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(GZ-9-2022)
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► Nachhaltig, auch im letzten Schritt:

 

Feuerbestattung Südostbayern soll bis 2023 klimaneutral werden

Verbraucht ein Fahrzeug vier Liter Diesel, so stößt es rund zehn Kilogramm CO2 aus – etwa so viel, wie eine der modernsten Feuerbestattungsanlagen Deutschlands bei einer Kremation produziert. Der Ausstoß der meisten Krematorien liegt dabei deutlich höher. Ein Umstand, den die Feuerbestattung Südostbayern (FBSO) in Zeiten des Klimawandels nicht länger hinnehmen möchte. Mit dem „Projekt 2023 – Klimaneutraler Betrieb der Feuerbestattung Traunstein“ geht das Unternehmen aus Traunstein bundesweit voran und stellt die Weichen für eine klimaneutrale Humankremation.

Thomas Engmann führt durch die Anlagen der FBSO. Personen v.l.: Stefan Will (Geschäftsführer Stadtwerke Traunstein), Peter Gschwendtner (Stadtwerke Traunstein), Thomas Engmann (Geschäftsführer Feuerbestattung Südostbayern GmbH), William Nolte (pers. Referent MdL Klaus Steiner), Prof. Dr. Dominikus Bücker (TH Rosenheim), Dr. Christian Hümmer (Oberbürgermeister Stadt Traunstein). Bild: Feuerbestattung Südostbayern GmbH
Thomas Engmann führt durch die Anlagen der FBSO. Personen v.l.: Stefan Will (Geschäftsführer Stadtwerke Traunstein), Peter Gschwendtner (Stadtwerke Traunstein), Thomas Engmann (Geschäftsführer Feuerbestattung Südostbayern GmbH), William Nolte (pers. Referent MdL Klaus Steiner), Prof. Dr. Dominikus Bücker (TH Rosenheim), Dr. Christian Hümmer (Oberbürgermeister Stadt Traunstein). Bild: Feuerbestattung Südostbayern GmbH

Wer ein nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Leben führt, muss sich im Klaren darüber sein: Auch der Tod erzeugt Emissionen. Daher ist die Auswahl der Bestattungsform auch aus Perspektive des Klimaschutzes nicht zu vernachlässigen. Die Humankremation hat in den vergangenen 20 Jahren deutschlandweit stark an Bedeutung gewonnen: Rund 75 Prozent aller Verstorbenen werden in der Bundesrepublik mittlerweile durch eine Feuerbestattung beigesetzt. Der Klimaschutz und die Nachhaltigkeit sind in der Wahrnehmung der Hinterbliebenen verständlicherweise zunächst oft zweitrangig. Eine Tatsache, die FBSO-Geschäftsführer Thomas Engmann zwar nachvollziehen kann, dennoch einer Revision unterziehen möchte: „Nach dem Verlust eines geliebten Menschen ist eine möglichst einfache Abwicklung der Bestattung von höchster Priorität.

Wir werden es deshalb ermöglichen, dass die am häufigsten angefragte Bestattungsform nicht länger aktivem Klimaschutz entgegenläuft. Die Feuerbestattung Südostbayern ermöglicht in ihrem Betrieb, dass auch der letzte Schritt ein würdiger Abschluss eines nachhaltigen Lebens sein kann – durch eine klimaneutrale Feuerbestattung.“

Bis 2023 soll der Betrieb der Feuerbestattungsanlage komplett CO2-neutral erfolgen. Ein ehrgeiziges Ziel, das die FBSO nicht durch Ausgleichsprojekte erreichen möchte. „Es wäre sehr leicht, sich selbst durch den Kauf von Zertifikaten das Prädikat „klimaneutral“ zu geben. Wir aber wollen es schaffen, echte Nachhaltigkeit und Klimaneutralität in unserem Unternehmen zu leben“, erklärt Thomas Engmann. „Schließlich steht die Wirtschaft in besonderem Maße in der Pflicht, wenn der Klimawandel gebremst werden soll. Wir nehmen diese Verantwortung ernst.“

Grünes Gesamtkonzept

Als erstes Feuerbestattungsunternehmen in Deutschland wird die FBSO den operativen Bereich klimaneutral betreiben. Dabei konnte sie an einen hohen Standard anknüpfen: Der energieverbrauchsarme Anlagenbetrieb sowie die Nutzung von Abwärme zur Beheizung der eigenen Gebäude und des Wasserkreislaufs sind bereits seit vielen Jahren Alltag in der Traunsteiner Anlage.

Nun wurde das gesamte Energiekonzept für einen klimaneutralen Betrieb umgestellt: Die Ofenlinien werden künftig ausschließlich mit Bio-Methan, einem nicht fossilen „Bio-Erdgas“, betrieben. Neue Photovoltaikanlagen erzeugen jährlich rund 50.000 kWh Strom für den Eigenbedarf. Das, was die FBSO nicht selbst an benötigtem Strom erzeugen kann, bezieht sie als regenerative Energie von den Stadtwerken Traunstein.

Ökostrom aus Wasserkraft

„Unser Ökostrom wird zu 100 Prozent aus Wasserkraftanlagen im Alpenraum erzeugt“, erläutert Stefan Will, Geschäftsführer der Stadtwerke Traunstein. Auch der Fuhrpark der FBSO steht ganz im Zeichen des Wandels. Erst kürzlich wurde ein vollelektrischer VW ID3 angeschafft, der den Mitarbeitern der FBSO für Fahrten in der Region zur Verfügung steht.

„Mit der Umstellung der verwendeten Energie haben wir natürlich erst den Anfang gemacht. Bis 2023 werden weitere Maßnahmen umgesetzt, damit die Feuerbestattung Traunstein auch europaweit neue Maßstäbe setzt“, sagt Engmann. Ziel ist es, alle Einzelmaßnahmen zu einem Gesamtkonzept zu verknüpfen, in dem auch die Abgabe von Strom und Wärme an Dritte eine Rolle spielt. Begleitet wird die FBSO in diesem Prozess von Prof. Dr.-Ing. Dominikus Bücker von der Technischen Universität Rosenheim. Als erfahrener Auditor und Maschinenbauingenieur unterstützt er mit seinem Institut für nachhaltige Energieversorgung bei der kontinuierlichen Optimierung der Prozesse und Einsparpotenziale. Prof. Bücker: „Der Schlüssel zu einem tatsächlichen klimaneutralen Betrieb ist die intelligente Verzahnung organisatorischer, technischer und energieeinsatzrelevanter Maßnahmen.“

Ein echtes Leuchtturmprojekt

Mit dem „Projekt 2023 – Klimaneutraler Betrieb der Feuerbestattung Traunstein“ setzt die FBSO nicht nur in ihrer Branche ein Zeichen. Auch für die Stadt und die Region Traunstein hat Thomas Engmann mit seinen Mitarbeitern ein echtes Leuchtturmprojekt gestartet. Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer zeigte sich entsprechend begeistert: „Traunstein soll bis 2040 klimaneutral werden. Das ist das ehrgeizigste Projekt in unserer Stadtgeschichte. Damit wir dieses Ziel erreichen, sind wir auf die Unterstützung der heimischen Unternehmen angewiesen. Umso mehr freut es mich, dass wir aus dieser doch unerwarteten Ecke der Traunsteiner Wirtschaft einen so starken Impuls für unser gemeinsames Ziel erhalten.“

 

 

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