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(GZ-3-2022)
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► Reaktionen von SVB und GVB:

 

Wohnimmobilienkredite werden teurer

Mit Unverständnis haben Sparkassenverband Bayern (SVB) und Genossenschaftsverband Bayern (GVB) auf die Absicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) reagiert, einen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienkredite in Höhe von zwei Prozent und einen antizyklischen Kapitalpuffer von 0,75 Prozent einzuführen. Somit müssen Banken und Sparkassen künftig mehr Eigenkapital für Wohnimmobiliendarlehen vorhalten, Kredite werden teurer.

„Dass die BaFin Maßnahmen in diesem Ausmaß trifft, ist für mich nicht nachvollziehbar. Denn die Folgen treffen schließlich die Kunden, die ohnehin unter den hohen Immobilienpreisen leiden: Für sie dürfte der Immobilienkauf noch teurer und schwieriger werden. Das gilt für private wie für Unternehmenskunden“, erklärte Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern. Die deutsche Wirtschaft sei ohnehin belastet: „Wann und wie eine umfassende Erholung eintritt, ist unsicher. Gerade jetzt müssen die Kreditinstitute dabei mit voller Kraft unterstützen. Nicht überall zeigt sich die Immobilienpreisentwicklung in kritischem Ausmaß, eine Vorgabe mit der Gießkanne für alle Sektoren greift also auch dort ein, wo es gar nicht notwendig ist.“

Wohnungsbau fördern statt verteuern

Zudem treffe die Erhöhung der Kapitalanforderungen zur Risikosteuerung vor allem die Kreditvergabe an inländische Unternehmen, weshalb die Sparkassen und ihre Kunden besonders betroffen seien. „Letztlich gilt: Um dem teilweise überhöhten Preisniveau am Immobilienmarkt zu begegnen, muss vielmehr ein größeres Angebot geschaffen werden. Dazu braucht es wirtschafts- und wohnungspolitische Entscheidungen, keine bankaufsichtlichen Belastungen“, machte Reuter deutlich.

„Angesichts der konjunkturellen Entwicklung braucht es Impulse für Wachstum und Kreditvergabe. Das Ausmaß dessen, was die BaFin derzeit plant, läuft der dringend notwendigen wirtschaftlichen Erholung entgegen“, stellte GVB-Vorstandsmitglied Alexander Büchel fest. Wie das Statistische Bundesamt mitgeteilt habe, sei die Wirtschaft in Deutschland im Jahr 2021 um 2,7 Prozent gewachsen und damit deutlich geringer als erhofft.

„Die Wirtschaft hat Corona noch nicht hinter sich gelassen. Die Konjunkturerholung ist ein zartes Pflänzchen, das es zu pflegen gilt“, betonte Büchel. Die geplanten Maßnahmen der BaFin zur Einführung eines antizyklischen Puffers und eines sektoralen Puffers in Höhe von zwei Prozent für den Wohnimmobiliensektor wirkten kontraproduktiv, weil Kredite verteuert und der Aufwand für die Banken erhöht würden.

Wichtig wäre es Büchel zufolge, jetzt Impulse für Wachstum und Beschäftigung zu setzen, anstatt Realkredite zu verteuern. Eine Verteuerung von Krediten treffe Häuslebauer und die mittelständische Wirtschaft. Zudem würde der systemische Puffer sämtliche Wohnimmobilienkredite betreffen, unabhängig vom tatsächlichen Risiko.

„Eine derart pauschale Betrachtung wird der Herausforderung nicht gerecht und ignoriert regionale Unterschiede bei der Preisentwicklung“, kritisierte der GVB-Vorstand. Wer weiter steigenden Immobilienpreisen entgegenwirken will, müsse den Wohnungsbau fördern und dürfe ihn nicht durch pauschale und undifferenzierte Maßnahmen weiter verteuern, forderte Büchel.

DK

 

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