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(GZ-17-2023 - 14. September)
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► Münchner Mobilitätskongress:

 

Erste Effekte für die Verkehrswende

 

Unter dem Motto „Mobilität erleben und gestalten“ richtete das Münchner Mobilitätsreferat zum zweiten Mal den städtischen Mobilitätskongress aus. Anlässlich der IAA Mobility diskutierten Vertreter der Landeshauptstadt mit Bürgern, Interessensgruppen und Fachleuten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über Erfolge, Herausforderungen und neue Ideen rund um die städtische „Mobilitätsstrategie 2035“. Thematischer Schwerpunkt war der Öffentliche Verkehr als Teil des Umweltverbunds gemeinsam mit dem Rad- und Fußverkehr, die geteilte und vernetzte Mobilität, sowie Verbesserungen der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, bei der Verkehrssicherheit und beim Wirtschaftsverkehr.

Zum Auftakt präsentierte Bürgermeisterin Katrin Habenschaden neue Verkehrsdaten des Mobilitätsreferats. Die Zahlen zeigen einen ersten Trend weg vom Autoverkehr und hin zu umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln, etwa dem Fahrrad. Verglichen wurde das erste Halbjahr 2019 mit dem ersten Halbjahr 2023, um verfälschende Corona-Effekte weitgehend zu umgehen. In dieser Zeit hat die Einwohnerzahl Münchens um etwa zwei Prozent und die Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge um circa fünf Prozent zugenommen. Der durchschnittliche tägliche Kfz-Verkehr nahm im Hauptverkehrsstraßennetz im Durchschnitt um etwa fünf Prozent ab. Im Gegenzug wuchs der Radverkehr im Stadtgebiet im selben Zeitraum um circa 30 Prozent. Im öffentlichen Verkehr erreichten die Fahrgastzahlen wieder annähernd das Niveau der Zeit vor Corona.

Für Jubel keinen Anlass

Katrin Habenschaden freute sich über die aktuell erkennbaren Trends, mahnte aber dennoch zur Vorsicht: „Die von der Stadt München eingeleitete Verkehrswende trägt erste Früchte. Der Radverkehr boomt, gleichzeitig ist die Zahl der Autofahrten trotz wachsender Bevölkerung rückläufig. Auch die Fahrgastzahlen bei U-Bahn, Bus und Tram haben fast Vor-Corona-Niveau erreicht. Für Jubel gibt es aber keinen Anlass, denn von unseren Zielen beim Mobilitätsmix sind wir noch weit entfernt. Dennoch ist die Entwicklung ermutigend, denn sie zeigt, dass klimaschonende und platzsparende Verkehrsmittel in München Konjunktur haben und die Menschen bereit sind umzusteigen. Unsere Aufgabe ist es nun, aus einem ersten Trend eine langfristige Entwicklung zu machen. Dies schaffen wir insbesondere durch ein besseres Angebot beim ÖPNV, sichere Rad- und Fußwege, eine massive Ausweitung von Carsharing – und gut gemachte Bürgerbeteiligung. Die Verkehrswende in München hat das Potenzial, zu einem Erfolg zu werden, wenn wir den eingeschlagenen Weg weiter konsequent verfolgen.“

Mobilitätsreferent Georg Dunkel kündigte an, die Verkehrswende auf ein neues Niveau zu heben. Es gelte, die flächeneffizienteren Verkehrsmittel wie ÖPNV, Rad, Fuß und Sharing zu priorisieren. Der öffentliche Raum müsse gerechter aufgeteilt werden, für das Stadtklima und die Gesundheit sei dies unerlässlich. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass die Stadt München stark wachse und die Herausforderungen der Klimakrise zunähmen. Benötigt werde hier ein ganzheitlicher Ansatz in der Stadtplanung – Stichwort Schwammstadt. Auch die Vision Zero (null Verkehrstote), sei ein dringlicher Auftrag, der realisierbar sei, wie die Städte Helsinki und Oslo zeigten. Die Digitalisierung sei dabei technologisch wichtig, beileibe aber kein Allheilmittel, stellte Dunkel fest.

„Die Mobilitätswende ist vor dem Hintergrund der Klimakrise schlicht ohne Alternative“, unterstrich Dunkel und mahnte die beteiligten Akteure zu einem Grundkonsens zur Transformation. Aus seiner Sicht ist die bayerische Landeshauptstadt mit ihrer Mobilitätsstrategie 2035 auf dem richtigen Weg. 2025 werden detailliertere Zahlen aus der aktuell laufenden stadtweiten Haushaltsbefragung erwartet. Man erhofft sich nicht nur eine Fortsetzung dieses Trends, sondern auch Erkenntnisse über die genauen Hintergründe der Zahlen, beispielsweise über den Effekt von Homeoffice.

Im Rahmen des 2. Münchner Mobilitätskongresses standen Vorträge zum Thema „Der ÖPNV als Rückgrat der Mobilitätswende – Ambition und Wirklichkeit“ und eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion mit Stefanie Haaks (Vorsitzende des Vorstands der Kölner Verkehrs-Betriebe AG), Alexandra Reinagl (Vorsitzende der Geschäftsführung der Wiener Linien), Andreas Barth (Stellvertretender Vorsitzender Pro Bahn Bezirksverband Oberbayern), Ingo Wortmann (Vorsitzender der Geschäftsführung der MVG und Präsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen) und Jörn Meier-Berberich (Partner dmo – digital mobilities consultants) im Alten Rathaus auf dem Programm. Außerdem präsentierten am Verkehrszentrum des Deutschen Museums Vertreter der neun bürgerschaftlichen Projekte ihre Aktionen, die derzeit in den Stadtvierteln besichtigt werden können. Bei einem Radl-Sicherheitscheck des Mobilitätsreferats konnte man sein Fahrrad prüfen lassen, bei einem Mobilitäts-Quiz sein Wissen zeigen und sich an einigen Infoständen zu Mobilitätsthemen beraten lassen.

DK

 

 

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