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(GZ-15/16-2022)
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Thüga setzt auf Wasserstoff -
Über Praxisanwendung bei regionalen Energieversorgungspartnern

Béatrice Angleys und Lisa Bauer, Thüga AG

Wasserstoff (H2) gilt nach mehreren Jahrzehnten Dornröschenschlaf seit dem ersten Hype in den 80-er und 90-er Jahren des letzten Jahrhunderts als das neue Manna der sauberen Energieversorgung. Der Einsatz von grünem, also ökologisch korrekt erzeugtem Wasserstoff soll die entscheidende Rolle bei der Umstellung des Energiesystems weg von fossilen Energiequellen sowohl bei der Stromerzeugung als auch insbesondere bei der Wärmebedarfsdeckung spielen. Bis 2045 sollen immerhin 85 Prozent des deutschen Primärenergiebedarfs durch klimaneutrale Energien und sparsameren Umgang mit den verfügbaren Energien ersetzt werden.

Béatrice Angleys und Lisa Bauer vom Kompetenzcenter Innovation der Thüga Aktiengesellschaft zeigten in ihrem Vortrag die Richtung, die die Thüga AG als größter kommunaler Verbund von Energie- und Wasserversorgern in Deutschland eingeschlagen hat, um diese saubere Energiezukunft zu erreichen. Als Partner zahlreicher Stadtwerke setzt Thüga auf Austausch zwischen den Thüga-Unternehmen zu den jeweiligen H2-Aktivitäten vor Ort und Nutzung von Synergien unter dem Motto: Gemeinsam Zukunft gestalten. Ziel ist, gemeinsam mit den kommunalen Partnern richtungsweisende Lösungen in Sachen Wasserstoff-Energiewirtschaft zu entwickeln und so aktiv die Zukunft der kommunalen Energie- und Wasserwirtschaft zu gestalten. Dabei sollen die Kernaufgaben eines Energieversorgungsunternehmens nicht aus den Augen verloren werden: Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit.

Da die postulierten Klimaziele eine klare Richtung vorgeben, muss die Energiewende in einer Kombination aus Innovation und Intelligenz erfolgen, denn insbesondere in einem Industrieland wie Deutschland werden auch langfristig gasförmige und flüssige Energieträger ein integraler Teil des Energiesystems bleiben. Deshalb führt an der Umstellung weg von Erdgas hin zu Wasserstoff als Energieträger kein Weg vorbei.

Wie Béatrice Angleys und Lisa Bauer verdeutlichten, gibt es vielfältige Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff in der Energiewende:

  • Dekarbonisierung der Industrie und des Verkehrs
  • Als Erdgasersatz unter Nutzung der bestehenden Netzinfrastruktur in der Wärmeversorgung
  • Als wichtige saubere Ergänzung zu Strom
  • Als speicherbarer Ausgleich bei schwankender Stromerzeugung von Wind- und Solarkraftwerken
  • Als importierbarer und transportierbarer grüner Energieträger

Allerdings muss die Bereitstellung von grünem H2 deutlich beschleunigt werden. Verschiedene Initiativen der großen deutschen Energieplayer, wie RWE, E.ON oder OGE (Open Grid Europe) bringen eine entsprechende Dynamik in die grüne H2-Beschaffung, sei es innerhalb Deutschlands oder über in flüssigem Ammoniak gebundenen Wasserstoff per Schifftransport aus Australien.

Nicht zu vergessen ist aber auch die dezentrale lokale H2-Erzeugung in Deutschland mittels regionaler, regenerativer Stromerzeugungsanlagen, die teilweise hohe Stromüberschüsse generieren, aber mangels Bedarf oder zu schwacher Netzinfrastruktur abgeregelt werden müssen. Die grüne Wasserstofferzeugung wäre da eine sinnvolle Alternative. In der dezentralen H2-Erzeugung, verbunden mit der entsprechenden Verteilung an die relevanten Kunden, sieht das Thüga-Innovationsmanagement einen wesentlichen Ansatzpunkt für das Wasserstoff-Engagement zusammen mit ihren kommunalen Versorgungspartnern.

