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(GZ-24-2021)
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► Neuer Difu-Leitfaden:

 

Städte nachhaltig planen und bauen

Um zukunftsfähig zu handeln, ist eine ressourcen- und klimaschonende Planung und Errichtung der gebauten Umwelt unabdingbar. Das bedeutet: Der Blick muss verstärkt auf die kommunalen Hebel der Stadtplanung und Stadtentwicklung gelenkt werden. Unterstützung leistet dabei der Difu-Leitfaden „Stadtplanung und Stadtentwicklung als Hebel für den Ressourcen- und Klimaschutz: Kommunale Instrumente, Fallbeispiele und Potenziale zur Reduktion der Ressourceninanspruchnahme“, der im Rahmen des vom Umweltbundesamt geförderten Projekts „Steuerbare urbane Stoffströme“ erarbeitet wurde.

Die Publikation führt in die Thematik des nachhaltigen Planens und Bauens ein, zeigt Instrumente der Stadtplanung und Stadtentwicklung zur Steuerung von Stoffströmen, beschreibt Anwendungsbeispiele aus Kommunen und skizziert Lösungswege für ein optimiertes Vorgehen bei der Steuerung von Stoffströmen zur Reduzierung der Ressourceninanspruchnahme.

Die Ergebnisse der Studie „Steuerbare urbane Stoffströme“ zeigen deutlich, dass Stadtplanung und Stadtentwicklung eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf die Nutzung von natürlichen Ressourcen haben. Vor allem die planerischen Instrumente zur baulichen Entwicklung von Städten und Gemeinden wie Fläche, Materialien, Energie und Wasser haben einen erheblichen Einfluss. Den kommunalen Akteuren (z. B. Ämter mit den Zuständigkeiten für Stadtplanung bzw. Stadtentwicklung, Liegenschaften, Fachplanungen) kommt eine sehr wichtige Rolle zu.

Das den Städten zur Verfügung stehende Instrumentarium der Planung ist vielfältig. Neben formalen rechtlichen Instrumenten sind informelle Instrumente wie zum Beispiel Informations- und Beratungsangebote, Förderprogramme und sonstige Anreizmechanismen von Bedeutung.

In einigen Themenfeldern, etwa bei der Flächenneuinanspruchnahme, der Energieversorgung oder Regenwasserbewirtschaftung, werden im Rahmen der Kommunalplanung bereits einzelne natürliche Ressourcen direkt berücksichtigt. Fachkonzepte und eine entsprechende Umsetzung im Rahmen von Planungsprozessen liegen demnach vor, d. h. Vorgaben aus diesen Konzepten werden gezielt adressiert.

Vermehrt konnten auch bereits innovative Mobilitätskonzepte identifiziert werden, die bei städtebaulichen Vorhaben aufgegriffen werden, doch haben diese Ansätze häufig noch Pilotcharakter. Die meisten Kommunen nehmen bestimmte Stoffströme, wie z. B. Recyclingbaustoffe, aktuell nicht bewusst in den Blick. Hierfür fehlen zumeist über den Einzelfall hinausgehende, übergreifende Konzepte. Die meisten Kommunen beschäftigen sich laut Studie nicht strategisch und prioritär mit diesen Themen. Ihnen sind bei der Einflussnahme in Bezug auf die Auswahl und Verwendung von Baumaterialien aber auch aus rechtlicher Sicht Grenzen gesetzt.

Flächennutzungsplan als wichtiges Instrument

Ein entscheidendes Instrument für die Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme, z.B. durch die Festlegung möglicher Bauflächen und einer effizienten Dimensionierung bzw. Nutzung von technischen Infrastrukturen, ist der Flächennutzungsplan. Durch den gesetzlichen Rahmen beschränkt sind die Steuerungspotenziale des Bebauungsplans, jedoch lassen sich auch hier vielfältige Ansätze zum Ressourcenschutz berücksichtigen.

