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(GZ-9-2024 - 3. Mai)
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► Jahresbilanz der Bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken:

 

Auf solidem Erfolgskurs

 

Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 zurück. Wie Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, in München mitteilte, sei das Betriebsergebnis von 1,8 Mrd. Euro auf 2,1 Mrd. Euro gestiegen. Die positive Entwicklung sei auf das nach wie vor stabile Kundengeschäft und eine weitere Verbesserung in der Kosteneffizienz zurückzuführen.

Die Ausleihungen der Genossenschaftsbanken nahmen um 2,7 Prozent auf 140,5 Mrd. Euro zu. Das hohe Kreditwachstum aus den zurückliegenden Ausnahmejahren sei jedoch nicht erreicht worden. Die Kredite an Firmenkunden stiegen um 3,4 Prozent auf 75,3 Mrd. Euro, Kredite an Privatkunden wuchsen um 1,7 Prozent auf 61,3 Mrd. Euro. „Die Banken spüren die Zurückhaltung bei Privathaushalten und Wirtschaft. In einem insgesamt langsamer wachsenden Markt haben die bayerischen VR-Banken ihren Marktanteil weiter leicht ausgebaut“, betonte Scheller.

Immobilienkredite

Abgekühlt hat sich dagegen das Geschäft mit Immobilienkrediten, einem wesentlichen Geschäftsfeld der Volks- und Raiffeisenbanken. Das private Wohnbaukreditgeschäft stieg mit 1,6 Prozent leicht auf ein Volumen von 56 Mrd. Euro an. Das Neugeschäft erreichte aber bei Weitem nicht mehr die Rekordzuwächse der zurückliegenden Jahre. Scheller zufolge ist der Bedarf an Wohnraum ungebrochen. Es gebe viele Wohnungssuchende, zugleich lasse die Bauaktivität spürbar nach. Damit verschärfe sich die Lage, vor allem in Ballungszentren. „Diese Entwicklung betrachte ich nicht nur unter dem geschäftlichen Aspekt mit Sorge. Die Wohnungen, die heute nicht finanziert und gebaut werden, fehlen morgen auf dem Wohnungsmarkt. Davor sollte die Politik nicht die Augen verschließen und für Impulse beim Wohnungsbau sorgen“, forderte der GVB-Chef.

Positiv wirkt sich die Zinswende auf das Ergebnis der Volks- und Raiffeisenbanken aus. Der Zinsüberschuss stieg um 14 Prozent auf rund 3,6 Mrd. Euro. „Nach der Negativzinsphase sind die Banken wieder in der betriebswirtschaftlichen Normalität angekommen. Geld hat wieder einen Preis“, kommentierte Scheller. Die Provisionserträge blieben konstant bei knapp 1,4 Mrd. Euro.

Kundengelder

Bei den bilanziellen Kundengeldern verzeichneten die Banken ein Plus von 0,4 Prozent auf 158,5 Mrd. Euro. Dabei ist eine deutliche Umschichtung zu beobachten von Sichteinlagen in Einlagen bei festverzinslichen Sparprodukten. Die Termineinlagen legten aufgrund attraktiverer Verzinsung deutlich zu und haben sich mehr als verdreifacht (plus 216,5 Prozent). „Die Banken haben den Kunden gut verzinste Alternativen zum Tagesgeld angeboten“, stellte Scheller fest. Folglich sind auch die Zinskosten gestiegen, um mehr als 300 Prozent von 288 Mio. Euro auf fast 1,2 Mrd. Euro. Das außerbilanzielle Kundenanlagevolumen stieg wegen gewachsener Bestände im Wertpapier- und Fondsgeschäft. Die Kunden investierten aufgrund des steigenden Zinsniveaus 2023 deutlich mehr in Rentenpapiere und Rentenfonds als im Vorjahr. Die Nettozuflüsse bei Aktien und Aktienfonds, Immobilienfonds und Mischfonds waren im Jahr 2023 hingegen geringer als im Vorjahr.

Nach Abschreibungen auf die selbst gehaltenen Wertpapiere in Höhe von 1,7 Mrd. Euro im Vorjahr notierten die Banken 2023 Zuschreibungen von rund 330 Mio. Euro. Zum einen ist dies darauf zurückzuführen, dass Anleihen, deren Wert sich aufgrund der Zinsentwicklung im Vorjahr stark verringert hatte, wieder an Wert gewonnen haben, weil der Fälligkeitstermin näher gerückt ist. Zum anderen hat sich der Rückgang im Marktzins im vierten Quartal positiv auf die Bewertung ausgewirkt.

Solide Ausstattung mit Eigenkapital

Deutlich stärker als die Kosten stiegen die Erträge der bayerischen Genossenschaftsbanken. Die Aufwand-Ertrag-Relation (CIR) ist mit einem Wert von 59,8 (2022: 61,2) erstmals unter 60 gesunken. Gewachsen ist auch das harte Kernkapital der Banken: von 19,2 auf 19,9 Mrd. Euro. Die harte Kernkapitalquote liegt damit bei 16,3 Prozent. Scheller sieht darin einen weiteren Beleg für die Solidität der Kreditgenossenschaften: „Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken sind solide mit Eigenkapital ausgestattet. Damit haben sie die besten Voraussetzungen, um auch künftig Firmen- und Privatkunden verlässlich mit Krediten versorgen zu können und damit die Transformation der Wirtschaft sowie die notwendigen Investitionen in die Energiewende zu finanzieren.“

Durch Fusionen sank laut Scheller die Anzahl der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken von 197 auf 184 Banken. Diese Entwicklung stehe in direktem Zusammenhang mit zunehmenden regulatorischen Auflagen. „Die Erfüllung der Regulierungsanforderungen bindet immer mehr Fachkräfte in der Bank. Der Regulierungsdruck erhöht auch den Fusionsdruck“, erläuterte der Präsident. Er plädierte dafür, Fachkräfte weniger stark mit administrativen Aufgaben zu beschäftigen. „Der Bürokratieabbau muss in der Praxis umgesetzt werden. Wir sollten unsere Kräfte in der Wirtschaft mehr auf Transformation und Wachstum richten und uns von unnötigem Papierkram verabschieden“, ergänzte Scheller. Ein Beispiel dafür seien AGB-Änderungen: Nach einem Urteil des BGH müssen Kunden sämtlichen Änderungen der Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausdrücklich zustimmen. Dies sei praxisfern, belaste Banken sowie deren Kunden gleichermaßen und leiste keinen Beitrag zum Verbraucherschutz.

Nach wie vor sind Volks- und Raiffeisenbanken attraktive Arbeitgeber: So blieb die Zahl der Beschäftigten mit 29.334 (Vorjahr 29.336 Beschäftigte) konstant – davon sind 1.799 Auszubildende, 81 mehr als im Jahr davor.

Verhaltener Optimismus

Trotz der von zahlreichen Unsicherheiten geprägten aktuellen Lage (die weitere Zinspolitik der EZB ist noch nicht absehbar, künftige konjunkturelle Risiken sind nicht auszuschließen) zeigt sich der Genossenschaftsverband Bayern verhalten optimistisch: „Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken sind gut kapitalisiert. So werden sie ihren soliden Erfolgskurs fortsetzen“, prognostizierte Präsident Scheller. Für die gesamte Wirtschaft wünscht er sich mehr Soziale Marktwirtschaft und mehr Eigenverantwortung. „Wir haben in Deutschland, in Bayern, in unserer Wirtschaft viel Potenzial. Das gilt es auszuschöpfen. Wir müssen mehr umsetzen und weniger lamentieren.“

DK

 

 

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