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(GZ-1/2-2024 - 18. Januar)
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► München ver­braucht viermal mehr Res­sour­cen, als nach­hal­tig zur Ver­fü­gung stehen:

 

Studie zur Kreis­lauf­wirt­schaft in München

 

Die Be­woh­ne­rin­nen und Be­woh­ner von München ver­brau­chen im Durch­schnitt 32 Tonnen Roh­stof­fe pro Person und Jahr. Das sind elf Tonnen mehr als der deut­sche Durch­schnitt und das Vier­fa­che des ge­schätz­ten „nach­hal­ti­gen“ Niveaus von acht Tonnen pro Jahr.* Dies sind einige der wich­tigs­ten Er­geb­nis­se des Cir­cu­la­ri­ty Gap Report Munich, der ersten Studie zur Messung der Kreis­lauf­wirt­schaft in einer Stadt, die u.a. den Ma­te­ri­al­ver­brauch, den Ma­te­ri­al­kreis­lauf und den ver­brauchs­ba­sier­ten Treib­haus­gas-Fuß­ab­druck Mün­chens un­ter­sucht. Dabei ließe sich etwa der Ma­te­ri­al­ver­brauch durch Maß­nah­men der Kreis­lauf­wirt­schaft um 43 Prozent senken. Der Report wurde von CIR­CU­LAR RE­PU­BLIC, einer In­itia­ti­ve des In­no­va­tions- und Grün­dungs­zen­trums Un­ter­neh­mer­TUM, in­iti­iert.

Die Studie zeigt, dass München fast voll­stän­dig auf Importe an­ge­wie­sen ist, um ihren Bedarf nach Roh­stof­fen zu decken. Wie viele andere Groß­städ­te auch, bezieht die Stadt 48 Prozent ihrer Ma­te­ria­li­en aus Deutsch­land, 16 Prozent aus Europa und 36 Prozent von au­ßer­halb Europas. Die Um­welt­be­las­tun­gen, die aus Ge­win­nung, Ver­ar­bei­tung und dem Trans­port der lokal in München ver­brauch­ten Res­sour­cen re­sul­tie­ren, sind ent­spre­chend auch an­dern­orts auf der Welt spürbar.

Hohe Treib­haus­gas-Bi­lanz für reiche Städte cha­rak­te­ris­tisch

Münch­ne­rin­nen und Münch­ner sind durch­schnitt­lich für 23 Tonnen ver­brauchs­be­ding­te Treib­haus­gas-Emis­sio­nen pro Jahr ver­ant­wort­lich. Das sind fast zwei Drittel mehr als der deut­sche Durch­schnitt und fast das 2,5-fache des Fuß­ab­drucks eines durch­schnitt­li­chen EU-Bür­gers. Ein so hoher Treib­haus­gas-Fuß­ab­druck hängt mit dem über­mä­ßi­gen Ver­brauch von Roh­stof­fen zu­sam­men, der für wohl­ha­ben­de Städte wie München cha­rak­te­ris­tisch ist. Die Stadt ist bei­spiels­wei­se für ihre robuste Fer­ti­gungs­in­dus­trie und einen boo­men­den Dienst­leis­tungs­sek­tor bekannt. Beide Bran­chen tragen zu einem hohen Ma­te­ri­al­ver­brauch und folg­lich zu Treib­haus­gas-Emis­sio­nen bei. Eine Dienst­leis­tungs­wirt­schaft er­mög­licht zwar eine Ent­kopp­lung der Wert­schöp­fung von der Ver­wen­dung von Roh­stof­fen, treibt aber dennoch den Ma­te­ri­al­ver­brauch an, indem sie die not­wen­di­ge In­fra­struk­tur durch den Bau, die Nutzung und die Be­hei­zung von Ge­bäu­den aufbaut - Ak­ti­vi­tä­ten, die große Mengen an Ma­te­ri­al und Energie er­for­dern.

Nur 2,4 Prozent des ver­brauch­ten Ma­te­ri­als sind nach­hal­tig

Der Bericht schätzt, dass von allen Ma­te­ria­li­en, die von der lokalen Wirt­schaft jähr­lich ver­braucht werden, 2,4 Prozent re­cy­cel­te Ma­te­ria­li­en sind, was im Ver­gleich zum welt­wei­ten Durch­schnitt (7,2 Prozent) niedrig ist. Um diese und andere Schlüs­se­lin­di­ka­to­ren für die Kreis­lauf­wirt­schaft zu ver­bes­sern, wird München emp­foh­len, Maß­nah­men der Kreis­lauf­wirt­schaft in Be­rei­chen wie Bau­we­sen, Pro­duk­ti­on, Verkehr, Le­bens­mit­tel und in­di­vi­du­el­lem Le­bens­stil zu fördern. Eine ef­fek­ti­ve Kreis­lauf­wirt­schaft kann dazu bei­tra­gen, die hohe Le­bens­qua­li­tät Mün­chens zu er­hal­ten und gleich­zei­tig Kli­ma­wan­del, Ab­hol­zung und Verlust der bio­lo­gi­schen Viel­falt deut­lich zu re­du­zie­ren.

