Fachthemazurück

(GZ-8-2022)
gz fachthema
GZ-Plus-Mitgliedschaft

► Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich auf Infotour in Kirchdorf am Wald und Schönberg:

 

Musterbeispiele für Innenbelebung

Lebenswerte ländliche Räume brauchen attraktive Ortskerne. Dabei übernehmen gerade kleinere Orte wichtige Funktionen für die ganze Region. Über zukunftsorientierte Investitionen in eine lebendige Dorfmitte informierte sich jüngst Niederbayerns Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich in der Gemeinde Kirchdorf im Wald (Landkreis Regen) und im Markt Schönberg (Landkreis Freyung-Grafenau).

Bürgermeister Alois Wildfeuer zeigte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (l.) das Modell des neuen Gemeindezentrums. Bild: Lang / Bezirk Niederbayern
Bürgermeister Alois Wildfeuer zeigte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (l.) das Modell des neuen Gemeindezentrums. Bild: Lang / Bezirk Niederbayern

Die Gemeinde Kirchdorf im Wald bekommt ein neues, modernes Gemeindezentrum. Der Bau hat bereits begonnen, mit der Fertigstellung rechnet Bürgermeister Alois Wildfeuer noch in diesem Jahr. Der ehemalige Leerstand mitten am Dorfplatz bestand früher aus zwei Gebäuden und war im Besitz der Pfarrkirchenstiftung. Die Gemeinde kaufte das in die Jahre gekommene Ensemble, ließ es abreißen und erstellt dort nun mit Unterstützung des Freistaates Bayern einen Neubau.

Im Untergeschoss, mit einer Glaskuppel versehen, entstehen Probenräume für den Musikverein, in den Geschossen darüber finden das Pfarrbüro sowie ein Jugendraum und Veranstaltungssaal für sämtliche kirchlichen und weltlichen Vereine Platz. Ganz oben wird die Bücherei eine neue Heimat finden. Der Veranstaltungssaal steht für größere Feierlichkeiten zur Verfügung, „denn auch bei uns werden die Möglichkeiten weniger, die bisherigen Räume in Wirtshäusern zu nutzen – sei es für Theateraufführungen oder Vereinsveranstaltungen“, erklärte Wildfeuer, der dabei die hervorragende Unterstützung der Städtebauförderung an der Regierung von Niederbayern hervorhob. Gerade bei der Baukostensteigerung – ursprünglich war man von 3,3 Millionen Euro ausgegangen, mittlerweile rechnet man mit 4,4 Millionen – sei die Regierung stets entgegenkommend gewesen.

Sorge wegen Preissteigerung

Bezirkstagspräsident Heinrich befand gerade die Investition in eine lebendige Dorfmitte als sehr zukunftsorientiert, „denn nur lebendige Kommunen haben eine Anziehungskraft auf neue Bürger und auf junge Menschen, damit sie vor Ort bleiben“. Leerstände, die zum Verkauf stehen, gibt es aktuell in Kirchdorf im Wald keine mehr. Zudem will die Gemeinde durch die Ausweisung neuer Baugebiete, etwa in Abtschlag, bauwilligen Gemeindebürgern ein passendes Angebot machen. Allerdings sind beide Kommunalpolitiker auch besorgt, was die Preissteigerungen bei Bauvorhaben angeht. „Die Geldpolitik ist aus den Fugen geraten. Wir sind mitten in einer Spirale, von der ich nicht glaube, dass sie gut für uns ausgeht“, so Gemeindeoberhaupt Wildfeuer, der als Architekt mit dem Thema sehr vertraut ist. 

Mit einem weiteren Musterbeispiel für Innenbelebung kann der Markt Schönberg aufwarten: Dort wurde das ehemalige Gasthaus „Bayerischer Hof“ reaktiviert und im September 2021 der Markthof, in dem 22 Wohnungen, eine Bäckerei und eine Physiotherapiepraxis untergebracht sind, eingeweiht.

Bürgermeister Martin Pichler und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. Bild: Lang / Bezirk Niederbayern
Bürgermeister Martin Pichler und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. Bild: Lang / Bezirk Niederbayern

Schönbergs Bürgermeister Martin Pichler bezeichnete es als „Glücksfall“, dass 3. Bürgermeister Herbert Kern in das Objekt investiert und es so zu einem Schmuckstück des Marktplatzes aufgewertet hat. Sowohl die Mieter der Wohnungen als auch die Praxis und die Bäckerei mit Café würden seither den Ort beleben. „Es ist kaum zu glauben, welcher Impuls davon ausgeht“, betonte Pichler, der sich auch freute, dass dieses erfolgreiche Projekt zudem eine Art „Nachahmungseffekt“ hatte. Auch in der ehemaligen Lederhosenfabrik sind 16 Wohnungen entstanden, viele davon barrierefrei. Pichler zufolge ist eine gute Mischung aus Entwicklungen im Innen- und Außenbereich notwendig, denn auch für das klassische Einfamilienhaus mit Garten brauche es Bauplätze im Gemeindebereich.
Als nächstes Projekt hat sich der Rathauschef den Marktplatzumbau vorgenommen. Indem die Zugänge zu den Gebäuden abgeflacht und auch die Busbuchten tiefergelegt werden, soll der Markt barrierearm werden. Darüber hinaus wurde bereits ein weiteres Gebäude erworben, in dem im Erdgeschoss die Tourist-Info unterkommt und im Obergeschoss ein Co-Working-Space entstehen soll. Daneben soll auch eine Bonhoefer-Ausstellung eingerichtet werden.

Wichtig ist dem Schönberger Bürgermeister die Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte. „Zum Glück haben wir einen historisch gewachsenen Ortskern mit Grünzunge, der auch als Lebensraum attraktiv ist.“ Derzeit gebe es nur wenige Leerstände. Doch hat Pichler Sorge, was die Zukunft der Gastronomie angeht. „Den Betrieben geht das Personal aus.“

Auch Heinrich kennt das Problem, das sich im Zuge der Corona-Schließungen sehr verstärkt habe. „Der Personalmangel zieht sich durch immer mehr Branchen. Da wird es fraglich sein, was wir uns in einigen Jahren noch leisten können“, so der Bezirkstagspräsident. Denn gerade mit Blick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen, für die die Kommunen zuständig sind, werden sich zwar die baulichen Herausforderungen noch meistern lassen, aber kaum die personellen.

In Schönberg hat man sich auf diese Zeit bereits vorbereitet. Im Untergeschoss der Schule entsteht eine Kinderkrippe, am Kindergarten eine Mensa mit 60 Plätzen. Die Köchin wurde bereits eingestellt und arbeitet schon heute mit der Gemeindeverwaltung.

DK

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?
Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

 

GemeindeZeitung

Fachthema

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung