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(GZ-18-2023 - 28. September)
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► Webseite KlimaChancen der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung:

 

Aktive Menschen und Kommunen gestalten den Klimaschutz

 

Der Klimawandel ist heute schon spürbar, auch in Bayern. Seien es steigende Durchschnittstemperaturen, verstärkt auftretende Extremwetterereignisse wie Hitze und Dürre oder der sinkende Grundwasserspiegel. Umso wichtiger, dass es bereits viele aktive Menschen und Kommunen gibt, die zeigen – es geht. Einige davon werden auf der Webseite „KlimaChancen“ der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung vorgestellt.

Von der Photovoltaik-Anlage im Markt Wiggensbach profitieren indirekt alle 5.000 Einwohner, da die Einnahmen in die Gemeindekasse fließen. Bild: Philip Herzhoff
Von der Photovoltaik-Anlage im Markt Wiggensbach profitieren indirekt alle 5.000 Einwohner, da die Einnahmen in die Gemeindekasse fließen. Bild: Philip Herzhoff

Klar ist, wir müssen schnell handeln, den Ausstoß von Treibhausgasen senken und uns an die Folgen des Klimawandels anpassen. Das ist herausfordernd, bietet aber auch Chancen – gerade für den ländlichen Raum. Investitionen in erneuerbare Energien können zu einer regionalen Wertschöpfung beitragen. Begrünte Dörfer und weniger Autoverkehr verbessern die Lebensqualität der Bewohner. Abwechslungsreiche Landschaften stärken die Artenvielfalt.

Von der Herausforderung zur Chance

Den Fokus mehr auf diese Chancen zu legen, ist Ziel der Webseite „KlimaChancen“ der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung. Seit März 2022 stehen dort die Macherinnen und Macher im Vordergrund, also genau die Menschen (und Kommunen), die bereits heute aktiv Klimaschutz und die Energiewende in Bayern umsetzen. Die Beiträge auf „KlimaChancen“ sollen so auch andere zum Mit- und Nachmachen inspirieren. Neben der Motivation der Akteure und den Erfolgsfaktoren von Projekten werden ebenso Hürden bei der Umsetzung ehrlich benannt. Es wird eine große Bandbreite an Themen behandelt – von der gemeinschaftlichen Versorgung mit Strom und Wärme über bedarfsgerechte Mobilitätsangebote und nachhaltiges Bauen bis hin zu Konzepten und Maßnahmen der Klimaanpassung.

Drei der vielen guten Projekte stellen wir im Folgenden kurz vor.

Wärmenetz in der Gemeinde Moosach

In der 1.500-Einwohner-Gemeinde Moosach im oberbayerischen Landkreis Ebersberg versorgt ein Nahwärmenetz mittlerweile knapp 80 Haushalte mit Wärme aus Solarthermie und Hackschnitzeln. Dank dieser Kombination kann das Wärmenetz ganzjährig zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien geheizt werden, selbst zu Spitzenlastzeiten. Nur im Winter werden Hackschnitzel aus maximal 40 km Umkreis verwendet, in den Sommermonaten deckt die Solarthermie den kompletten Bedarf, insbesondere für Warmwasser, ab. Das Heizwerk gehört der Firma Naturstrom, das Netz selbst ist in Gemeindehand und an Naturstrom als Betreiber verpachtet. Die Investition zahlt die Gemeinde über die Pachteinnahmen ab.

Knapp acht Jahre dauerten Planung und Bau insgesamt. Initiiert wurde das Projekt durch den Bürgerarbeitskreis für erneuerbare Energien, dessen Mitglieder dank ehrenamtlicher Arbeit, Informationsveranstaltungen und vielen Gesprächen mit möglichen Anschlussnehmern maßgeblich zur erfolgreichen Umsetzung beitrugen. Mindestens 70 Anschlussnehmer mussten gefunden werden, um das Wärmenetz wirtschaftlich zu betreiben. Das wurde anhand eines Quartierskonzepts, gefördert durch das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern, ersichtlich.

Die Unterstützung durch die Gemeinde war, neben der frühen Einbindung der Bürgerschaft, ein wichtiger Erfolgsfaktor. So konnte von Beginn an Vertrauen in das Projekt geschaffen werden.

