlung des städtischen Literaturarchivs umfasst rund 300 literarische Nachlässe von renommierten Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die in enger Verbindung zu München stehen. Dazu gehören u.a. Frank Wedekind, Oskar Maria Graf, Annette Kolb und Franziska zu Reventlow.

Das Valentin-Karlstadt-Musäum im Isartor bot unter dem Motto „Ein Firmling, zwei Gedichte und 20-tausend Witze“ Führungen durch sein Archiv. Die Sammlung des Valentin-Karlstadt-Musäum besteht u. a. aus zahlreichen Dokumenten, Fotos, Plakaten, Presseausschnitten, Bühnenalben, Gästebüchern und vielem mehr zu Karl Valentin und Liesl Karlstadt.

Das Stadtarchiv München wartete wiederum mit der Ausstellung „Der Feind in der Stadt. Vom Umgang mit Seuchen in Augsburg, München und Nürnberg“ auf. Die Ausstellung beleuchtete, wie die genannten Städte vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert in kultureller, organisatorischer und städtebaulicher Weise auf die latente und die konkrete Gefahr von Seuchen und Epidemien reagierten.

Pflege des kollektiven Gedächtnisses 

Laut Bayerns Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle war das Motto ,Demokratie und Bürgerrechte‘ gut gewählt, pflegten die Archive doch zuverlässig und sorgsam „das kollektive Gedächtnis unserer Geschichte und unserer Demokratie“ und bereiteten es nutzergerecht auf. Demokratie und Bürgerrechte seien keine Selbstverständlichkeit, sondern müssten immer wieder neu bewusst gemacht und gerade in Krisensituationen auch verteidigt werden. Für Spaenle steht fest: „Die Archive sind in diesem Prozess ein Fels in der Brandung: Sie dokumentieren das Geschehene. Sie sind eine verlässliche Informationsquelle. Sie machen politisches und gesellschaftliches Handeln transparent und nachvollziehbar. Damit wirken die Archive am Erhalt von Demokratie und Bürgerrechten mit.“

DK

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