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(GZ-23-2021)
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► Einnahmerückgänge in Milliardenhöhe:

 

VDV fordert Rettungsschirm und Planungssicherheit

Bus- und Bahnunternehmen müssen aufgrund der aktuell bereits laufenden vierten Corona-Infektionswelle auch im kommenden Jahr mit Einnahmerückgängen in Milliardenhöhe rechnen. Darauf hat das Präsidium des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hingewiesen. Der Verband fordert daher von Bund und Ländern, den Rettungsschirm zur finanziellen Unterstützung der Branche weiterhin aufgespannt zu lassen, um die prognostizierten Verluste auszugleichen.

Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer. Bild: VDV
Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer. Bild: VDV

Wie Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff erklärte, „fahren die Unternehmen, wie politisch gewünscht, immer noch nahezu 100 % des Angebots bei aktuell 70 bis 80 % der üblichen Fahrgastzahlen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Nachfrage in den kommenden Wochen und Monaten auf diesem Niveau bleibt oder sogar wieder leicht sinkt, dann fehlen der Branche im kommenden Jahr zwischen 1,5 und 1,7 Milliarden Euro an Fahrgeldeinnahmen. Dafür brauchen wir eine Lösung.“

Laut VDV-Präsidium besteht ein breiter gesellschaftlicher Konsens, dass dem ÖPNV eine zentrale Aufgabe beim Klimaschutz im Verkehr zugedacht sei. Ein starkes ÖPNV-Angebot auf Schiene und Straße sei dafür Voraussetzung. „Wenn aber die Verluste für die Branche unverschuldet in die Milliarden gehen, dann drohen am Ende sogar Angebotseinschränkungen im Nahverkehr. Das darf nicht passieren und kann auch nicht verkehrspolitisches Ziel von Bund und Ländern sein“, machte Wolff deutlich.

Planungssicherheit für die Mobilitätswende vor Ort lautet die Devise. Mit Blick auf einen sehr hohen Andrang bei den E-Bus-Bestellungen betonte VDV-Vizepräsident Werner Overkamp: „Die Branche hält Wort und hat die Mobilitätswende vor Ort, in den Städten und Gemeinden, kraftvoll vorbereitet. Sind wir bisher davon ausgegangen, dass wir jährlich etwa 1.000 neue E-Busse auf Deutschlands Straßen sehen werden, können wir mit Blick auf die weitaus höhere Zahl an geplanten Fahrzeug-Neubestellungen diese wohl bald erfreulicherweise nach oben korrigieren.“ Das seien, so Overkamp, sehr gute Signale für die Dekarbonisierung der Flotten in Deutschland, um die CO2-Emissionen der Busse nochmals zu senken. Allerdings drohe jetzt eine Überzeichnung der Fördermittel.

„Wir machen uns Sorgen, dass einige Verkehrsunternehmen ihre Bestellpläne wieder rückgängig machen könnten, wenn sich abzeichnet, dass die Fördermittel des Bundes möglicherweise nicht ausreichen oder nicht kurzfristig bereitgestellt werden – und etwa kleinere Unternehmen weniger stark berücksichtigt werden“, stellte Overkamp fest. „Wir brauchen deutschlandweit Planungssicherheit, um das Tempo in den großen Städten wie im ländlichen Raum hochzuhalten.“ Mit den gesetzten Zielen – 22,5 Prozent E-Busse bei Neubeschaffungen umzusetzen – setze sich die ÖPNV-Branche an die Spitze des Transformationsprozesses des Verkehrssektors.

Im Zuge der laufenden Koalitionsverhandlungen haben die Bahnverbände, darunter der VDV, nochmals dazu aufgerufen, ihre gemeinsamen Kernforderungen zu berücksichtigen. Von überragender Bedeutung für Deutschland sei die Erreichung der Klimaschutzziele bis 2030, was im Verkehrssektor nur mit mehr Schienenverkehr gelingen könne. Die Branche müsse mit Blick auf die Klimaschutzziele die Fahrgastzahlen im Personenverkehr in diesem Jahrzehnt verdoppeln und den Marktanteil im Güterverkehr auf mindestens 25 Prozent erhöhen. Es gelte, die Infrastruktur für den Deutschlandtakt auszubauen, die Digitalisierung der Schiene voranzutreiben und die Verkehrswende zu forcieren. Schließlich bedeute mehr Verkehr auf der Schiene mehr Lebensqualität für alle: weniger Staus, weniger Abgase, weniger Flächenverbrauch und weniger Verkehrsopfer.

Zwar seien vor allem in der vergangenen Legislaturperiode die finanziellen Mittel für den Eisenbahnsektor deutlich aufgestockt worden, jedoch sei es erforderlich, dass die künftige Bundesregierung das Tempo jetzt weiter erhöht und der Schiene Priorität einräumt, heißt es. Alle Parteien hätten sich vor der Wahl für eine Stärkung der Schiene ausgesprochen. In den bisher veröffentlichten Ergebnissen der Gespräche zwischen SPD, Grünen und FDP sei bezüglich der Stärkung des Eisenbahnverkehrs aber noch viel Luft nach oben, monieren die Bahnverbände.

DK

 

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