Thüga ist Partner von H2vorOrt. Im Rahmen dieses Projekts haben mehr als 45 Gasversorgungsunternehmen in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) einen Transformationspfad (Gasnetzgebietstransformationsplan/GTP) für Verteilnetzbetreiber (VNB) entwickelt, um die regionale und sichere Versorgung mit klimaneutralen Gasen wie Wasserstoff konkret auszugestalten. Der GTP bildet dabei das zentrale und standardisierte Planungsinstrument für die Dekarbonisierung der Gasverteilnetze.

An zwei Leuchtturmprojekten illustrierten Béatrice Angleys und Lisa Bauer, wie eine künftige real funktionierende Wasserstoffwirtschaft und -nutzung aussehen könnte.

Zusammen mit den Stadtwerken Heide beteiligt sich die Thüga seit August 2020 (bis Juli 2025) unter einem ganzheitlichen Ansatz am Gruppenprojekt WESTKÜSTE100 in Schleswig-Holstein als Reallabor der Energiewende. Das Ziel von WESTKÜSTE100 ist der Aufbau sowie die erfolgreiche Umsetzung einer regionalen Wasserstoffwirtschaft im industriellen Maßstab. Dabei soll mittels erneuerbarem Strom und auf Basis eines 30 Megawatt (MW) Elektrolyseurs grüner Wasserstoff erzeugt und durch die Verzahnung verschiedener Sektoren für industrielle Zwecke genutzt werden Der Standort im hohen Norden bietet mit seinem hohen (nicht verwertbaren) Windüberschuss ideale Voraussetzungen für die grüne H2-Produktion.

In Projektabschnitt „Grüner Heizen“ demonstrieren die Stadtwerke Heide (SWH) und Thüga wie die Wärmeversorgung relativ rasch und mit geringen Investitionen partiell dekarbonisiert werden kann. Dazu wird Wasserstoff mit einem Anteil von bis zu 20 Vol. Prozent in ein Teilnetzgebiet der Stadtwerke Heide mit rund 200 Haushalten eingespeist. So wollen Thüga und SWH nachweisen, dass die Komponenten eines modernen Bestandsgasnetzes inklusive der Installationen bei den Kunden in der Praxis alle Anforderungen für die Einspeisung von Wasserstoff erfüllen. Darüber hinaus schafft das Projekt Erfahrungswerte zur Versorgungscharakteristik des neuen Energieträgers im Wärmemarkt.

Parallel dazu betreibt die Thüga zusammen mit dem Regionalversorger Energie Südbayern und dem Netzbetreiber Energienetze Bayern das technische Innovationsprojekt H2Direkt, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des H2-Leitprojektes TransHyDe gefördert wird.

Hier soll zur klimaneutralen Wärmeversorgung von Haushalten 100 Prozent Wasserstoff im bestehenden Gasversorgungsnetz eingesetzt werden. Probanden sind zehn Haushalte und ein Gewerbekunde. Mit dem innovativen Leuchtturmprojekt H2Direkt wird erstmals in Deutschland die Versorgung von Endkunden mit 100 Prozent Wasserstoff im Alltag demonstriert. So unterstreichen die Projektpartner die Zukunftsfähigkeit der Verteilnetze mit Blick auf den zukünftigen Einsatz von Wasserstoff.

Die Energiewende in Sachen Wasserstoffnutzung in Deutschland steht zwar noch ziemlich am Anfang, aber die Dynamik in diesem Bereich ist unübersehbar. Mehrere Initiativen engagieren sich für eine Wasserstoffrepublik Deutschland, sei es beim Abbau technologischer Hürden, sei es in der Entwicklung wasserstofftauglicher Endgeräte zur Wärmeversorgung oder die Serienfertigung von Elektrolyseuren. Auch auf der Sicherheitsforschung, dem sicheren Wasserstofftransport und der Offshore Erzeugung von H2 liegen Forschungsschwerpunkte.

Wasserstoff ist ein Zukunftsfeld auch für die kommunale Versorgung und die Gestaltung nachhaltiger Lebensräume.

Dies den Menschen im Land nahe zu bringen, ist sicher auch eine kommunikative Herausforderung, die schon jetzt angegangen werden muss. Auch wenn aller Anfang manchmal schwer ist: Wasserstoff wird eine zentrale Rolle bei der Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe einnehmen.

Weitere Informationen unter: www.thuega.de

JK

 

Béatrice Angleys und Lisa Bauer, Thüga AG
Béatrice Angleys und Lisa Bauer, Thüga AG

 

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