Bürgerbus der Kommunalen Allianz NorA

Querverbindungen zwischen den knapp 100 Ortsteilen der fünf Gemeinden der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) NorA im nördlichen Landkreis Ansbach konnten bisher ausschließlich mit dem PKW zurückgelegt werden. ÖPNV-Verbindungen bestanden nur sternförmig zur Kreisstadt Ansbach. Seit Ende 2019 fährt nun ein Bürgerbus, der diese Lücken schließt und Mobilität für Personen ermöglicht, die nicht (mehr) selbst Autofahren können oder wollen. Das Fahrzeug wurde über den NorA-Bürgerwindpark und Sponsoren finanziert, die Fahrerinnen und Fahrer sind ehrenamtlich tätig.

Fahrgäste können für die ansonsten kostenlose Fahrt etwas spenden, wovon wiederum Aufmerksamkeiten wie Essensgutscheine für die Fahrer besorgt werden. Die bunt gemischte Gruppe von mittlerweile 18 Ehrenamtlichen – einige sind noch berufstätig, andere bereits in Rente – wurde inzwischen eine richtige Gemeinschaft und unternimmt auch mal gemeinsame Ausflüge.

Genutzt wird das Angebot vor allem von älteren Fahrgästen, die so nicht mehr auf die Fahrdienste von Freunden oder Familie angewiesen sind, um zum Arzt oder Supermarkt zu gelangen. Bei einer Bürgerbefragung in den ILE-Kommunen hat sich entsprechend gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger den Bus wollen: dort wurde er als Leuchtturmprojekt der ILE herausgehoben.

Kommunaler Solarpark im Markt Wiggensbach

Nachdem im Jahr 2019 der gesamte Landkreis Oberallgäu als landwirtschaftlich benachteiligtes Gebiet ausgewiesen wurde, beschloss der Gemeinderat, eine Photovoltaik-Freiflächenanlage im Gemeindegebiet zu bauen. Seit Ende 2022 versorgt diese nun das Oberallgäu mit Sonnenstrom. Die Anlage, geplant und betrieben unter kommunaler Federführung, liegt rund 1,5 Kilometer vom Ortskern des Marktes Wiggensbach entfernt. Gemeinsam mit der Solarenergie Allgäu gründete die Kommune eine Betriebsgesellschaft, die zu 40 Prozent in Hand des Markts Wiggensbach ist, da 40 Prozent der PV-Anlage auf Gemeindegrund liegen. Die restlichen 60 Prozent der Gesellschaft gehören der Solarenergie Allgäu, die wiederum ein Zusammenschluss aus dem Zweckverband Abfallwirtschaft Kempten und den Allgäuer Überlandwerken ist. Damit ist die Anlage direkt oder indirekt komplett in kommunalen Händen.

In Wiggensbach entschied man sich bewusst gegen eine direkte Bürgerbeteiligung, etwa in Form einer Energiegenossenschaft. Der Grund: alle Menschen in Wiggensbach, unabhängig von ihren finanziellen Spielräumen, sollten beteiligt werden. Da die Einnahmen aus der Stromerzeugung an die Gemeinde gehen, profitieren mittelbar auch alle 5.000 Einwohner. So soll langfristig die Akzeptanz für erneuerbare Energien gesichert werden.

Neue Denkanstöße und Inspiration

So vielfältig die Herausforderungen und Regionen in Bayern sind, so unterschiedlich sind die Projekte und Menschen, die dahinterstehen. Was sie vereint, ist die Motivation, ihre Heimat, die Energiewende und den Klimaschutz mitzugestalten. Um dies zu erleichtern, finden sich auf den „KlimaChancen“ neben bereits umgesetzten Projekten und aktuellen Neuigkeiten weiterführende Informationen, Ansprechpartner, Fördermöglichkeiten und Umsetzungshilfen. Auf einer interaktiven Karte sind auf einen Blick Initiativen aus der eigenen Region zu finden. Und wer selbst aktiv ist, kann sein Projekt gerne auf der Webseite präsentieren. Wir hoffen, dass die „KlimaChancen“ neue Denkanstöße und Inspiration liefern können, wie der ländliche Raum in Bayern klimafreundlich und lebenswert entwickelt werden kann. https://klimachancen.bayern.

 

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