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(GZ-4-2024 - 15. Februar)
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Kreislaufwirtschaft 2024

 

Kreislaufwirtschaft ist weitaus mehr als das Sammeln, Transportieren, Recyceln oder Beseitigen von Abfällen. Zu diesem Ergebnis gelangt der aktuelle Statusbericht der Kreislaufwirtschaft von VKU und bvse sowie 13 weiteren Branchenverbänden und der IFAT. Bereits 2018 und 2020 wurde ein Report vorgelegt.

Im Jahr 2021 wurden insgesamt 410 Mio. Tonnen Abfälle aus dem Inland (2017: 409 Mio. Tonnen) in rund 14.300 Abfallbehandlungsanlagen entsorgt. Den größten Anteil (53 Prozent) an den aus dem Inland entsorgten Abfällen haben mit 220 Mio. Tonnen die Bau- und Abbruchabfälle. Bezogen auf die Gesamtmenge ergibt dies rund 5 Tonnen Abfall je Einwohner und Jahr in Deutschland.

Mehr Abfälle aus privaten Haushalten

Der Anteil der in privaten Haushalten erzeugten Abfälle lag 2021 bei rund 40 Mio. Tonnen (2017: 38 Mio. Tonnen). Das entspricht einem einwohnerspezifischen Aufkommen von rund 484 Kilogramm je Einwohner. Die Abfälle aus privaten Haushalten setzen sich aus den nachfolgenden Hauptfraktionen zusammen: 13,3 Mio. Tonnen Hausmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle (159 Kilogramm je Einwohner); 3,1 Mio. Tonnen Sperrmüll (37 Kilogramm je Einwohner); 11,2 Mio. Tonnen getrennt erfasste Bio- und Grünabfälle (134 Kilogramm je Einwohner) sowie 12,5 Mio. Tonnen getrennt erfasste Wertstoffe wie Papier, Pappe und Kartonagen, Glas, Leichtverpackungen, Metalle, Altholz, Textilien und sonstige Wertstoffe (150 Kilogramm je Einwohner).

Der Anstieg des Gesamtaufkommens an Abfällen aus Haushalten um 22 Kilogramm je Einwohner gegenüber dem Jahr 2017 ist im Wesentlichen auf das Sperrmüllaufkommen (zum Teil durch Corona und Extremwettereignisse hervorgerufen) und die Intensivierung der Getrennterfassung von Bio- und Grünabfällen zurückzuführen.

Wachstumsbranche

Wie der Statusbericht darlegt, ist die Kreislaufwirtschaft nach wie vor eine Wachstumsbranche. Stetig wachsende Anforderungen an die stoffliche und energetische Verwertung, steigende Standards für die Erzeugung von Sekundärrohstoffen und die damit einhergehenden technischen Innovationen führen zu einer positiven Entwicklung der wesentlichen wirtschaftlichen Indikatoren: 2021 erzielte die Kreislaufwirtschaft einen Umsatz von rund 105 Mrd. Euro (+ 47 Prozent zu 2010) und beschäftigte im gleichen Jahr rund 310.000 Erwerbstätige (+11 Prozent zu 2010). In der Kreislaufwirtschaft sind heute bundesweit fast genauso viele Personen beschäftigt wie in der Energiewirtschaft und fast viermal so viele Personen wie in der Wasser- und Abwasserwirtschaft. Mit einer Bruttowertschöpfung von rund 32,7 Mrd. Euro im Jahr 2021 (+ 41 Prozent zu 2010) ist die Branche ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Deutschland.

Die Analysen zeigen, welche wirtschaftliche Bedeutung auch die vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen der Technik und des Handels für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft haben. Von den rund 10.000 Unternehmen entfallen rund 5.800 Betriebe auf die klassischen Marktsegmente „Abfallsammlung, -transport und Straßenreinigung“ sowie „Abfallbehandlung und -verwertung“. Knapp 1.200 Unternehmen zählt das Marktsegment „Technik für die Abfallwirtschaft“. Weitere 3.000 Unternehmen sorgen im Bereich „Großhandel mit Altmaterialien“ für den Kreislauf der Sekundärrohstoffe aus der Abfallwirtschaft.

Nach der nationalen Treibhausgasinventur sind die Emissionen im Sektor Abfallwirtschaft seit 1990 von 38 Mio. Tonnen CO2 um 75 Prozent auf nur noch 4,3 Mio. Tonnen CO2 im Jahr 2022 gesunken. Wesentliche Ursache dafür war die Schließung von Deponien für die Ablagerung unvorbehandelter Siedlungsabfälle im Jahr 2005. Darüber hinaus tragen viele weitere abfallwirtschaftliche Maßnahmen zum Klimaschutz bei: Weitere 60 Mio. Tonnen CO2 werden jährlich allein durch das Recycling und den nachfolgenden Einsatz von Sekundärrohstoffen vermieden.