Wir­kungs­vol­le Maß­nah­men

In wach­sen­den Städten wie München trägt der Bau­sek­tor mit einem Anteil von 21 Prozent am jähr­li­chen Ma­te­ri­al­ver­brauch am stärks­ten zum Ge­samt­ver­brauch und zum Treib­haus­gas-Fuß­ab­druck bei. Daher sind Maß­nah­men, die diesen Sektor in den Fokus rücken, äußerst wir­kungs­voll. Eine Mög­lich­keit wäre, die Zer­sie­de­lung der Land­schaft zu be­gren­zen und statt­des­sen den Erhalt und die Wie­der­ver­wen­dung be­ste­hen­der Gebäude zu fördern. Spe­zi­ell die För­de­rung der Kreis­lauf­wirt­schaft in der Produk-
tion könnte eben­falls er­heb­li­che Vor­tei­le bringen.

Gleich­zei­tig hängt viel von den Münch­nern ab: Indem sie ihren in­di­vi­du­el­len Le­bens­stil an­pas­sen und weniger neue Ge­gen­stän­de er­wer­ben, diese dafür aber länger be­hal­ten, könnte der Ma­te­ri­al­ver­brauch in der Stadt um etwa 10 Prozent re­du­ziert werden. Gleich­zei­tig könnten lokale Her­stel­ler die Kreis­lauf­wirt­schaft vor­an­trei­ben, indem sie Pro­duk­te ent­wi­ckeln, die leicht re­pa­riert und re­cy­celt werden können. Die Um­set­zung aller im Bericht ge­nann­ten Emp­feh­lun­gen könnte den Ma­te­ri­al­ver­brauch in München um 43 Prozent senken und den Treib­haus­gas-Fuß­ab­druck um 22 Prozent re­du­zie­ren.

Dr. Susanne Kadner, Co-Foun­der und Head of Eco­sys­tem von CIR­CU­LAR RE­PU­BLIC sagt: “Die alar­mie­ren­den Er­geb­nis­se des Reports zeigen uns die Dring­lich­keit auf, die Themen Ma­te­ri­al­ver­brauch und Treib­haus­gas-Emis­sio­nen ge­mein­sam zu adres­sie­ren - auch auf Stadt­ebe­ne. Wir freuen uns darauf, nun mit den Er­kennt­nis­sen mit den re­le­van­ten Ak­teu­ren in den Aus­tausch zu gehen und darüber nach­zu­den­ken, wie die Kreis­lauf­wirt­schaft in München ge­stärkt werden kann.”

Der Cir­cu­la­ri­ty Gap Report Munich wurde von CIR­CU­LAR RE­PU­BLIC in­iti­iert, mit Circle Economy er­ar­bei­tet und im Rahmen des CIR­CU­LAR RE­PU­BLIC FES­TI­VALS in München ver­öf­fent­licht. Der Report ver­wen­det einen kon­sum­ba­sier­ten Ansatz zur Be­rech­nung von Emis­sio­nen, un­ab­hän­gig von deren Ent­ste­hungs­ort. In Deutsch­land wird üb­li­cher­wei­se die ge­biets­be­zo­ge­ne Me­tho­dik des BIS­KO-Stan­dards ver­wen­det, um Treib­haus­gas­bi­lan­zen auf kom­mu­na­ler Ebene zu er­stel­len. Daher sollte die Treib­haus­gas­bi­lanz der Stadt München nach dem BIS­KO-Stan­dard nicht direkt mit den Er­geb­nis­sen dieser Studie ver­gli­chen werden.

* Ein Schwel­len­wert, der vom Um­welt­pro­gramm der Ver­ein­ten Na­tio­nen und dem In­ter­na­tio­nal Re­sour­ce Panel fest­ge­legt wurde, um einen si­che­ren Le­bens­raum auf der Erde zu er­hal­ten. Der voll­stän­di­ge Cir­cu­la­ri­ty Gap Report Munich ist hier zu finden: https://​www.​circularity-gap.​world/munich

Die Cir­cu­lar Economy ist Basis für ein pro­spe­rie­ren­des, resi­li­en­tes und nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­ten. Als Teil von Un­ter­neh­mer­TUM, Europas größtem Zentrum für In­no­va­ti­on und Grün­dung, be­fä­higt CIR­CU­LAR RE­PU­BLIC Un­ter­neh­men und Start-ups dazu, In­no­va­tio­nen der Kreis­lauf­wirt­schaft zu ver­wirk­li­chen und neue Ge­schäfts­mo­del­le zu ent­wi­ckeln. Als Platt­form ver­netzt die In­itia­ti­ve re­le­van­te Ak­teu­rin­nen und Akteure und will so sys­tem­ver­än­dern­de Impulse entlang der ge­sam­ten Wert­schöp­fungs­ket­te setzen.

 

 

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