Im B-Plan festgesetzt und somit beeinflusst werden können unter anderem der Flächenverbrauch (z. B. in Bezug auf verkehrliche Erschließung, Pkw-Stellplätze sowie Geschossflächenzahl und Grundflächenzahl von Gebäuden), der Energieverbrauch (z. B. Verhältnis von Gebäudefläche zu beheizbarem Gebäudevolumen), Energieerzeugung und Regenwassermanagement. Diese Festsetzungen haben Einfluss auf die Ressourceninanspruchnahme.

Ein weitergehender Einfluss, ergänzend zum B-Plan, erfordert den Rückgriff auf andere Instrumente. Soweit es sich um Flächen handelt, die nicht im Eigentum der Stadt sind, bietet bei der Schaffung von Baurecht der städtebauliche Vertrag die Möglichkeit, konkrete Maßnahmen zu vereinbaren, die zu einer schonenderen Nutzung von natürlichen Ressourcen führen. Im BauGB selbst werden bereits Maßnahmen zu Energieeinsparung mittels städtebaulicher Verträge ausdrücklich erwähnt. Entsprechende Vorgaben müssen allerdings nachvollziehbar der Umsetzung städtebaulicher Ziele dienen.

Wenn die Kommune Eigentümerin der Fläche ist, hat sie durch die Veräußerung der Flächen die Möglichkeit, einen umfassenden Einfluss auf die weitere Nutzung und Bebauung zu nehmen. So können bestimmte Verpflichtungen in den Kaufvertrag aufgenommen werden, die den Käufer zu einer ressourcenschonenden Umsetzung eines Bauvorhabens verpflichtet (inklusive Baumaterialien). Instrumente wie Kaufverträge oder Konzeptvergaben haben für den Ressourcenschutz die größte Wirktiefe. Für die Ziele des Ressourcenschutzes ist es daher zweckmäßig, wenn die Städte ihre eigenen Liegenschaftsbestände kontinuierlich durch Zukauf ergänzen, um ihre bauliche Entwicklung steuern zu können.

Die am weitesten reichenden Umsetzungsmöglichkeiten zum Ressourcenschutz besitzt die Kommune jedoch als eigene Bauherrin im Falle der Entwicklung von Hoch- und Tiefbaubauvorhaben. In diesem Bereich kann sie selbst Vorbildfunktionen wahrnehmen und wichtige Impulse für die ressourcenschonende Bautätigkeit insgesamt geben.

Laut Studie ist die Innenentwicklung dem Bauen im Außenbereich prinzipiell vorzuziehen, da sie wesentlich ressourcenschonender ist. Instrumente wie Bauflächenkataster, die Entwicklung von teilräumlichen Konzepten, vorhabenbezogene B-Pläne oder Baugebote können zur Stärkung der Innenentwicklung eingesetzt werden. Bei der Bestandsentwicklung kommen auch Maßnahmen wie Förderprogrammen oder Beratungsleistungen eine besondere Bedeutung zu.

In einigen Kommunen ist das Innenentwicklungspotenzial zu großen Teilen ausgeschöpft oder wird es in den nächsten Jahren sein. Hier sollten trotzdem weiterhin innovative Lösungen gesucht werden, die den Neubau im Außenbereich minimieren. Eine Nachverdichtung (z. B. Aufstockungen) ist eine Möglichkeit, um weitere Potenziale auszuschöpfen. Ebenso sollten die Sanierung und der Umbau des vorhandenen Gebäudebestands im Zentrum der Aktivitäten liegen, um eine lange ressourcenschonende Nutzungs- und Lebensdauer der Gebäudeinfrastrukturen zu gewährleisten.

Fazit: Obwohl Kommunen bereits einen großen Beitrag zur Reduzierung der Ressourceninanspruchnahme leisten, sind noch Potenziale zu nutzen. Es ist davon auszugehen, dass das Themenfeld der Ressourcen auch in der Stadtplanung und Stadtentwicklung deutlich an Bedeutung gewinnen wird.

DK

 

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