Beiträge zur Energiewende

In Bezug auf den Klimaschutz ist jeder Sekundärrohstoff grundsätzlich einem Primärrohstoff überlegen, da er mit weniger Energieaufwand hergestellt wird. Durch die Steigerung der Energieeffizienz, die Substitution von Primärenergieträgern sowie die Nutzung von Sonne und Wind auf abfallwirtschaftlich geprägten Flächen werden neben der Auskopplung von Strom-, Fern- und Prozesswärme in den energetischen Abfallbehandlungsanlagen von der Kreislaufwirtschaft nicht nur wichtige Beiträge zur Energiewende geleistet, sondern auch zur weiteren Verringerung von Treibhausgasemissionen. Viele Investitionen in die technische und organisatorische Optimierung der Kreislaufwirtschaft führen gleichzeitig auch zur Reduzierung bzw. Vermeidung von Treibhausgasemissionen.

Der Leistungsumfang der Kreislaufwirtschaft ist durch die hohen Standards für die Behandlung der Abfälle und die Kreislaufführung der Rohstoffe sehr umfangreich. In Anbetracht des hohen Aufwandes liegen die durchschnittlichen Kosten der privaten Haushalte für die Abfallentsorgung mit etwa 70 bis 120 Euro je Einwohner und Jahr wohl deutlich unter dem, was die Bürger vermuten würden: Nach Umfragen des Instituts für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management werden die kommunalen Abfallgebühren von den Bürgerinnen und Bürgern bis zu fünfmal so hoch eingeschätzt, wie sie in den jeweiligen Kommunen tatsächlich anfallen.

Circular Economy

Laut Report erlangt die Kreislaufwirtschaft auch in anderen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen eine immer größere Bedeutung. Die Diskussionen um die Circular Economy als neues Wirtschaftsmodell zur Reduzierung des Ressourcenverbrauches führt nicht nur zu dem Ergebnis, dass die Kreislaufwirtschaft künftig die zentrale Rolle bei der Zurverfügungstellung von Rohstoffen für den Wirtschaftskreislauf zukommen wird. Veränderte Produkte und Produktionsweisen werden in Verbindung mit einem veränderten Konsumverhalten auch maßgeblich zur CO2-Reduzierung und zur Verringerung des Rohstoffeinsatzes führen. Die Kreislaufwirtschaft wird somit in den kommenden Jahren
zwangsläufig zu einem zunehmend wichtigen Akteur des wirtschaftlichen Wandels werden.

Aus Sicht von VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp sind es die Entsorgungsunternehmen, die nicht nur zuverlässig für saubere Straßen und geleerte Abfallbehälter sorgen, sondern auch die Grundlage für effektives Recycling verwertbarer Abfallströme sicherstellen. Die Abfall- und Kreislaufwirtschaft sei für eine nachhaltige Ressourcenwirtschaft also der wichtige Treiber und forciere damit entscheidend auch den Klimaschutz. Zudem sensibilisierten Entsorgungsunternehmen mit ihren Leistungen in der Abfallberatung und Kampagnen zur Abfallvermeidung die Öffentlichkeit vor Ort flächendeckend. Damit sorge die Entsorgungswirtschaft letztlich auch auf europäischer Ebene für die Erfüllung des European Green Deal.

„Unser Ziel ist ganz klar: Wir wollen die Transformation von der Abfallwirtschaft zur Kreislaufwirtschaft. Voraussetzung dafür ist ein konsequentes Design for Recycling. Damit Produkte, die nicht mehr benötigt werden, tatsächlich auch recycelt werden können. Wir benötigen aber vor allem höhere Recycling-Kapazitäten. Ohne einfachere und schnellere Genehmigungsverfahren für Recycling- und Entsorgungsanlagen wird das nicht gehen. Auch in diesem Bereich muss Deutschland schneller werden, damit Ressourcenschonung, Umwelt- und Klimaschutz, aber auch die sichere Versorgung der Industrie mit Rohstoffen gewährleistet werden kann. Eine nachhaltige Zukunft ohne Kreislaufwirtschaft wird nicht funktionieren“, zeigen sich bvse-Präsident Henry Forster und bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock überzeugt.

Fokus auf ökologisches Produktdesign

Klimaschutz und Recycling müssten gleichermaßen gestärkt werden. Dies gehe aber nur mit einer wirksamen Kreislaufwirtschaftsstrategie, die einen verbindlichen Rechtsrahmen schafft, Abfall wirksam vermeidet und ökologisches Produktdesign an die erste Stelle stellt. Nach Auffassung von Forster und Rehbock „muss deutlich werden, dass es sich lohnt, darüber nachzudenken, Verpackungen und Produkte in den Markt zu bringen, die recycelt werden können. Und zwar nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch: In unserer Gegenwart, in unserer Wirtschaftswelt und nicht nur im Labormaßstab. Wenn mehr Rezyklate eingesetzt werden, reduzieren sich die CO2-Emissionen. Wer darauf aus Kostengründen verzichtet, darf nicht belohnt, sondern muss mit einem deutlichen Preisaufschlag sanktioniert werden.“

DK

 

 

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