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(GZ-12-2022)
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► KI-Analyse & Virtuelle Modelle:

 

Bis zu 70 Prozent effizienter in der Planung

Telekom setzt T-Car für einen beschleunigten Glasfaserausbau ein

Seit 2020 sind die mittlerweile vier T-Cars der Telekom im Einsatz. Das „T“ steht dabei für Telekom. Jonas Schmid, Fachreferent bei der Deutschen Telekom Technik GmbH, erklärt die Vorzüge dieses Vermessungswerkzeugs: „Mit Hilfe künstlicher Intelligenz werden Planungsprozesse digitalisiert und der Glasfaserausbau enorm beschleunigt.“ In Bayern will die Telekom bis 2030 den Glasfaserausbau komplettieren. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, müssen insbesondere Planungs- und Genehmigungsverfahren beim Netzausbau effizienter werden. Denn bevor der eigentliche Ausbau beginnen kann, muss das Netz geplant werden. In der Vergangenheit vergingen oftmals Monate, ehe die Planung abgeschlossen und der geplante Ausbau in einer Kommune umgesetzt wurde.

V.l.: Monika Adelsberger und Jonas Schmid von der Deutschen Telekom Technik GmbH, Lars Lempert und Adem Karca von der Geotechnik GmbH Kempen. Bild: CH
V.l.: Monika Adelsberger und Jonas Schmid von der Deutschen Telekom Technik GmbH, Lars Lempert und Adem Karca von der Geotechnik GmbH Kempen. Bild: CH

Hier kommen nun die T-Cars ins Spiel. Diese Messfahrzeuge wurden gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik (IPM) entwickelt und verfügen über Technik, die neue Dimensionen bei der technischen Planung der Ausbaugebiete eröffnet.

Aufnahmen in 2D und 3D

Wenn nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung unterversorgte Gebiete definiert wurden, schicken die Netzplaner der Telekom ein T-Car in dieses Gebiet. Das T-Car fährt im fließenden Straßenverkehr mit und nimmt die Straßensituation detailgetreu in 2D und 3D auf. Hierfür werden Kameras und Laserscanner eingesetzt. Oben auf dem T-Car befinden sich zwei Panoramakameras, alle fünf Meter nehmen sie ein 360° Bild auf. Vier weitere Einzelkameras nehmen Bilder in jede Fahrzeugrichtung auf und sind darauf fokussiert, die Oberflächen zu erkennen. Zusätzlich erfasst ein augensicherer Laserscanner die Umgebung – mit zwei Millionen Laserpunkten pro Sekunde.

GPS-Antennen

Zwei auf dem Dach montierte GPS-Antennen dienen zur exakten Bestimmung von Aufnahmezeit und -ort. Am Ende entsteht so ein digitales Bild der Straßenzüge, das den Netzplanern die relevanten Informationen für die Planung des Netzausbaus liefert.

Fragen an die Fahrer

Adem Karaca und Lars Lempert von der Firma Geotechnik GmbH Kempen sind die Fahrer des T-Cars. Sie berichten von gemischten, aber vorwiegend positiven Reaktionen auf das auffällig hochtechnisierte Fahrzeug. „Meist wird nachgefragt, wie lange es denn jetzt noch dauere, bis die Glasfaser verlegt sei“, so Lempert und Schmid ergänzt: „Vom Zeitpunkt der Befahrung sollte, inklusive Planung und Bau, das Glasfasernetz in einem Jahr fertig sein.“ Teamleiterin Monika Adelsberger, verantwortlich bei der Deutschen Telekom Technik GmbH für den Glasfaserausbau München Stadt und Landkreis, berichtet begeistert, dass durch den Einsatz des T-Cars echte digitalisierte Arbeit ermöglicht wird, sowohl für den Planungsprozess als auch in der Abstimmung mit den Kommunen, denn „keiner muss mehr vor Ort sein!“ Aufwendige Auskundungen und Abstimmungen vor Ort entfallen. Wodurch Planungsprozesse deutlich effizienter gestaltet werden und auch Aufwände in der kommunalen Verwaltung reduziert werden. Nach Aussage von Adelsberger kann der Planungsprozess mittels Geomapping durch ein T-Car bis zu 70 Prozent effizienter gestaltet werden.

KI-Analyse

Die in der Befahrung entstandenen Bilder und 3D-Daten werden in einem weiteren Schritt von einer künstlichen Intelligenz analysiert. Dadurch erhalten die Ausbauplaner automatisiert Zugriff auf wichtige Informationen: Welche Oberflächen müssen beim Ausbau bearbeitet werden? Kreuzen Bäume, Straßenlaternen oder sonstige Hindernisse die geplanten Glasfasertrassen? All diese Informationen liefert die künstliche Intelligenz.

Virtuelle Modelle

Ein Planungstool, zusätzlich angefüttert mit Daten über bereits bestehende Infrastruktur im Untergrund, ermittelt nun automatisiert den günstigsten Weg zur Verlegung der neuen Glasfasertrassen. Außerdem können virtuelle Modelle von Netzverteilern auf den Straßen platziert werden. Die Planer erhalten so eine millimeter-genaue digitale Vorschau von der Glasfasertrasse. So sparen sie nicht nur Zeit, auch anfallende Kosten für die geplanten Ausbauarbeiten werden dank der exakten Daten minimiert.

Dabei bleiben die hohen Erwartungen in den Datenschutz von der Telekom gewährleistet. Die Daten werden ausschließlich für interne Planungszwecke genutzt. Darüber hinaus werden auf den aufgenommenen Bildern alle Personen und Fahrzeuge nach dem aktuellen Stand der Technik unkenntlich gemacht. Deutschlandweit kommen erst vier T-Cars in Verbindung mit einer digitalisierten Ausbauplanung zum Einsatz. Trotzdem wurden allein in Bayern etwa 120 Fahrten durchgeführt und knapp 84.000 Kilometer Straße digital erfasst.

Begeisterung in Würzburg

Eine der ersten Kommunen, die gemeinsam mit der Telekom die digitale Planung des Glasfaserausbaus umgesetzt hat, war die Stadt Würzburg. Von der Zusammenarbeit sind beide Partner begeistert. „Dank des digitalen Planungsprozesses haben wir in Würzburg nur rund ein Fünftel der Zeit benötigt, die wir für eine ähnliche Planung ohne digitale Hilfsmittel gebraucht hätten“, erklärt Marius Kraus, Product Owner Fibre3D von der Deutschen Telekom Technik GmbH.

Immenses Potenzial

Das Pozenzial der digitalen Ausbauplanung ist riesig. „Im klassischen Prozess verbringen unsere Mitarbeiter viel Zeit auf der Straße. Auch eine Nachbearbeitung der Standorte – wenn eine Kommune Änderungswünsche hat – geht nun viel schneller“, erklärt Kraus. „In einem Fall konnte ein Kollege innerhalb eines halben Tages 27 Standorte vorbereiten und der Kommune zur Genehmigung senden.“

Zukünftig soll diese Form der Ausbauplanung Standard werden und so helfen den Glasfaserausbau deutschlandweit zu beschleunigen.

CH

 

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