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(GZ-24-2023 - 21. Dezember)
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► DSGV-Vermögensbarometer 2023:

 

Krisen lasten auf finanzieller Zufriedenheit

 

Jeder fünfte ist aktuell nicht mehr in der Lage, zu sparen – und diejenigen, die sparen, sorgen sich um die Inflation und die Entwertung ihres Geldes. Viele sind sich zudem unsicher, ob ihre finanzielle Planung für den Ruhestand ausreicht. Zu diesen Erkenntnissen kommt das diesjährige Vermögensbarometer, eine repräsentative Umfrage, die der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) zum Weltspartag veröffentlicht hat.

Die Stimmung der Menschen wird vielerorts bestimmt von den wirtschaftlichen Konsequenzen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sowie den Preissteigerungen bei Lebensmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs. Daher sind immer mehr von ihnen unzufrieden mit ihrer finanziellen Situation. Das ist in diesem Jahr noch stärker der Fall als 2022.

In diesem Jahr fühlen sich nur noch 34 Prozent der Deutschen finanziell „gut“ oder „sehr gut“ aufgestellt. 2022 waren das noch 38 Prozent, 2021 sogar 43 Prozent. Umgekehrt betrachtet heißt das: Mehr als ein Viertel der Befragten haben ihre eigene finanzielle Situation als „eher schlecht“ oder sogar „sehr schlecht“ bewertet. Zum Vergleich: 2022 waren das noch 22 Prozent.

Dass die hohen Preissteigerungen für Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs vor allem die Menschen mit geringeren Einkommen belasten, überrascht nicht: Bei einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1.000 Euro beurteilen derzeit 62 Prozent der Befragten ihre finanzielle Situation als sehr schlecht oder schlecht. Im Einkommensbereich zwischen 1.000 und 2.000 Euro sind es schon deutlich weniger, aber immerhin noch 40 Prozent. Dagegen beträgt dieser Wert bei den Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3.000 und 4.000 Euro noch 12 Prozent.

Zugleich zeigt die Umfrage aber erfreulicherweise, dass die Menschen ihre Situation nicht als aussichtslos betrachten: Nur noch 25 Prozent der Befragten erwarten, dass sich ihre Lage in den kommenden 2 Jahren weiter verschlechtert – 2022 waren das noch 6 Prozentpunkte mehr. Für die kommenden 6 Monate gehen 20 Prozent sogar von einer Besserung ihrer finanziellen Situation aus. Vor allem die jungen Menschen sind positiv gestimmt: 42 Prozent der 14- bis 29-Jährigen rechnen im kommenden halben Jahr mit einer Verbesserung, mittelfristig – also auf 2 Jahre betrachtet – sogar 63 Prozent.

Gedreht hat sich in den vergangenen Jahren die Konsumstimmung, wobei Konsumzurückhaltung kein Phänomen der unteren Einkommensgruppen darstellt. Hier erklären immerhin 73 Prozent (Haushaltsnettoeinkommen unter 1.000 Euro) und 70 Prozent (Haushaltsnetto bis unter 2.000 Euro): „Ich habe meinen Konsum eingeschränkt“. Auch Haushalte der mittleren Einkommensgruppen verringern ihren Konsum erkennbar. Bei einem Nettoeinkommen zwischen 2.000 und unter 3.000 Euro schränkten sich 65 Prozent der Befragten ein, in der Gruppe mit einem Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3.000 und unter 4.000 Euro sind es immer noch 58 Prozent.

Streichliste

Nach den Beschränkungen der Corona-Jahre hat 2022 mehr als ein Drittel (38 Prozent) am Urlaub gespart – über alle Einkommensgruppen hinweg. In diesem Jahr erklären 40 Prozent der Befragten, weniger zu reisen. Dafür fahren die Menschen wieder mehr Auto. Hatten 2022 noch 44 Prozent der Befragten angegeben, wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten weniger Auto zu fahren, waren dies 2023 nur noch 33 Prozent.

Häufiger auf der Streichliste stehen 2023 Restaurantbesuche. 49 Prozent der Befragten erklärten „Ich koche mehr zu Hause, statt essen zu gehen“. Zudem heizen 52 Prozent weniger. Außerdem können es sich immer weniger Bürgerinnen und Bürger leisten, Geld zur Seite zu legen. Gerade einmal 29 Prozent der Befragten sparen feste monatliche Beträge. Jeder Fünfte spart nicht, beziehungsweise kann nicht sparen. Das ist eine bedenkliche Entwicklung: Seit 2021 ist der Anteil der Nichtsparerinnen und Nichtsparer kontinuierlich von 15 auf nunmehr 20 Prozent gestiegen.

