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(GZ-10-2022)
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► bvse-Branchenforum 2022:

 

Gelebte Kreislaufwirtschaft gestalten

Rund 150 Branchenvertreter fanden sich in Leipzig zum bvse-Branchenforum mit dem Forum Schrott und dem Elektro(nik)-Altgerätetag zusammen. Mit der „Produktverantwortung 2.0 als Fortentwicklung des gesetzlichen Rahmens“ aus Sicht der Elektroindustrie und einem Update zum Elektronikschrottrecycling 2022 aus Sicht der mittelständischen Recyclingwirtschaft standen praxisbezogene Aspekte ebenso auf der Agenda wie Informationen über wichtige Neuerungen hinsichtlich des ElektroG III.

Bei der Eröffnung des 20. Elektro(nik)-Altgerätetags betonte bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock: „Die aktuellen Ereignisse in der Ukraine zeigen: Europa muss unabhängiger von Rohstoffimporten werden. Ausgediente E-Altgeräte müssen als Rohstoffquellen genutzt werden.“

Nach aktuell veröffentlichten Zahlen von Eurostat wurde die Zielvorgabe für getrennt erfasste Elektro(nik)-Altgeräte in Deutschland im Jahr 2019 erneut verfehlt. Im europäischen Vergleich sieht es nicht besser aus, nur 3 von 27 EU-Mitgliedsländern konnten die Sammelmindestquote von 65 Prozent für Elektro-Altgeräte erreichen.

Laut einer bvse-Mitteilung „sorgen die Unternehmen der Recycling- und Sekundärrohstoffwirtschaft dafür, dass Wertstoffe optimal zurückgewonnen werden, Primärrohstoffe geschont und CO2 eingespart wird. Zudem übernehmen unsere zertifizierten Erstbehandlungsanlagen durch eine sichere Schadstoffentfrachtung eine hohe Verantwortung für den Umwelt-, Natur- und Klimaschutz. Um dieses Erfolgssystem weiterzuentwickeln und Potenziale zu heben, sind verlässliche politische Rahmenbedingungen und darüber hinaus ein gemeinsames Zusammenwirken aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette notwendig.“

Am Anfang der Wertschöpfungskette gelte es, produktverantwortliche Hersteller mit einzubeziehen: Ein gutes „Design for Recycling“ unterstütze die Rückgewinnung ressourcenschonender Sekundärrohstoffe. Fest verbaute Akkus, schwer zugängliche Schadstoffe oder unlösbare Verbindungen, die die Demontage erschweren, müssten endlich der Vergangenheit angehören. Zudem sollte eine verstärkte nachhaltige Informationsarbeit der Produzenten dafür sorgen, Umweltaspekte zur Abgabe der Altgeräte, aber auch zur richtigen Abgabe beim Verbraucher zu stärken.

EAG-Sammlung verbessern

Zur qualitativen und quantitativen Verbesserung der EAG-Sammlung seien vor allem ein enges verbrauchernahes Sammelnetz und eine fachkundige Beratung zur richtigen Entsorgung vor Ort erforderlich. Essenziell sei, dass an den Sammelstellen qualifiziertes Personal die ordnungsgemäße und zerstörungsfreie Erfassung gewährleistet.

In ihrer Keynote-Speech wies Dr. Bettina Hoffmann, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, darauf hin, dass das „brutale Blutvergießen in der Ukraine deutlich macht, dass eine sichere und unabhängige Versorgung mit Energie und Rohstoffen auch eine Frage der nationalen Sicherheit ist“. Hoffmann betonte, dass die Gewinnung und Nutzung von Rohstoffen mit erheblichen Umweltbeeinträchtigungen verbunden seien.

Etwa 50 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen und sogar 90 Prozent des Biodiversitätsverlustes gingen nach Schätzungen des International Resource Panels der Vereinten Nationen direkt oder indirekt auf die Gewinnung und Verarbeitung von fossilen Brennstoffen, Biomasse, Erzen und Mineralen zurück. Daher sei die Reduktion des Bedarfs an Primärrohstoffen ein entscheidender Schritt, um die wichtigsten Umweltprobleme zu lösen. Die Parlamentarische Staatssekretärin sieht darin aber auch eine Chance für die Wirtschaft. Aus ihrer Sicht gehen eine sichere Ressourcenverfügbarkeit für den Wirtschaftsstandort Europa und der Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise Hand in Hand. „Dafür wollen wir eine gelebte Kreislaufwirtschaft gestalten“, erklärte Hoffmann.

Qualitätsoffensive Schrott

Unter dem Motto „Qualitätsoffensive Schrott“ gab der bvse auf dem 16. Forum Schrott einen umfassenden Einblick in die Veränderungen, die Erfordernisse und Herausforderungen der Dekarbonisierung der Stahlindustrie. Fachreferenten aus allen relevanten Bereichen der Schrottwirtschaft nahmen zu aktuellen Entwicklungen der Branche Stellung und luden die Teilnehmer zur Diskussion ein.

Einblicke in das europäische Vorzeigeprojekt „Grüner Stahl“ der Salzgitter AG standen ebenso auf dem Programm wie Herausforderungen, die es bei der Aufbereitung des Schrotts auf dem Weg zur CO2-Neutralität zu meistern gilt. Fachexperten analysierten die sich heute schon abzeichnende Konzentration in der Schrottwirtschaft und die Frage, ob dies eine notwendige Folge der Transmission ist. Neue Entwicklungen, Risiken und Chancen im Zuge der Novellierung der Abfallverbringungsverordnung, eingebettet in den Aktionsplan Kreislaufwirtschaft der EU-Kommission, wurden genauso beleuchtet, wie wachsende Befürchtungen zu deutlichen Exporteinschränkungen zum angeblichen Wohle der europäischen Stahlindustrie.

Als Abschluss der beiden parallel verlaufenden Tagungen stand schließlich ein gemeinsames „Forum Schrott/Elektro(nik)-Altgeräte“ auf dem Programm. Die hierin fokussierten stoffstromübergreifenden Themen umfassten den richtigen Umgang mit Lithium-Batterien in der Entsorgung, über aktiven Brandschutz in Behandlungsanlagen bis zur Frage, warum „CO2 als neue Währung“ im Rahmen der Umstellung auf klimaneutrale Wirtschaftsprozesse auch für die Recyclingwirtschaft anzusehen ist.

DK

 

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