(GZ-20-2023 - 26. Oktober) |
► Allianz präsentiert neues Positionspapier: |
Für eine wasserbewusste Stadtentwicklung |
Wie können wir die Wohn- und Lebensräume auch künftig lebenswert und komfortabel, sicher und zukunftsorientiert gestalten und dabei die Daseinsvorsorge für die Menschen gewährleisten? Was kann der Umgang mit Wasser hierzu beitragen? Für eine wasserbewusste Stadtentwicklung bedarf es gemeinsamer Anstrengungen von Wasserwirtschaft, Stadtentwicklung, Freiraumentwicklung, Straßenplanung und vielen mehr. In der Allianz „Gemeinsam für eine wasserbewusste Stadtentwicklung“ haben sich aktuell 16 Organisationen und wissenschaftliche Einrichtungen, darunter DWA, IGB, DBU, BuGG und bdla, zusammengeschlossen, um dieses Ziel gemeinsam anzugehen. Nun hat der Zusammenschluss verschiedener Fachdisziplinen eine gemeinsame Position mit einer Reihe von Forderungen veröffentlicht.
„Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Bund, Ländern und Kommunen müssen dringend Weichen stellen und den Rahmen für den klimaresilienten Umbau unserer Städte und damit verbunden für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser schaffen“, erläutert Dr. Friedrich Hetzel, Vertreter der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. in der Allianz. Hierzu gehöre auch die Verankerung der wasserbewussten Stadt in Gesetzen und Verordnungen.
Das Positionspapier „Wasserbewusste Stadtentwicklung jetzt für die Zukunft“ benennt die von der Allianz angestrebten Änderungen. Das Wasser- und das Städtebaurecht müssten stärker auf eine dezentrale Niederschlagsbewirtschaftung und auf einen klimagerechten Stadtumbau ausgerichtet werden, was wiederum bedeute, die blau-grüne Infrastruktur im Baugesetzbuch zu verankern und dieses um Freiraumorientierungswerte zu ergänzen. Zudem seien Sanierungs- und Städtebauförderungsgebiete „Klima“ einzuführen und Überschwemmungsbereiche von Überbauung freizuhalten. Im Bodenschutzgesetz müsse die Speicherung von Wasser im Boden berücksichtigt werden.
Wasserbewusste Stadtentwicklung
Von der Bundesregierung fordert die Allianz die Integration von Schwammstadt-Prinzipien in Planungsprozessen und schlägt vor, hierfür eine „Initiative Weißbuch Stadtgrün 2.0“ aufzulegen und das Thema wasserbewusste Stadtentwicklung mit aufzunehmen. Konkret sollten Oberflächengewässer und Grundwasser in urbanen Räumen von Beginn an in eine wasserbewusste Stadtentwicklung einbezogen werden. Das ober- und unterirdische Wassereinzugsgebiet und dessen Wasserhaushalt sei bei jeglichen Planungen zu berücksichtigen. Zudem müssten Konzepte zur Planung des unterirdischen Raums inklusive thermischen Managements im Untergrund (dazu zählen die unterirdische Infrastruktur, Leitungen, Geothermie, sowie die Ressource Boden und Grundwasser) entwickelt werden. Auch gelte es, Maßnahmen der Wasserrahmenrichtlinie in Planungen zu integrieren und Beiträge zur Verdunstungskühlung einzusetzen.
Sicherung der Wasserverfügbarkeit
Bei der Umsetzung vor Ort seien die Kommunen in der Pflicht, die naturnahe und technische Konzeption sowie die Gestaltung ihrer Umgebung zu verbessern. Hierzu zähle die Realisierung eines naturnahen ober- und unterirdischen Wasserhaushalts zur Sicherung der Wasserverfügbarkeit auch für die Ökosysteme in der Stadt. Hierbei müssten die Konzepte so entwickelt werden, dass sie Stadtbäume schützen und in ihrer Vitalität fördern, da standortgerechte Bäume eigenständige und überaus bedeutende Funktionen im Klimafolgenmanagement besitzen.
Neben der Verbesserung der lokalen Wasserverfügbarkeit sollten Regenwassersammler von der Abwasserableitung (öffentliche, betriebliche und private Flächen) abgekoppelt und das Regenwasser dezentral gemanagt werden. Zudem sei aufbereitetes Klarwasser zu nutzen. Auch müsse die thermische Beeinflussung des Grundwassers durch die Nutzung von Kühlung, Wärme und infolge unterirdischer Baukörper verringert werden.
Mehr Anreize für den Stadtumbau
Ein weiteres Ziel der Allianz besteht darin, mehr Anreize für den Stadtumbau in Richtung Blau-Grün durch finanzielle Unterstützung zu schaffen. Bestehende Förderprogramme seien zu verstetigen, außerdem solle die Möglichkeit geschaffen werden, wasserbewusste Strukturen auch über den Gebührenhaushalt der Kommunen zu decken.
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Um alle Handelnden zur Umsetzung wasserbewusster Maßnahmen zu befähigen, schlägt die Allianz die Verbesserung interdisziplinärer Kooperationsstrukturen vor und setzt sich für Fortbildung und die Bereitstellung notwendiger, auch personeller Ressourcen ein. Vor allem Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit müssten intensiviert werden. Um die Bevölkerung bei der Strukturplanung zu beteiligen, werden Reallabore in den Blick genommen, da innovative Ideen hier erprobt werden und die Akzeptanz von Maßnahmen auf diese Weise gesteigert werden kann.
DK
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