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(GZ-6-2022)
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► Positiver Trend:

 

SchuldnerAtlas Deutschland 2021

Mit 6,4 Prozent ist in Bayern der Anteil der überschuldeten Bürger geringer als in allen anderen Bundesländern. Laut dem bundesweiten „Schuldneratlas 2021“ der Creditreform Wirtschaftsauskunft liegen die 20 Landkreise und kreisfreien Städte mit den niedrigsten Überschuldungsquoten allesamt in Bayern.

Bundesweit am solidesten wirtschaften die Bürger im Kreis Eichstätt mit einer Überschuldungsquote von nur 3,8 Prozent. Es folgen die Kreise Erlangen-Höchstadt, Schweinfurt, Aichach-Friedberg, Landsberg am Lech, Neumarkt in der Oberpfalz, Würzburg, Roth, Straubing-Bogen und Neuburg-Schrobenhausen. Schlusslicht ist Bremerhaven mit einer Überschuldungsquote von knapp 20 Prozent.

Beim Vergleich der Landeshauptstädte steht München mit einem Anteil von knapp 8 Prozent überschuldeter Bürger auf Platz drei hinter Mainz und Potsdam. Schlusslicht ist Saarbrücken mit 15,2 Prozent.

Bundesweit hat die Zahl der überschuldeten Verbraucher im Jahr 2021 einen Tiefststand erreicht, es sind so wenige wie noch nie seit Beginn der Auswertungen 2004. Die Zahl überschuldeter Privatpersonen in Deutschland hat sich gegenüber dem Vorjahr um rund 700.000 Fälle (- 10,1 Prozent) auf 6,2 Millionen verringert. 3,1 Millionen Haushalte gelten damit als überschuldet und nachhaltig zahlungsgestört.

Die positive Überschuldungsentwicklung zeigt sich 2021 sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland. Alle 401 Kreise und kreisfreien Städte verzeichnen einen Rückgang der Überschuldungsquote. Insgesamt sind in den westlichen Bundesländern rund 5,2 Millionen, in Ostdeutschland knapp 1 Million Personen überschuldet.

Den deutlichsten Rückgang verzeichnet Hamburg mit - 1,4 Punkten auf 9,1 Prozent Überschuldung. Schlusslichter bleiben wie in den Vorjahren Bremen (12,8 Prozent; - 1,2 Punkte), Sachsen-Anhalt (11,6 Prozent; - 1,1 Punkte) und Berlin (10,8 Prozent; - 1,2 Punkte).

Nach Auffassung von Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, „ist die derzeit noch stabile Situation der Verbraucher eng mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung verbunden. Die Folgen der Corona-Pandemie seien bei der Überschuldung nicht akut spürbar, sondern würden zeitverzögert und mit Langzeitwirkung auftreten. „Megatrends wie gestörte Lieferketten, steigende Energiepreise und anhaltende Inflation wirken erst auf die Wirtschaft und dann auf die Geldbeutel der Verbraucher“, erläutert Hantzsch. Zudem hätten angesichts der unklaren Lage viele Verbraucher mit Ausgabenvorsicht und Konsumzurückhaltung reagiert und dadurch mehr als 200 Milliarden Euro zusätzlich seit Anfang 2020 angehäuft.

Positiver Trend

„Die aktuellen Zahlen zeigen uns einen positiven Gesamttrend auf fast allen Ebenen“, erklärt Stephan Vila, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und microm. Er weist aber auch darauf hin, dass trotz sinkender Überschuldungsquoten und Überschuldungsfälle bei Männern und Frauen sowie in fast allen Altersgruppen derzeit immer noch 32 Prozent oder rund 13,5 Millionen Haushalte von Einbußen beim Haushaltsnettoeinkommen betroffen sind.

Dass Altersarmut trotz allem ein Thema bleibt, bestätigt der Anstieg der Überschuldungsfälle und -quote bei den 60- bis 69-Jährigen. Derzeit sind 769.000 Überschuldungsfälle in diesem Alterssegment zu verzeichnen – ein Zuwachs von 44.000 Fällen oder 6 Prozent. Bedenklich: Die Zahl „harter“ Überschuldungsfälle mit juristisch relevanten Sachverhalten wächst deutlich um 113.000 Fälle, während die Zahl „weicher Fälle“ mit geringer Intensität zurückgeht (- 69.000 Fälle). „Bei den Privatinsolvenzen können wir einen Sondereffekt beobachten“, erläutert Vila. „Der deutlichste Anstieg seit über zehn Jahren liegt vor allem an der verkürzten Restschuldbefreiung von drei Jahren (bisher: sechs Jahre). Die für 2021 zu erwartenden rund 100.000 Verbraucherinsolvenzverfahren sind allerdings nur die Spitze des Eisbergs, denn sie machen nur rund zwei Prozent der aktuellen Überschuldungsfälle aus.“

DK

 

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