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(GZ-1/2-2023)
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► bvse-Mineraliktag in Hannover:

 

Qualitätsorientierte EBV-Umsetzung im Visier

Der Status quo zur Ersatzbaustoffverordnung (EBV) und deren Umsetzung am 1. August 2023, Vorbereitungen und Erwartungen auf Bund-, Länder- und Recyclerebene, aber insbesondere qualitätsorientierte und nachhaltige Lösungsansätze, die den Einsatz mineralischer Recyclingbaustoffe weiter fördern, standen im Zentrum der Tagung des bvse-Fachverband Mineralik – Recycling und Verwertung in Hannover.

„Es war in der Vergangenheit nicht immer einfach, mit RC-Baustoffen eine Akzeptanz zu finden oder gehört zu werden. Ich freue mich, dass sich dies mittlerweile umgekehrt hat. Jetzt wird nachgefragt, wie Recycling funktioniert“, erklärte der Vorsitzende des bvse- Fachverbandes Mineralik – Recycling und Verwertung, Michael von Malottky. Über eine steigende Nachfrage nach Sekundärmaterial berichtete bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock: „Inzwischen decken wir über alle Stoffströme hinweg ca. 14 Prozent des Rohstoffbedarfs in Deutschland ab. Das ist nicht schlecht, wenn man bedenkt, was allein in der Natursteinbranche an Rohstoffen gebraucht wird. Aber da geht noch viel mehr!“, betonte Rehbock.

Nach seinen Ausführungen hat die Kreislaufwirtschaft insgesamt eine neue Dominanz bekommen. Sie spiele eine enorme Rolle für die Rohstoffsicherung und die Schonung natürlicher Ressourcen, für die Entsorgungssicherheit und auch für die Erreichung der EU-Vorgabe, die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken. „Der europäische Green Deal ist ein starkes Signal aus Brüssel. Hierdurch wurde einiges in Schwung gesetzt. Wir sind froh über jeden Schub, der sich da in unsere Richtung bewegt. Denn auch der Verbraucher will Recycling!“, unterstrich der Hauptgeschäftsführer.

Mittlerweile gehe es auch nicht mehr um Preisdiskussionen, sondern darum, überhaupt an Rohstoffe zu gelangen – und damit an Sekundärrohstoffe: „Ohne Energie- und Gaskrise wäre unsere Branche bereits jetzt in einer Boomzone. Über sämtliche Stoffströme hinweg können wir uns nicht über mangelnde Arbeit beschweren und auch Absatzmärkte sind da“, zeigte sich Rehbock überzeugt.

Optimistisch und kämpferisch zeigten sich die Recyclingexperten der Verbandsspitze daher auch mit Blick auf die Vorbereitungen zur Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung. Seit sich die Bundesregierung im Juni 2021 dazu durchgerungen hat, die Mantelverordnung auf den Weg zu bringen, habe sich die Branche sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und sei jetzt bereit, hob von Malottky hervor.

Mehr Chancen als Risiken

Die Frustration, so von Malottky, sei im Hinblick auf die Ausgestaltung der Verordnung in der Vergangenheit des Öfteren groß gewesen: „Fehlinformationen oder Missinterpretationen haben leider oft dazu geführt, dass die Ergebnisse aus dem Gesetzgebungsprozess nicht immer so waren, wie wir uns dies als Recyclingexperten gewünscht hätten. Dies hat uns jedoch in dem Beschluss bestärkt, dass wir selbst entscheidend mit dafür sorgen und auch bei Behörden, Auftraggebern, Planern und Architekten intensiv dafür werben müssen, dass es eine vernünftige Umsetzung gibt, auch wenn bis zum Stichtag des Inkrafttretens der Ersatzbaustoffverordnung zum 1. August 2023 nicht mehr viel Zeit bleibt. Wir sind davon überzeugt, dass die Ersatzbaustoffverordnung mehr Chancen als Risiken für unsere Branche bereithält“, erklärte der Fachverbandsvorsitzende.

Gütesicherung im Visier

Die Verbandsvertreter zeigten sich überzeugt, dass das Thema Gütesicherung für das Vertrauen der Auftraggeber in Sekundärbaustoffe, aber auch in der Kommunikation mit den Bundes- und Landesumweltministerien, Behörden und Kommunen zur Umsetzung eines ordnungsgemäßen Vollzugs der Ersatzbaustoffverordnung eine sehr bedeutende Rolle spielt. „Es war uns wichtig, mit dem Qualitätssiegel der QUBA Qualitätssicherung Sekundärbaustoffe GmbH bereits früh ein Zeichen zu setzen und in die Gütesicherung zu gehen. Die gestiegene Akzeptanz zeigt, dass wir damit absolut richtig lagen“, berichtete Hauptgeschäftsführer Rehbock.

Bis heute zertifizierte die QUBA GmbH, die im Jahr 2020 von bvse, dem Deutschen Baugewerbe (ZDB) und dem Deutschen Abbruchverband (DA) ins Leben gerufen wurde, schon über 6 Millionen Tonnen Sekundärbaustoffe in 332 Betrieben aus fünf Bundesländern, gab QUBA-Geschäftsführer Thomas Fischer bekannt. Langfristiges Ziel ist die flächendeckende Zertifizierung in allen Bundesländern.

Die Frage, ob und wie die Umsetzung der EBV neue Impulse für das Recycling setzt, beschäftigte nachfolgend den Referenten für Abfallwirtschaft im Landesumweltministerium Brandenburg, Johannes Walter, und den bvse-Geschäftsführer für den Bereich Mineralik, Stefan Schmidmeyer.

Über eine vom bvse beim ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH in Auftrag gegebene CO2-Studie Mineralik, die den Nachweis zum enormen CO2-Einsparpotenzial von Recyclingbaustoffen erbringt und die demnächst veröffentlicht werden soll, informierte Joachim Reinhardt, ehe sich Tilmann Kramolisch (natureplus e.V.) mit nachhaltigem Bauen befasste.

Einen Überblick über den Stand der Technik und Forschung zu R-Beton, über Chancen und Risiken sowie Probleme bei der praktischen Umsetzung für Hersteller und Recycler gab Prof. Dr.-Ing. Andrea Kustermann von der Hochschule München. Projekterfahrungen mit R-Beton im Raum Hamburg teilte Simon Gühlstorf, Technischer Projektleiter bei OTTO DÖRNER, während sich Thomas Overbeeke (Büscher Unternehmensgruppe) mit dem Thema „Zurück für die Zukunft – Betonfertigteile mit 100 % RC“ auseinandersetzte.

Einen Ausblick über Verfügbarkeit und Produktionskapazitäten für rezyklierte Gesteinskörnungen gab schließlich der Betriebsleiter der HDB Recycling GmbH, Martin Krausewitz, ehe Christoph Kulle vom Referat Betontechnologie des Deutschen Instituts für Bautechnik darüber Auskunft gab, welche Möglichkeiten für Hersteller im Rahmen von bauaufsichtlichen Zulassungen und Bauartgenehmigungen bestehen, R-Beton-Produkte anzubieten.

DK

 

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