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(GZ-11-2021)
Gastbeiträge

► Be­trof­fe­nen­be­richt einer Ju­gend­li­chen:

 

Ein­sam­keit und Iso­la­ti­on

Was die Corona Pan­de­mie mit uns macht

 

Von Karla Heggen, Schü­le­rin des Rai­ner-Ma­ria-Ril­ke-Gym­na­si­ums in Icking

Auf­grund des Co­vid-19 Virus leben wir schon seit über einem Jahr ein­ge­schränkt und zwangs­läu­fig iso­liert, wobei die Ein­sam­keit Ju­gend­li­che am här­tes­ten trifft. Dazu kommt, dass die Maß­nah­men, die die Teen­ager be­tref­fen, die strengs­ten in unserer Ge­sell­schaft sind.

Die 15-jährige Karla Heggen besucht das Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium in Icking. In der Woche vor Pfingsten absolvierte sie in der Redaktion der Bayerischen GemeindeZeitung ihr Schülerpraktikum. In ihrem ersten Zeitungsartikel beschreibt sie als Betroffene die Situation junger Menschen in Bayern durch Corona-Einschränkungen.
Die 15-jäh­ri­ge Karla Heggen besucht das Rai­ner-Ma­ria-Ril­ke-Gym­na­si­um in Icking. In der Woche vor Pfings­ten ab­sol­vier­te sie in der Re­dak­ti­on der Baye­ri­schen Ge­mein­de­Zei­tung ihr Schü­ler­prak­ti­kum. In ihrem ersten Zei­tungs­ar­ti­kel be­schreibt sie als Be­trof­fe­ne die Si­tua­ti­on junger Men­schen in Bayern durch Co­ro­na-Ein­schrän­kun­gen.

Während Klein­kin­der mit ihren Eltern den Spiel­platz be­su­chen können, bleibt der Skate­park ge­schlos­sen. Am be­lieb­ten Ort zum „Ab­hän­gen“, wo nor­ma­ler­wei­se herz­li­ches Lachen, Eu­pho­rie und Freude den Platz füllen, herrscht jetzt Stille. Viele An­ge­bo­te, die Her­an­wach­sen­den früher Kon­takt- und Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten boten, können jetzt nicht mehr genutzt werden. Und das gerade in den Jahren, in denen sich die jungen Er­wach­se­nen am meisten ent­wi­ckeln und (nor­ma­ler­wei­se) ein ge­sun­des So­zi­al­ver­hal­ten ge­för­dert wird.

Treffen zu fünft – aus maximal zwei Haus­hal­ten

Jedoch ist es Ju­gend­li­chen nur erlaubt, sich mit vier anderen Per­so­nen gleich­zei­tig zu treffen, vor­aus­ge­setzt sie stammen alle aus dem glei­chen Haus­halt. Und da das doch relativ selten vor­kommt heißt es nun wieder man trifft sich nur zu zweit. Hinzu kommt, dass das Co­ro­na-Vi­rus für Kinder und Ju­gend­li­che, sofern sie nicht vor­er­krankt sind, am we­nigs­ten ge­fähr­lich ist. Dennoch sind sie es, die die Ein­schrän­kun­gen am meisten be­ein­träch­ti­gen.

Ver­schlech­ter­te Le­bens­qua­li­tät, ge­stei­ger­te Sorgen und Ängste

Die Pan­de­mie gilt auch als Aus­lö­ser einer Triage in Psych­ia­tri­en. Der Bedarf an Ju­gend­psy­cho­lo­gen ist so hoch wie noch nie. Laut der CO­PSY-Stu­die der UKE 2020 in der online über 1.000 Kinder und Ju­gend­li­che im Alter von 11 bis 17 Jahren und deren Eltern – un­ge­fähr 1.600 Er­wach­se­ne – zur psy­chi­schen Ge­sund­heit der Kinder befragt wurden, stellte sich heraus, dass jedes dritte Kind seit der Pan­de­mie mit psy­chi­schen Auf­fäl­lig­kei­ten zu kämpfen hat. Zudem geben vier von fünf der Be­frag­ten eine ver­schlech­ter­te Le­bens­qua­li­tät und ge­stei­ger­te Sorgen und Ängste an. Auch de­pres­si­ve Sym­pto­me und psy­cho­so­ma­ti­sche Be­schwer­den nahmen deut­lich zu.

Eben­falls ver­än­der­te sich die phy­si­sche Ge­sund­heit von Her­an­wach­sen­den stark. Es wird weniger Sport gemacht, un­ge­sün­der ge­ges­sen und öfter zu di­gi­ta­len Medien ge­grif­fen. Dazu muss aber gesagt werden, da nun, wo der Groß­teil des Un­ter­richts digital ab­ge­hal­ten wird, sich die Bild­schirm­zeit des Kindes na­tür­lich ver­län­gert.

Frus­tra­tio­nen im On­line-Un­ter­richt

Zu großer Frus­tra­ti­on führen oft auch Hin­der­nis­se im On­line-Un­ter­richt, zum Teil tech­ni­sche Pro­ble­me aber auch Ver­ständ­nis­schwie­rig­kei­ten des zu­ge­führ­ten Wissens. Vielen dieser Pro­ble­me ver­sucht die Kom­mu­nal­po­li­tik bereits auf den Grund zu gehen, doch auch sie hat in diesen Tagen nur be­grenz­te Mög­lich­kei­ten und Frei­hei­ten.

Wünsche an die Politik

Mein Wunsch ist, dass die Kom­mu­nal­po­li­tik die An­lie­gen der jungen Bürger*innen hin­sicht­lich grö­ße­rer Frei­hei­ten im Rahmen vor­ge­ge­be­ner Regeln und Hy­gie­ne­maß­nah­men besser un­ter­stützt. Au­ßer­dem sollen mehr Mög­lich­kei­ten der Kon­takt­pfle­ge ein­ge­räumt werden, Öff­nun­gen/Lo­cke­run­gen ein­ge­schlos­sen.

Na­tür­lich muss dabei die Ge­sund­heit im Fokus stehen. Soziale Bin­dun­gen sollen wieder auf­le­ben, aber mit dem Grund­satz die Si­cher­heit unserer Bürger zu ge­währ­leis­ten. Auch ich als be­trof­fe­ne Ju­gend­li­che fühle mich durch die Corona Pan­de­mie ein­ge­grenzt, aber wir müssen zur Zeit alle einen Schritt zu­rück­tre­ten, um unser aller Si­cher­heit willen. Und doch würde ich mich gerne wieder mit Freun­den treffen und an ge­sell­schaft­li­chen An­ge­bo­ten teil­neh­men.

Mir ist es lieber, ich ak­zep­tie­re klare Hy­gie­ne- und Ab­stands­re­geln und damit ver­bun­de­ne Ein­schrän­kun­gen, als dass ich gar keine Chance habe, meine Freunde zu treffen. Der Mensch ist ein „Her­den­tier“; wir Ju­gend­li­chen brau­chen den Kontakt zu anderen Gleich­alt­ri­gen, um uns aus­zu­tau­schen und wei­ter­zu­bil­den. Also halten wir uns alle an be­ste­hen­de Regeln und warten ge­dul­dig ab, damit Ver­an­stal­tun­gen in Zukunft endlich wieder statt­fin­den können.

KH

 

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