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(GZ-15/16-2023 - 3. August)
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► Positive Erfahrungen bei der Viehhausen-Bergmattinger Gruppe:

 

Teilflächenspezifische Bewirtschaftung gut für Trinkwasserschutz

 

Vor allem in Wasserschutzgebieten dient die teilflächenspezifische Bewirtschaftung von Ackerflächen dazu, das Trinkwasser zu schützen und die Wasserkreisläufe zu optimieren. Zum 1. Januar 2021 hat der Zweckverband zur Wasserversorgung der Viehhausen-Bergmattinger Gruppe die Bewirtschaftung seiner Wasserschutzgebiete Alling und Sinzing wieder selbst übernommen. Ende Juni präsentierte er bei einem Ortstermin zusammen mit den beratenden Einrichtungen – Ingenieurbüro Dr. Georg Eiblmeier, Firma Farmtastic Consulting GmbH - die nun vorliegenden Fakten.

V.l.: Zweckverbandsvorsitzender und Landwirt Andreas Röhrl, Landwirt Jan Schadwell, Zweckverbandsgeschäftsführer Rudolf Eisenhut, Landwirt Johannes Gassner, Matthias Stettmer von Farmtastic Consulting, Berater Dr. Georg Eiblmeier. Bild: Markus Bauer
V.l.: Zweckverbandsvorsitzender und Landwirt Andreas Röhrl, Landwirt Jan Schadwell, Zweckverbandsgeschäftsführer Rudolf Eisenhut, Landwirt Johannes Gassner, Matthias Stettmer von Farmtastic Consulting, Berater Dr. Georg Eiblmeier. Bild: Markus Bauer

„Trinkwasserschutz ist in aller Munde, vor allem wegen der Nutzung des Tiefenwassers – ist aber nicht immer, wegen der Nitratbelastung, eine saubere Sache. Wir brauchen also weitere Maßnahmen, um dem Ziel eines sauberen Trinkwassers näher zu kommen“, stellte Andreas Röhrl, Zweckverbandsvorsitzender und Landwirt, einleitend fest. Er beschrieb auch die Bodensituation in seiner Region. „Die Böden im Jurakarst sind sehr durchlässig, Grundwasser bildet sich in relativ kurzer Zeit neu, d.h. positive wie auch negative Faktoren an der Oberfläche können sehr schnell im Grundwasser gemessen werden. Der Vorteil im Bereich Alling/Sinzing ist der sehr große Waldanteil, der die Hauptflächen des Wasserschutzgebietes ausmacht. Wald ist geprägt durch Jahrzehnte langes Wachstum der Bäume und wenig Bewegung im Oberboden, was dem Grundwasserschutz grundsätzlich sehr dienlich ist.“

Bestmögliche Unterstützung der Landwirte

Bei den landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen arbeitet der Zweckverband sehr gut mit den Bauern zusammen, die durch eine angepasste Bewirtschaftung ihren Beitrag zum Trinkwasserschutz leisten. Dabei werden die Landwirte vom Zweckverband bestmöglich unterstützt. Gängige Maßnahmen sind beispielsweise eine reduzierte Düngung oder eine ganzjährige Begrünung der Ackerflächen. Nachdem die Regierung der Oberpfalz im Juli 2021 ein Pilotprojekt (quadratmetergenaues Düngen je nach Bedarf der Pflanzen, Schonung des Grundwassers, Kostenersparnisse) vorstellte, wollte man in Sinzing/Alling ebenfalls in dieser Richtung aktiv werden. So ergab sich die teilflächenspezifische Bewirtschaftung von Ackerflächen, wodurch die Heterogenität der Ackerflächen im Wasserschutzgebiet detaillierter betrachtet werden kann. Damit wird man – gerade im Jurakarst mit kleinräumig stark wechselnden Bodeneigenschaften – den acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen in den einzelnen Teilbereichen der Felder besser gerecht.

Umfassende Untersuchung

Ziel ist, die natürliche Ertragsfähigkeit der Böden besonders in den Niedrigertragsregionen positiv zu beeinflussen und Nährstoffverluste (Stickstoff) zu reduzieren, um langfristig eine gute Trinkwasserqualität zu gewährleisten. Konkret wurden im Wasserschutzgebiet Alling und Sinzing 33 Ackerflächen von 15 Landwirten mit einer Gesamtfläche von rund 185 Hektar in Zonen eines hohen, mittleren und niedrigen Ertragspotenzials eingeteilt. Als Datengrundlage dienten Satellitendaten, Ertrags- und Bodenkarten. Anschließend wurden anhand dieser Zonen teilflächenspezifisch Bodenproben gezogen und untersucht. Dabei wurde Wert auf eine umfassende Untersuchung gelegt, bei der Daten für alle wichtigen pflanzenbaulichen Nährstoffe (Phosphor, Kalium, Calcium, Magnesium, Schwefel, Natrium, Bor, Eisen, Zink, Mangan, Kupfer, usw.) sowie auch den Humusgehalt gewonnen wurden. „Wichtig war dabei, vorausschauend zu agieren und die Landwirte mitzunehmen“, blickte Eiblmeier zurück.

Nährstoffdynamik abbilden

Bei der praktischen Umsetzung unterstützte die Firma Farmtastic Consulting: Feststellung der guten und schlechten Stellen auf den Feldern mittels Satellitendaten, Ertragsdaten durch Mähdrescherkartierung, Nutzung der Daten aus den Bodenproben, Düngeplanung usw. „Ziel war es hier, die gesamte Nährstoffdynamik abzubilden, nicht nur den Stickstoff, und die Bestände zu beobachten“, erläuterte Matthias Stettmer von Farmtastic Consulting. Aus diesen Daten wurden schließlich entsprechende Applikationskarten erstellt.

Vier Felder hat Landwirt Jan Schadwell im Projekt. Je nach besserem oder schlechterem Standort dosiert der hinten am Traktor angebrachte Düngerstreuer automatisch anhand der digitalen Daten die benötigten Mengen. Einige Landwirte haben selbst die nötigen Geräte, andere nutzen sie gemeinsam mit Kollegen.

„Insgesamt ist es mit dem Konzept möglich, dem Interessenskonflikt zwischen erfolgreichem Ackerbau und den Erfordernissen des Trinkwasserschutzes besser gerecht zu werden. So kann in den Gebieten durch die Bündelung von fachlicher Kompetenz durch externe Partner, die Nutzung moderner/digitaler Methoden und Landtechnik sowie den innovativen Gedanken der ansässigen Landwirte erfolgreich Wasserschutz betrieben werden“, fasst Rudolf Eisenhut, der Geschäftsführer des Zweckverbandes, zufrieden zusammen.

Markus Bauer

 

 

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