Altersvorsorge

Ähnlich sieht es mit der Altersvorsorge aus: Zwar haben mit 58 Prozent immerhin mehr als die Hälfte der Befragten angegeben, dass sie weiterhin finanziell für den Ruhestand vorsorgen. Aber im vergangenen Jahr waren das noch 61 Prozent. 38 Prozent der Befragten haben die Sorge, dass sie mit den bereits realisierten und geplanten Maßnahmen „auf keinen Fall“ oder „wahrscheinlich nicht“ die gewünschte finanzielle Absicherung im Alter erreichen. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als 2022. 25 Prozent sind sich nicht ganz sicher, ob ihre monatlichen Sparanstrengungen am Ende für die gewünschte finanzielle Absicherung reichen werden. Auf einem guten Weg sehen sich 37 Prozent der Befragten, drei Prozentpunkte weniger als 2022. Sie glauben, dass sie ihr Ziel auf jeden Fall/wahrscheinlich erreichen werden.

Tendenziell kleiner werden die Beträge, die die Menschen sparen. 22 Prozent sparen nur niedrige Summen (bis 25 Euro: 8 Prozent; 26 bis 50 Euro: 14 Prozent). 31 Prozent der Befragten können bis zu 250 Euro monatlich für die Altersvorsorge aufbringen (51 bis 100 Euro: 17 Prozent; 101 bis 250 Euro: 14 Prozent). Beträge über 250 Euro sparen 11 Prozent.

Unfreiwillige Zurückhaltung beim Immobilienkauf

Auch beim Wunsch nach den eigenen vier Wänden macht sich die unfreiwillige Zurückhaltung bemerkbar: Die Menschen wollen zwar nach wie vor eine Immobilie kaufen. Bei den 20- bis 50-Jährigen planen das 31 Prozent. Aber 57 Prozent fehlt das nötige Eigenkapital, und 20 Prozent bezeichneten die hohen Preise für Häuser und Wohnungen als Hinderungsgrund.

Auch bei der energetischen Sanierung von Bestandsimmobilien zeigen sich viele zurückhaltend. Zwar haben laut der Studie 41 Prozent der befragten Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer zwischen 20 und 50 Jahren bereits energetisch saniert. Aber viele Maßnahmen liegen länger zurück: Nur 15 Prozent haben im vergangenen Jahr eine energetische Sanierungsmaßnahme durchgeführt.

Zudem zeichnet sich ein Sanierungsstau ab: 82 Prozent der Eigentümerinnen und Eigentümer, die noch nicht saniert haben, planen dies auch nicht für die Zukunft. Die Gründe sind vielfältig: 48 Prozent der Befragten fehlt das notwendige Eigenkapital. 41 Prozent sind nicht von den Vorteilen energetischer Sanierungen überzeugt und weitere 21 Prozent vermissen eine staatliche Förderung.

Wird doch energetisch saniert, überwiegen bislang klassische Maßnahmen – mit 63 Prozent die Dach- und Fassadendämmung, dicht gefolgt vom Austausch der Fenster mit 61 Prozent und der Installation einer neuen Heizung mit 51 Prozent. Doch ein Blick auf die geplanten Maßnahmen zeigt: Neue Energieanlagen sind im Kommen. So planen 50 Prozent den Einbau einer Photovoltaik-Anlage (durchgeführt: 32 Prozent) und 21 Prozent den Einbau einer Wärmepumpe (durchgeführt: 12 Prozent).

Großes Vertrauen zu den Sparkassen

Wenn es ums Thema Geld geht, sind den Deutschen Verlässlichkeit und Sicherheit wichtig. Das zeigt sich in den Vertrauenswerten von Finanzunternehmen, die auch in diesem Jahr für das Vermögensbarometer ermittelt wurden. Mit 43 Prozent sprechen die Befragten den Sparkassen 2023 ein sehr hohes oder hohes Vertrauen aus. Das sind drei Prozentpunkte mehr als 2022. Damit liegen die Sparkassen erneut auf dem ersten Platz. An zweiter Stelle stehen mit 38 Prozent die Volks- und Raiffeisenbanken. Auf Rang drei ist die ING mit 29 Prozent, gefolgt von der Commerzbank mit 25 Prozent. Auf Postbank und Deutsche Bank entfallen je 22 Prozent.

Aus Sicht des DSGV-Ehrenpräsidenten Helmut Schleweis ist es wichtig, die Menschen jetzt zu begleiten. Für Sparkassen bedeute dies, dass sie den Menschen zeigen müssen, wie sie ihre Zukunft optimal absichern können. Der Fokus auf Tagesgeldkonten sei zu eng, eine sinnvolle Strategie zur Geldanlage umfasse einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen. „Wie dieser Mix für den oder die einzelne aussehen kann, ist höchst individuell. Um das zu ermitteln, gibt es die Sparkassen“, betonte der ehemalige DSGV-Chef.

DK

 

 

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